Der Bebauungsplan Unteres Rot ermöglicht ein Mischgebiet aus Wohnen und Gewerbe entlang der Hedelfinger Straße. Fotos: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Nach mehr als 90 Jahren hat die Autoverwertung Nill den Betrieb eingestellt. Ein Investor aus München hat das attraktive Gelände am Ortseingang von Hedelfingen übernommen. „Der vor drei Jahren verabschiedete Bebauungsplan sieht ein Mischgebiet aus Wohnbau und Gewerbe vor“, sagt Stadtplaner Arnold Maiwald. In der Einwohnerversammlung wurde Kritik laut, dass die Stadt sich das „Filetstück“ nicht für Wohnungsbauprojekte gesichert hat.

Für Tausende Autobesitzer war die Hedelfinger Straße 152 die letzte Hoffnung, ihr Fahrzeug wieder kostengünstig in Gang zu bekommen. Andere verabschiedeten sich dort wehmütig von ihrem lieb gewonnen Gefährt. Bei der Autoverwertung Nill bekamen Fahrzeugbastler fast jedes Ersatzteil und konnten ausgediente Fahrzeuge zum „Verschrotten“ geben. Mehr als 90 Jahre lang herrschte in dem Familienbetrieb Hochbetrieb, die Autowracks am Ortseingang waren fast ein Markenzeichen von Hedelfingen. Seit dem 23. Juli sind die Hallen leer. Das Familienunternehmen hat den Betrieb eingestellt. Das große Firmengelände wurde verkauft, zum Leidwesen einiger Bürger und Bezirksbeiräte bekam ein Investor aus München den Zuschlag. „Wieso hat die Stadtverwaltung die Gelegenheit nicht genutzt, das Areal zu erwerben, um es für Wohnbauzwecke zu nutzen?“, fragte eine Hedelfingerin bei der Einwohnerversammlung.

Die Stadt habe kein Vorverkaufsrecht besessen, antwortete Finanzbürgermeister Michael Föll in der Turn- und Versammlungshalle. „Wir haben auf Grundlage des Verkehrswertes ein freihändiges Angebot abgegeben, sind aber nicht zum Zug gekommen“, erklärte Föll. Die Stadt habe allerdings durch den Bebauungsplan Hedelfinger Straße/Unteres Rot das Planungsrecht in der Hand.

Die Hoffnung ruht auch auf dem Investor. Die Firma DIBAG Industriebau AG habe mit ihren Projekten bereits mehrfach bewiesen, dass sie verantwortungsvoll mit dem Gelände umgeht und qualitätvoll baut. Das Münchner Unternehmen kennt sich im Bereich Hedelfingen und Wangen gut aus. Sie hat bereits im Rahmen des „Forum für Innovation und Technologie“ (FIT)-Projekts den Bereich an der Kesselstraße aufgewertet und vom Schaudt-Areal, das DIBAG ebenfalls erfolgreich neu entwickelt und vermarktet hat, könnten die DIBAG-Planer auf das Nill-Gelände blicken und vielleicht auch Synergie-Effekte nutzen. „Für Hedelfingen eröffnet sich auf alle Fälle eine Chance, einen attraktiveren Ortseingang zu gewinnen“, sagt Bezirksvorsteher Kai Freier. Bis vor drei Jahren war das Gebiet zwischen Alosenweg, Hedelfinger Straße, dem Kodakgelände und dem Wangener Berg als reines Gewerbegebiet ausgewiesen. Auf den Kodak-Parkplätzen wurde vor fünf Jahren bereits Wohnungsbau realisiert. Familien fanden im Stadtbezirk ein Zuhause. Auf dem verbliebenen Gebiet in Richtung Hedelfinger Platz - inklusive des Nill-Areals - ermöglicht der Bebauungsplan aus dem Jahr 2014 nun eine Mischung aus Gewerbe und Wohnbebauung. Direkt an der Straße könnten, so die Stadtplaner, zwei- bis dreistöckige Gebäude zur gewerblichen Nutzung gebaut werden. Im hinteren Bereich zum Wangener Berg könnten zweistöckige Reihenhäuser entstehen.