Das Gebäude an der Ecke Silvretta-/Widdersteinstraße wird durch ein modernes Wohngebäude ersetzt Foto: Mathias Kuhn - Mathias Kuhn

Untertürkheim atmet auf: Das Wohnbauprojekt an der Ecke Widderstein-/Silvrettastraße wird doch realisiert und auch die Vorhaben des Vereins „Untertürkheim. Mittendrin“ machen Fortschritte.

UntertürkheimFür Untertürkheims Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel sind es „Leuchtturmprojekte“ für den Stadtbezirk: das Neubauprojekt an der Ecke Widderstein-/Silvrettastraße und der Verein Untertürkheim.Mittendrin mit seinen Vorhaben zur Verschönerung des Ortskerns. Vor den Ferien schienen beide Zukunftsprojekte auf der Kippe zu stehen, jetzt gibt es einige Hoffnungsschimmer, dass endlich einiges wieder in Schwung kommt.

Das Pleidelsheimer Unternehmen Paulus Wohnbau GmbH hat bereits vor einigen Jahren das ehemalige Reformhaus-Gebäude an der Ecke Widderstein-/Silvrettastraße erworben. Es ist zu marode, um noch sinnvoll saniert werden zu können. Die Pleidelsheimer Spezialisten für Neubauprojekte in Orts- und Stadtkernen wollen das Gebäude abreißen und durch seniorengerechte, barrierefreie Wohnungen ersetzen. Das Gebäude sieht von der Widdersteinstraße klein aus. Da es sich jedoch tief in Richtung Silvrettastraße zieht, ist das Grundstück eigentlich groß genug, um eine attraktive, moderne Immobilie zu errichten, die gleichzeitig in den Ortskern passt. Der Investor ahnte, dass es wegen der Enge ein ehrgeiziges Projekt werden würde. Die Abstimmung mit den verschiedenen städtischen Ämtern und den Nachbarn zog sich allerdings in die Länge. Das Projekt drohte zu scheitern. Wirtschaftsförderer, Bezirksvorsteherin Wenzel und der Bezirksbeirat setzen sich mehrfach für das Vorhaben ein.

Lange Abstimmungsgespräche

Daniel Schuster, Prokurist bei Wohnbau Paulus, gibt jetzt Entwarnung: „Wir mussten einige Umplanungen vornehmen. Mit dem Abriss und Neubau wollen wir zeitnah beginnen. Wir wollen sechs barrierearme Wohnungen und eine Fläche für ein Ladengeschäft in der Widdersteinstraße anbieten“, sagt Schuster. Beeinträchtigungen für die Nachbarn und die Passanten auf der Widdersteinstraße werde aber kaum zu vermeiden sein, weiß Dagmar Wenzel. Sie freut sich auf das „Leuchtturmprojekt“. Bei den Planungen habe die Stadt darauf geachtet, dass der Neubau von der Höhe und dem Aussehen in den Ortskern passe. „Er wird den Ortskern aufwerten und auch mit Blick auf die Umgestaltung rund um den Leonhard-Schmidt-Platz ein Zeichen setzen, dass sich etwas bewegt“, hofft Wenzel.

Wohnungsbau Paulus ist auch ein wichtiges Mitglied und der Neubau ein wichtiger Mosaikstein für den Verein Untertürkheim.Mittendrin. Der Verein, bestehend aus Eigentümern von gewerblich genutzten Flächen im Ortskern, hat sich vor ziemlich exakt drei Jahren gegründet. Ihr Ziel: Die Quartiersgemeinschaft will das von ihr definierte Quartier im Ortskern aufwerten. Als Instrument zur Umsetzung ihrer Maßnahmen greifen sie auf das junge Landes-Gesetz zur Stärkung der Quartierentwicklung durch Privatinitiative (GQP) zurück. Im vergangenen Jahr hat der Verein ein Maßnahmen- und Finanzierungskonzept ausgearbeitet und auch der Öffentlichkeit vorgestellt. Es sieht beispielsweise attraktive Sitzbänke, Blumentröge, Fahrradständer, Eingangsstelen, neue Mülleimer, ein Gestaltungskonzept und Marketingprojekte vor. „Wir sind bereit, 250 000 Euro für verschiedene Maßnahmen in die Hand zu nehmen“, sagt der Vereinsvorsitzende Dittmar Wieland. Seit November vergangenen Jahres liegt der Antrag des Vereins zur Bearbeitung bei der Verwaltung der Landeshauptstadt. Einige Vereinsmitglieder sind bereits ungeduldig geworden.

Wirtschaftsförderin Mareike Merx, die das GQP-Projekt seit Beginn begleitet, gibt jedoch Entwarnung. Noch im September würden im Bezirksbeirat und im Gemeinderat notwendige Grundlagen für die nächsten Schritte getroffen. „Untertürkheim ist das erste GQP-Projekt in Stuttgart. Wir betreten Neuland. Alle Schritte müssen mit mehreren Ämtern abgestimmt und auch juristisch geprüft werden“, bittet Merx um Verständnis für die Verzögerungen. Es gehe jetzt aber mit kleinen Schritten voran, sagt Wenzel. Wie die Bezirksvorsteherin ist auch Merx der Überzeugung, dass 2020 schon die „ersten sichtbaren Maßnahmen im Ortskern umgesetzt werden können“ – vermutlich sowohl durch Untertürkheim.Mittendrin als auch durch Wohnbau Paulus.