Seit 70 Jahren verheiratet: Bezirksvorsteher Kai Freier gratuliert Ilse und Karl Friedrich Mammoser zu deren Gnadenhochzeit. Foto: Kuhn - Kuhn

lse und Karl Friedrich Mammoser feierten Gnadenhochzeit. Ihre vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten und das gemeinsame Singen in renommierten Chören trugen entscheidend zu den 70 gemeinsamen Ehejahren bei.

HedelfingenDas Ja-Wort gaben sich Ilse und Karl Friedrich Mammoser als geborene Cannstatter natürlich in der Stadtkirche. Die Hochzeit feierten sie selbstverständlich im Kursaal. „Während der Trauung in der beschädigten Kirche war es kalt, und fürs Fest mussten die Hochzeitsgäste eigene Fleischmärkle, Äpfel aus dem Garten und sonstige Vorräte mitbringen. So war das eben, wenn man vor der Währungsreform geheiratet hat“, erzählt Ilse Mammoser. Seitdem sind 70 Jahre vergangen.

Letzte Woche feierten sie das seltene Fest der Gnadenhochzeit. „Wir haben eben früh geheiratet“, sagt Karl Friedrich Mammoser schmunzelnd. Acht Tage nach seiner Volljährigkeit – damals mit 21 Jahren – stand er mit seiner exakt ein halbes Jahr älteren Braut vor dem Altar. An ihr schönstes Hochzeitsgeschenk erinnern sich die Beiden genau: Ein großer Laib Schwarzwälder Bauerbrot und ein Pfund Butter, das eine Tante der Braut für 250 Mark auf dem Schwarzmarkt erstanden hat. Beengt ging es in den ersten Jahren auch fürs junge Ehepaar weiter. Sie lebten in der Wohnung von Ilse Mammosers Mutter, in der weitere Mitbewohner einquartiert waren. Erst 1957 zogen sie von Bad Cannstatt nach Hedelfingen. Zuerst in die Obere Heckenstraße, 1966 erwarben sie das Haus am Bergwald, in das sie mit ihren beiden Töchtern einzogen und in dem sie heute noch wohnen. In ihrem neuen Stadtbezirk sind sie schnell heimisch geworden, weil sie sich in vielen Bereichen ehrenamtlich engagieren und für Menschen einsetzen. So leitete Karl Friedrich Mammoser ein Vierteljahrhundert die Stadtbezirksgruppe der Arbeiterwohlfahrt. Er war 25 Jahre Polizeifreiwilliger und managte ein Vierteljahrhundert den Hedelfinger Tierfriedhof. Gemeinsam sind sie in der evangelischen Kirchengemeinde und der „EVA“ aktiv, beide vertraten zudem die SPD im Hedelfinger Bezirksbeirat – ein Engagement, das nun ihre älteste Tochter Carmen weiterführt. Von ihren Eltern hat die Opernsängerin auch die Liebe zur Musik und das Gesangstalent geerbt. Noch bis vor drei Jahren sangen Ilse und Karl Friedrich Mammoser im Konzertchor des Liederkranzes Stuttgart sowie im Boschchor mit, den ihr Schwiegersohn Ulrich Walddörfer leitet. „Singen könnten wir heute immer noch, aber ich kann leider nicht mehr so lange stehen“, sagt Ilse Mammoser. Auf den Konzertreisen in aller Welt – unter anderem auch bei einem Gastspiel vor Tausenden Gläubigen während einer Papstmesse im Petersdom – hätten sie viele schöne Stunden erlebt.

Körperlich und geistig fit, strahlen sie Harmonie aus. „Durch die Schicksale, die wir bei unserer ehrenamtlichen Arbeit in der Telefonseelsorge, bei der EVA oder anderswo kennengelernt haben, haben uns zufrieden und glücklich mit unserem Alltag werden lassen“, sagt Ilse Mammoser. Sie haben ein erfülltes Leben. „Denn wir haben alles im Doppelpack gemacht, sind immer Hand in Hand gegangen – bis vor wenigen Monaten, da ich nun Gehhilfen nutze“, sagt sie.