Burghard Hüdig stellt in der Volksbank am Württemberg aus. Foto: Schulz - Schulz

Der Untertürkheimer Burghard Hüdig stellt bis März seine Gemälde in der Fellbacher Hauptstelle der Volksbank am Würrtemberg aus.

Fellbach (red)Als Bildreporter glänzte Burghard Hüdig über 40 Jahre hinweg als Meister der Schwarzweißfotografie. Internationale Magazine und Agenturen, die SWR-Landesschau und auch die baden-württembergische Landesregierung schätzten den Mann mit der Rolleiflex und der Leica wegen seines untrüglichen Gespürs für den richtigen Augenblick. Berühmt sind die treffenden Momentaufnahmen und ausdrucksstarken Porträts der Ministerpräsidenten Kurt Georg Kiesinger, Lothar Späth und Erwin Teufel.

Doch bei jener Schwarzweißkunst im besten handwerklichen Sinn wuchs bei Hüdig im Lauf der Jahre das Bedürfnis nach Farbe als Ausdrucksform. Allerdings dachte er nicht an Farbfotografie, sondern an Malerei. Daran, die bloße Abbildung der Realität mit dem vielseitigen Gestaltungsmittel Farbe fantasievoll zu erweitern. „Farben haben das Sagen“ lautet seine künstlerische Überzeugung seit seiner ersten Präsentation im Jahr 1999 in der Volksbank Untertürkheim.

Unter just diesem Motto steht seit vergangenem Freitag die aktuelle Ausstellung in der Fellbacher Hauptstelle der Volksbank am Württemberg. Zu sehen sind Bilder voller farblicher Wucht, die das Auge kurz zu blenden drohen. Vage Konturen verwandeln sich in menschliche Silhouetten. Linien werden lebendig. Blau, Rot, Gelb kämpfen um die Vorherrschaft Manche Motive, die keine Titel haben und auch sonst ohne Interpretationshilfen auskommen, erinnern an Vulkanausbrüche, was auch als Ausdruck der Impulsivität des Künstlers zu verstehen ist. „Ich male mit vollen Händen“, beschreibt Burghard Hüdig den Schaffensprozess.

Das ist wörtlich zu nehmen. Bei der Arbeit in seinem Untertürkheimer Atelier kniet der ehemalige Schwarzweißmeister Hüdig auf dem Fußboden, gießt Eimer voller Acrylfarbe über Leinwand oder Holz aus und verstreicht sie mit den Händen. „Floating Art“ bezeichnet er das Verfahren treffend. Dabei ist scheinbar Willkürliches in Wahrheit Absicht. „Die Farbkompositionen sind wohl überlegt und keineswegs zufällig“ betont der Künstler. Wobei wieder einmal deutlich wird, dass man das Werk nur dann versteht, wenn man auch den Künstler versteht. Doch selbst wenn Farben „das Sagen“ haben, braucht es ein Forum, sie zu Wort kommen zu lassen.

So machten bei der ausgesprochen gut besuchten Vernissage in Fellbach im 1. Stock der Bank der Vorstandsvorsitzende, Armin Hornung, und Hans Jochen Henke, ehedem persönlicher Referent von Lothar Späth und von 1984 bis 1995 Oberbürgermeister von Ludwigsburg, ohne sich selbst zu loben deutlich, dass Kunst nicht ohne Unterstützung von „oben“ auskommt. Sprich, von staatlichen Institutionen, Fördervereinen oder auch von liquiden Privatpersonen gefördert werden muss. In dieser Beziehung war Lothar Späth ein visionärer Zeitgenosse. „Mein Lieblingsministerpräsident“ fügt Burghard Hüdig mit einem Lächeln an.

Die Besucher der Vernissage, gedanklich in Farbe getaucht, ließen sich auch vom Rahmenprogramm inspirieren, welches Hüdigs Ehefrau Karin auf´s Angenehmste mit organisiert hatte. So präsentierte die Violonistin Zorana Memedovic Mozarts „Kleine Nachtmusik“ und den „Ungarischen Tanz No.5“ von Johannes Brahms in konzertreifer und vernissagentauglicher Perfektion. Ob Burghard Hüdig als leicht spätberufener Maler mit 85 Jahren an seine Meriten als Fotograf anknüpfen kann? Immerhin wurde ihm bereits 1986 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Ein ehrenvoller offizieller Titel. Recht treffend ist der Aliasname, den ihm die rührige Journalistin Regine Haug einst verpasst hat: „Donnergott der Farben“.

Die Ausstellung „Farben haben das Sagen“ von Burghard Hüdig ist bis März in der Volksbank am Württemberg, Berliner Platz 1, Fellbach während der üblichen Geschäftszeiten zu sehen.