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20 Leser unserer Zeitung begleiteten den Zooinspektor der Wilhelma auf seiner Morgentour: Sie erlebten müde Nasenbären, neugierige Schneeleoparden, hungrige Pinguine und einen Park, der erwacht.

UntertürkheimFür die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Ferienaktion war der 7-Uhr-Termin kein Problem – das Nasenbär-Pärchen im Amazonienhaus linste ob der frühmorgendlichen Besucher aber noch ziemlich müde aus ihren Schlafboxen. Zooinspektor Thomas Rapp nahm 20 Leserinnen und Leser unserer Zeitung mit auf seine morgendliche Runde durch die verschiedenen Reviere. Von Weitem begrüßten die rosafarbenen Flamingos die Besucher mit ihrem Gesang. Aufgeregt flatterten die Vögel umher. Frühstückszeit. Eine Pflegerin füllte gerade die Futterbehälter auf. „Für unsere Tierpfleger ist die Morgenfütterung ohne Publikumsverkehr die ideale Gelegenheit, den Gesundheitszustand der Tiere zu kontrollieren“, erzählte Rapp. Mit wachen Augen beobachtete er die noch grauen Jungvögel. „Nach einigen Jahren Pause haben einige Flamingos dieses Jahr wieder mit Erfolg Jungtiere aufgezogen. Dazu legen sie versteckt von den Besuchern Bruthügel an, auf denen sie die Eier ausbrüten“, erzählt Rapp. Bis ihr jugendliches Federkleid die graue Farbe verliert, dauert es noch eine Weile. „Flamingos haben an sich weiße Federn. Die Rosafärbung erhalten sie in der Wildbahn durch Krebstiere, die sie fressen, und durch deren rote Farbpigmente, die sie einlagern. Bei uns bekommen sie Spezialfutter, dem Paprikapulver oder Farbstoffe beigegeben sind.“

Weiter geht’s zur nächsten Fütterung: kein Katerfrühstück nach durchzechter Nacht, sondern die normalen morgendlichen Fischrationen für die Brillenpinguine. Drollig stürmen sie aus ihren Höhlen oder aus dem Wasser. Ein Pulk der weiß-schwarzen Vögel schart sich um die Tierpflegerin. Ein silbernes Fischchen nach dem anderen wandert in die kräftigen Schnäbel der geschickten Schwimmvögel. Pro Tag erhalten sie zehn Kilo Fisch. Der älteste Wilhelma-Pinguin lebt bereits 30 Jahre und sieht aus, als ob er sich dauernd mausert. „Hormonell bedingt wegen des Alters“, erklärt Rapp. Das Gegenteil ist die „schöne Gerda“, eine bildhübsche Pinguin-Dame, die zudem keineswegs publikumsscheu ist und sich über Streicheleinheiten der Leserinnen und Leser freute.

Neugierig beäugten auch die Kängurus den um diese Zeit ungewohnten Besucherpulk. „So nah habe ich die Kängurus noch nie gesehen“, wunderte sich Eva Müller. Selbst ein Jungtier schaute vorsichtig aus dem Beutel.

Über den Hintereingang gelangten die Leser in die Katakomben des Amazoninenhauses. „Hier richten die Kollegen bereits ab 6 Uhr früh das Essen für die tierischen Bewohner her. Jede Tierart bekommt ihre speziellen Zutaten“, gab der Zooinspektor auch einen Einblick in die oft mühsame Arbeit der Tierpfleger. Futterschneiden und Käfig reinigen, nimmt viel Zeit ein. Großen Appetit schienen die beiden Nasenbären nicht zu verspüren. Eher gelangweilt streckten sie ihr langes Riechorgan aus ihrer Box und zogen sich danach in ihr Ruhelager zurück.

Das Gegenteil erlebten die Wilhelma-Besucher im Schneeleoparden-Gehege. Die beiden Jungkätzchen eroberten die Umgebung, kletterten auf Stämme und tollten miteinander umher. „Ein tolles Erlebnis am frühen Morgen“, dankten die Leserinnen und Leser nach der rund zweistündigen Tour Thomas Rapp.