Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember fahren die Busse der Linie 64 nicht mehr über die Waldebene Ost zum Buchwald. Foto: Sebastian Steegmüller - Sebastian Steegmüller

Die Linie soll in den Abendstunden vom Ostendplatz zu den Vereinsgeländen verkehren.

Stuttgart-OstDie Tage werden wieder kürzer, bereits gegen 18.30 Uhr geht mittlerweile die Sonne unter. Auch gestern haben sich in den Abendstunden wieder zahlreiche Kinder und Jugendliche auf den Weg zu den Sportvereinen auf der Waldebene Ost gemacht. Viele Spieler setzen vor und nach dem Training auf das Eltern-Taxi oder werden von Trainern mitgenommen. Ein Großteil zückt jedoch das Smartphone, startet die Taschenlampen-App und läuft durch den Wald nach Hause. Eine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr gibt es seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember nicht mehr. Die Verlängerung der Buslinie 64 vom Frauenkopf über die Haltestelle Stelle hinaus wurde eingestellt.

Als Begründung für das Aus des eineinhalbjährigen und rund 200 000 Euro teuren Pilotprojekts wurde die zu geringe Auslastung angegeben. Schon damals kritisierten die Handels- und Gewerbevereinen Stuttgart-Ost und Gablenberg die unattraktive Taktung. Darüber hinaus sprach man sich dafür aus, dass die Busse bis zum Ostendplatz fahren und nicht schon im Buchwald drehen sollen. Bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) stießen sowohl die HGV-Verantwortlichen als auch die ehemalige Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier mit ihren Vorschlägen auf taube Ohren, jetzt haben die CDU, die Grünen und die SPD einen neuen Anlauf gestartet. In einem interfraktionellen Antrag fordern die Fraktionen im Gemeinderat, dass die Waldebene Ost wieder an den ÖPNV angebunden wird.

Dazu haben sich die Lokalpolitiker mit den Verantwortlichen von der Waldebene Ost, Bezirksbeiratsmitgliedern sowie Vertretern von SSB und Stadtverwaltung mehrfach getroffen, um nach einer Möglichkeit zu suchen. Vorstellbar wäre ein Shuttlebus, der analog zu den Bäderfahrten zwischen Schulen und Hallenbädern unter der Woche von 16 bis 18 Uhr Kinder und Jugendliche aus dem Stuttgarter Osten auf die Waldebene bringt. Er könnte im Halbstundentakt vom Ostendplatz über die bestehenden Haltestellen „Wagenburgstraße“ und „Gablenberg“ mit einem Stopp bei den Vereinen zur „Geroksruhe“ pendeln. Die Heimfahrt der Nachwuchskicker wäre in der Zeit zwischen 18.15 Uhr und 20.15 Uhr vorgesehen. Das Angebot soll nach jetzigem Planungsstand ausschließlich für Kinder- und Jugendliche, die auf der Waldebene trainieren, gelten – möglichst kostenfrei. Wie diese Vorgabe umgesetzt wird, ist noch unklar. Es zeichnet sich jedoch ab, dass Spaziergänger oder Besucher der Gastronomiebetriebe in die Röhre schauen werden. „Da war die Nachfrage aber schon in der Pilotphase überschaubar“, sagt Michael Dalaker. Der Geschäftsführer des FSV Waldebene Stuttgart-Ost begrüßt den Antrag der Gemeinderatsfraktionen. Schließlich stelle der neugegründete Verein, der sich aus den Kinder- und Jugendabteilungen der Spvgg Ost, des SV Gablenberg und des 1. FV 1896 Stuttgart zusammensetzt, mit 450 Fußballerinnen und Fußballern im Nachwuchsbereich die meisten Mitglieder in der Landeshauptstadt. Hinzu kommen weitere junge Sportlerinnen und Sportler des TB Gaisburg. „Wir halten den Bus für absolut notwendig, schließlich haben wir ein Top-Sportgelände, das mit dem ÖPNV nicht erreichbar ist.“ Bei all den Diskussionen um Elterntaxis und die Reduzierung des Individualverkehrs sei dies ein No-Go.

Nach den bisherigen Gesprächen sei er aber vorsichtig optimistisch, dass bald wieder eine Anbindung geschaffen werde. „Das Konzept wirkt vernünftig, deutlich durchdachter als beim Pilotversuch. Ich habe lediglich bedenken, dass aufgrund der hohen Auslastung der Takt zu niedrig sein könnte. Es darf nicht passieren, dass Kinder an den Haltestellen bleiben müssen, weil der Bus voll ist. Aber da könnte man ja entsprechend aufstocken.“

Noch unklar ist, wie hoch die Kosten für den Shuttle-Bus sind und wie die Finanzierung gestemmt werden kann. In ihrem gemeinsamen Antrag fragen die drei Fraktionen daher bei der Verwaltung an, welche Zuschussmöglichkeiten es für diese „Sonderform des Linienverkehrs“ gibt. In den Treffen wurde zudem darüber diskutiert, ob die Vereine etwas beisteuern können. „Für uns ist das jedoch nur sehr schwierig zu realisieren“, sagt Dalaker mit Blick auf die Vereinskasse. Mitgliedsbeiträge im Jugendbereich zu erhöhen, sei keine Option. Schon eher denkbar sei hingegen, dass man Sponsoren für das Projekt gewinnen könnte.