Die in die Jahre gekommene Turn- und Versammlungshalle könnte abgerissen werden. Quelle: Unbekannt

Die Stadt hat eine Machbarkeitsstudie für die Hedelfinger Kelter in Auftrag gegeben. Demnach könnte dort ein Raum für Sportkurse untergebracht werden. Er könnte die alte Schulturnhalle ersetzen.

HedelfingenSie ist eines der Wahrzeichen in Hedelfingen: die historische Kelter in der Fruchtstraße. Seit Jahrhunderten werden dort die Trauben angenommen, erstverarbeitet und dann die Hedelfinger Weine gelagert und verkauft. Geht es nach den Ideen des Liegenschaftsamts und eines beauftragten Architekten könnte dort in Zukunft auch geturnt und Gymnastik gemacht werden. „Der einstige Finanzbürgermeister Michael Föll hatte eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, wie die Kelter zusätzlich genutzt werden könnte“, berichtete Bezirksvorsteher Kai Freier. Hintergrund ist, dass die alte Turn- und Versammlungshalle in der Hedelfinger Straße in die Jahre gekommen ist. Zudem hat offensichtlich ein Investor Interesse an dem Standort. „Uns fehlen Hallenflächen. Deswegen wollen wir ein Konzept entwickeln und schauen, ob wir Angebote aus der Turn- und Versammlungshalle in die modernisierte Kelter verlagern können“, erklärte Martin Hampp vom Amt für Sport und Bewegung.

Die Kelter im Ortskern weist eine Grundfläche von knapp 1500 Quadratmetern auf. Der historische Teil entlang der Fruchtstraße stammt aus dem Jahr 1600, um 1901 wurde ein Kelterschuppen angebaut. „Das eigentliche Keltergebäude steht unter Denkmalschutz, die Landesdenkmalbehörde beurteilt jedoch den Schuppen als zum Ensemble dazugehörend“, verriet Daniel Nikoleizig vom Liegenschaftsamt. In Absprache mit der Weingärtnergenossenschaft Hedelfingen als Mieter habe ein Architekturbüro ein Raumprogramm entworfen – eine erste Vision, so Nikoleizig. Im Schuppenbereich – in Richtung Feuerwehrhaus – könnte demnach ein etwa 180 Quadratmeter großer Veranstaltungsraum entstehen.

Aus Denkmalschutzgründen wäre dies nur machbar, indem ein separater Kasten ins Gebäude geschoben würde. Dank dieses Haus-in-Haus-Systems entstünde ein Raum, in dem beispielsweise Seniorengymnastik, Kinderturnen, Yoga- und Entspannungskurse angeboten werden könnten. Am Rande würden Toiletten, Sanitäranlagen, eine Theke und auch Koch- und Cateringgelegenheiten platziert. Der Kubus könnte entsprechend gedämmt und energetisch optimiert werden. Dieser Veranstaltungsraum würde durch eine Falttür von der großen Lager- und Kelterfläche getrennt. „Im Bedarfsfall könnte die Wand entfernt werden, sodass für die Kirbe oder für andere Festivitäten ein größerer Bereich entstünde, aber die Wengerter weiterhin ihre Flächen für die Traubenanlieferung und -verarbeitung behalten“, so Nikoleizig. Der Architekt habe zudem einige Getränkelager und Logistikflächen eingeplant und der heutige Verkaufsraum unter den Arkaden könnte vergrößert und attraktiver gestaltet werden. Die Wengerter müssten aber im Gegenzug auf Fläche zugunsten des neuen Veranstaltungs-Kubus verzichten. Insgesamt gehen die Architekten von Umgestaltungskosten von 3,3 Millionen Euro – mit einem Unsicherheitsfaktor von 20 Prozent – aus. „Durch die Umgestaltung könnte die Stadt einen Teil der Fläche neu belegen und dem historischen Gebäude im Ortskern neues Leben einhauchen“, warb Nikoleizig dafür, diese ersten Gedanken in konkrete Planungen münden zu lassen.

Die Bezirksbeiräte reagierten gespalten. Ein Grund sind die fehlenden Parkplätze. Frank-Ulrich Auricchio vom Tiefbauamt stellte zwar einige Möglichkeiten dar. So sollen bestehende Parkplätze in der Fruchtstraße und Heumadener Straße in bewirtschaftete Stellflächen umgewandelt werden, auf denen die Kursbesucher zwei Stunden parken können. Auch in der Brauhof-, in der Plan- und in der Rohrackerstraße entdeckte Auricchio weitere Parkflächen. Die Bezirksbeiräte sehen das Parkkonzept eher als Mogelpackung an. „Dadurch entstehen keine neuen Parkplätze. Sie wandeln nur bereits genutzte Parkplätze in neu ausgewiesene um“, meinte Wolfgang Gohl von den Freien Wählern. „Die benachbarte Ausfahrt der Feuerwehr wird dadurch nur noch öfter zugeparkt“, vermutet CDU-Bezirksbeirat Hans Eisele.

Grundsätzlich sahen die Bezirksbeiräte die Ideen durchaus als interessante Weiterentwicklung der Kelter an. Alle betonten aber, dass der Raum in der Kelter kein vollwertiger Ersatz für die Turn- und Versammlungshalle sein kann. Es könne nicht sein, dass die Stadt zuerst die Turn- und Versammlungshalle herunterkommen ließ, sie nun verscherbelt und den Hedelfingern nur die umgebaute Kelter anbietet. „Das ist nicht ausreichend. Wir benötigen ein zweites Konzept für eine neue Versammlungshalle. Sie ist für den Ort unverzichtbar“, betonten Mario Graunke (CDU) und Mailin Frey (Freie Wähler). Auch Regina Erben (SPD) bat darum, gemeinsam zu überlegen, wie der vom Sportamt bestätigte Bedarf einer fehlenden Halle gedeckt werden könne. Die Bezirksbeiräte wollten die Bedenkzeit nutzen, über Alternativen zu diskutieren und dann entscheiden, wie die 3,3 Millionen Euro sinnvoll eingesetzt werden können.