Esslingens OB Jürgen Zieger (4. v. links) und die Vorstände der Landeswasserversorgung beobachten, wie der Schlauch ins Rohr gezogen wird. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Die Mitarbeiter der Firma Primus Line haben die letzte Etappe ihrer Schwerarbeit im Blick. Sie beginnt morgen. Seit März sanieren sie die 100 Jahre alte Trinkwasserleitung der Landeswasserversorgung, die vom Behälter Rotenberg über Obertürkheim nach Esslingen-Rüdern führt. 3,3 Kilometer Schwerarbeit. Dabei wird ein großer Kunststoffschlauch in die Graugussleitung gezogen. Die Leitung versorgt Rotenberg, Obertürkheim und ein Drittel von Esslingen mit Trinkwasser.

Die Gummistiefel konnte Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger gestern im Kofferraum lassen. Als Vorsitzender des Zweckverbands Landeswasserversorgung fuhr er über die Stadtgrenze und besuchte eine Baustelle in den Weinbergen oberhalb von Obertürkheim. Seit mehr als sieben Monaten sanieren die Fachleute der Firma Primus Line eine wichtige Trinkwasserleitung der Landeswasserversorgung. „In den Rohren dieser Zubringerleitung transportieren wir Trinkwasser vom Behälter Rotenberg durch die Weinberge bis nach Obertürkheim und Esslingen-Rüdern. Sie versorgt nicht nur die Haushalte von Rotenberg, Obertürkheim und Uhlbach mit etwa 1,1 Millionen Kubikmeter, sondern auch weite Teile der Kernstadt Esslingen mit insgesamt 1,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr“, erklärte Professor Frieder Haakh, der technische Geschäftsführer der Landeswasserversorgung die Bedeutung der mächtigen „Wasserader“. Errichtet wurde sie vor exakt hundert Jahren. Die damals mitten im Ersten Weltkrieg mühsam verlegten Graugussrohre sind in die Jahre gekommen und korrosionsgefährdet. Vorsorglich lässt die Landeswasserversorgung deswegen das Leitungssystem erneuern. Und dies mit einem landschafts- und kostenschonenden Verfahren. statt in offener Bauweise mit einem Inlineverfahren. Dabei werden spezielle, zunächst gefaltete PE-Kunststoffschläuche in die alten Graugussrohre eingezogen und danach aufgeblasen. Ein sicheres Schlauch-im-Rohr-System. Dabei sind nur wenige, kurze Zielgruben vonnöten. „Auf lange, offene Gräben im Weinberggebiet konnten wir verzichten“, so Haakh.

Seit März sind die Fachleute der Firma Primus Line vor Ort. Vom Rotenberger Wasserbehälter im Schatten des Kappelbergs arbeiteten sie sich etappenweise voran - 2,6 Kilometer sind geschafft. Gestern folgten mit vereintem Schwung weitere 200 Meter hinunter zur Asangstraße. Die letzte Etappe 500 Meter aufwärts an den Ortsbeginn von Esslingen-Rüdern wollen die Fachleute bis Mitte November noch abschließen.

3300 Meter Schwerarbeit in acht Monaten, zollte Haakh den Bauarbeitern Hochachtung. Dafür investiere die Landeswasserversorgung rund 950 000 Euro, so Zieger. „In offener Bauweise wäre es mindestens doppelt so teuer, aufwendiger und nicht so bürgerfreundlich gewesen.“ Denn selbst während der Weinlese behinderten die Baumaßnahmen oder die Spülung der neuen Trinkwasserrohre weder Wengerter noch Spaziergänger.