Michael Bayer (links) und Matthias Kreis führen bis zum Sommer als provisorischer Vorstand den Verein. Foto: Kuhn - Kuhn

Dem Handels- und Gewerbeverein Wangen (HGV) ergeht es wie vielen Vereinen: Es fehlen die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Bei der Sitzung am Mittwochabend fand sich kein Vorstand. Dem HGV droht die Auflösung, sollte bis Juli keine Lösung gefunden werden. Das könnte auch das Aus für Veranstaltungen wie den Maibaum-Markt bedeuten.

WangenEine Ära droht, zu Ende zu gehen. Der Handels- und Gewerbeverein Wangen gehört zu den ältesten Vereinen des Stadtbezirks. Mit dem Maibaum-Markt, dem Aufstellen des Weihnachtsbaums und anderen Aktivitäten trägt er entscheidend zur Attraktivität Wangens bei. Zwei Kriege und etliche Krisen haben die Handels- und Gewerbetreibenden überstanden, doch jetzt droht dem Verein die Auflösung. In der Mitgliederversammlung am Mittwochabend konnte kein neuer Vorstand gewählt werden.

Aus beruflichen Gründen konnte der bisherige erste Vorsitzende Marcel Sieben an der Sitzung nicht teilnehmen. Der Jurist arbeitet seit vergangenem Jahr für eine Kanzlei und ist oft bundesweit aktiv. „Er kann die Vorstandsaufgaben kaum mehr wahrnehmen“, erklärte sein Vize Michael Bayer. Bayer selbst hatte bereits vor zwei Jahren erklärt, dass dies seine letzte Amtsperiode sein werde. „14 Jahre sind genug. Jetzt dürfen Jüngere ran.“ Aus dem Kreis der rund 20 anwesenden Mitglieder stellte sich jedoch niemand zur Wahl. Vorstandsmitglied Matthias Kreis zeigte die Folgen auf: Die verbliebenen Vorstandsmitglieder bilden nun den sogenannten faktischen Vorstand. Ihr Fahrplan sieht eine weitere Mitgliederversammlung im Juli vor. „Dort werden wir nochmals zu Vorstandswahlen aufrufen und falls dies keinen Erfolg erzielt, schweren Herzens die Auflösung des Vereins beantragen“, so Kreis. Als Interimsvorstände dürften sie allerdings vorübergehend nur Grundtätigkeiten wahrnehmen und Finanzen verwalten. „Aus versicherungsrechtlichen Gründen können wir nichts organisieren. Eine Maibaum-Aufstellung wird es vom HGV dieses Jahr nicht geben“, so Bayer.

Tiefe Betroffenheit, aber auch Verständnis bei den Anwesenden. „Bei auf dem Papier 64 Mitgliedern ist es eigentlich erschreckend, dass sich keine Nachfolger melden“, meinte Ex-HGV-Vorsitzender Volkmar Mäckle. Er könne es aber nachvollziehen. Bereits in seiner Amtszeit und danach habe man vieles, wie die Gründung einer Werbegemeinschaft, eine Mitgliederbefragung oder Abende mit Fachvorträgen, versucht. Aber das Interesse sei gering gewesen und in der Bevölkerung würden Veranstaltungen wie der Maibaum-Markt oder das Aufstellen des Weihnachtsbaums nicht als HGV-Aktionen wahrgenommen. „Dabei binden gerade diese beiden Veranstaltungen die Kräfte und Zeit der wenigen HGV-Aktiven. Wir sind eigentlich kein Festles-Verein, unsere Vorstände machen aber zusätzlich zu ihrem Beruf diesen ehrenamtlichen Knochenjob für den Stadtbezirk“, so Ingrid Kreis. „Und es werden von Jahr zu Jahr immer weniger, die mithelfen können“, fügte Manfred Marquardt an. Eine neue Mannschaft könne einen Neustart wagen. Wenn Unterstützung gewünscht werde, werde der „alte“ Vorstand sicherlich helfen, versuchten Bayer und Kreis Brücken zu bauen. Bis Sommer gäbe es eine Schonfrist. Noch scheint Rettung möglich.

Jack Schupeck vom „Restaurant Löwenstube“ könnte sich vorstellen, von Herbst an den Verein zu führen. Er sucht Mitstreiter. Zudem wolle er das Maibaum-Fest 2019 retten. Auch Bezirksvorsteherin Beate Dietrich sieht dazu Chancen. Im Rahmen der laufenden Projekte (Trans Z) überlege sich eine Gruppe junger Menschen, die Ulmer Straße mit einem Straßenfest zu beleben. „Die näheren Abstimmungen finden in den nächsten 14 Tagen statt. Die Vereine und Gruppen werden dazu eingeladen“, sagt Dietrich.