Gymnasium oder Gemeinschaftsschule? Noch steht nicht fest, in welche Richtung sich die Steinenbergschule in Hedelfingen entwickelt. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Selten kümmern sich Hedelfingens Bezirksbeiräte um Sillenbucher Themen. Doch der geplante Neubau des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) irritiert die Hedelfinger aus zwei Gründen: Erstens soll der Neubau auf einer Fläche entstehen, die für die Filderauffahrt reserviert ist. Für diese Südumfahrung kämpfen die Hedelfinger seit Jahren. Zweitens könnte der GSG-Ausbau die Zukunft der Steinenbergschule gefährden.

Die Gemengelage in Sachen weiterführende Schulen in den Oberen Neckarvororten samt Heumaden/Sillenbuch wird noch komplizierter. 3623 Stuttgarter hatten im Bürgerhaushalt für den Neubau des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Sillenbuch gestimmt. Dennoch schlägt die Stadtverwaltung nach Abwägung aller Vor- und Nachteile eine Sanierung des bestehenden Gebäudes statt einem Neubau vor. Das neue Schulgebäude soll nämlich im Gebiet Schwellenäcker entstehen - in dem Areal, das für die oberirdische Trasse der Filderauffahrt reserviert ist. Zwar steht die Realisierung der gewünschten Verbindung zwischen der B 10 im Neckartal und der Filderebene noch in den Sternen. Mit dem Verlust des Sillenbucher Verbindungsstücks wäre die Umsetzung der B 312 aber nicht möglich, warnt eine Studie des Hochbauamts. „Der aufzustellende Bebauungsplan müsste demnach entweder die seitherige Verkehrsfläche der Filderauffahrt ausklammern oder es wäre eine neue Verkehrskonzeption zu entwickeln, abzustimmen und im Bebauungsplan festzusetzen“, heißt es in der Beschlussvorlage des Gemeinderats.

„Mit dem Neubau gibt es keine Filderauffahrt“, warnte Hedelfingens CDU-Bezirksbeirat Roger Schenk in der vergangenen Bezirksbeiratssitzung vor den Konsequenzen. Mit einem Federstrich würden die Anstrengungen zunichtegemacht, für die die Hedelfinger und Sillenbucher Jahrzehnte lang gemeinsam gekämpft haben. „Das ist ein Problem“, meinte auch Carmen Mammoser-Walddörfer (SPD). Die Umfahrung soll Hedelfingen und Riedenberg vom Verkehr entlasten.

„Irritiert“ zeigten sich die Hedelfinger Bezirksbeiräte auch vom Zeitpunkt der Diskussion. Mit dem Aus- und Neubau des GSG werde nämlich auch einer Entscheidung über die Zukunft der Steinenbergschule vorgegriffen. Denn: Die Schulverwaltung untersucht auch, ob das GSG „mit Blick auf die räumliche Unterversorgung an Gymnasialplätzen“ zu einem fünfzügigen Gymnasium erweitert werden kann. Dieser Ausbau könnte sich auf die Steinenbergschule auswirken. Der Gemeinderat hatte sich für die Weiterentwicklung der Steinenbergschule zu einer Gemeinschaftsschule ausgesprochen. Dafür soll eine Arbeitsgruppe aus Lehrkräften bestehender weiterführender Schulen gebildet werden. Über die Ergebnisse der Gespräche soll am 4. Juli dem Schulbeirat berichtet werden, informierte Schulbürgermeisterin Isabel Fezer den Elternbeirat. Die Genehmigungsfähigkeit einer Gemeinschaftsschule lasse sich aber nicht mit Sicherheit in Aussicht stellen, ist Fezer skeptisch.

Und dann? Die Hedelfinger Bezirksbeiräte machten nochmals einstimmig klar, dass sie eine weiterführende Schule wünschen. Deswegen wollen die Lokalpolitiker sich die Option für eine Neugründung eines Gymnasiums offen halten. Ein erweitertes Geschwister-Scholl-Gymnasium wäre kontraproduktiv. „Deswegen bitten wir die Stadtverwaltung, die Entscheidung über den GSG-Ausbau abzuwarten, bis klar ist, wie es mit der Steinenbergschule weitergeht“, fordern die Bezirksbeiräte. Sie wünschen sich ein Gesamtkonzept für die Oberen Neckarvororte.