Bernd Munk, der Vorstandsvorsitzende der Weinmanufaktur, packt am Mönchberg mit an. Foto: Steegmüller - Steegmüller

Die Wengerter aus Bad Cannstatt, Untertürkheim und vom Rotenberg sind von der Qualität der Trauben überzeugt. Sie rechnen mit einem ausgezeichneten Jahrgang.

Untertürkheim Obwohl die Weinlese echte Handarbeit ist, macht sich Bernd Munk, der Vorstandsvorsitzende der Weinmanufaktur Untertürkheim, in diesem Jahr seine Hände beziehungsweise seine gelben Handschuhe quasi nicht schmutzig. Beim Auftakt am Mönchberg hat er am Donnerstag durchaus mitangepackt, aber es sind „kaum faulige Beeren an den Reben, deshalb läuft so gut wie kein Saft aus“. Das erleichtere nicht nur die Lese. Auch für den späteren Wein seien die Bedingungen optimal. „Die Trauben sind gesund. Ich rechne mit sehr fruchtigen und reintönigen Weinen.“
Vorhersagen zur Qualität des Weines trifft Martin Kurrle, der Geschäftsführer des Collegium Wirtemberg, eigentlich ungern. „Wir Wengerter sind solide, bodenständig und ehrlich. Seriöse Prognosen sind grundsätzlich schwierig.“ Beim Blick auf seine Trauben gerät er dann aber doch ins Schwärmen. „Der Bestand ist in diesem Jahr so homogen. Das sind Voraussetzungen, wie wir sie lange nicht hatten.“ Wie sein Kollege von der Weinmanufaktur tue er sich generell mit der Bezeichnung Spitzenjahrgang schwer, viele Indizien sprechen jedoch dafür, dass es ein richtig guter wird. Auch der Blick durch den Refraktormeter stimme hoffnungsfroh. Der Oechsle-Grad liege je nach Sorte drei bis sechs Grad über dem Durchschnitt.
Wie der Wein am Ende schmecken wird, ist noch offen. Sicher ist schon jetzt, dass die Lese aufgrund des warmen Sommers so früh wie lange nicht begonnen hat – fast einen Monat eher als im Vorjahr. „Wir haben jetzt eben den goldenen September, statt den goldenen Oktober“, so Munk. Die ersten Rebsorten wie Frühburgunder und Aceton wurden im Neckartal schon geerntet. Es folgen unter anderem Grauburgunder und Müller-Thurgau. Beim Weinfactum in Bad Cannstatt hat man unter der Woche ebenfalls mit der Weinernte begonnen. Am Mittwoch Dornfelder, am Donnerstag Sauvignon Blanc. Geschäftsführer Thorsten Klimek glaubt auch an einen hervorragenden Jahrgang. „Ähnlich wie der 2003er.“
Bernd Munk kommt dieser außergewöhnliche Jahrgang beim Blick auf seine Trauben ebenfalls in den Sinn. „Damals haben wir teilweise den Fehler gemacht, die Trauben zu lange hängen zu lassen. Dann wird der Wein zu alkoholisch.“ Man habe aber daraus gelernt. „Wir machen quasi täglich Kontrollen in den Weinbergen und warten, bis die Beeren den optimalen Reifezustand haben.“ Dann ernte man sie nach und nach ab.
Martin Kurrle setzt neben einer Geschmacksprobe unter anderem auf die Begutachtung der Kerne. „Sind sie bräunlich, haben die Trauben ihre physiologische Reife erreicht. „Es klingt einfach, aber für eine präzise Einschätzung muss man über langjährige Erfahrung verfügen.“ Der Chef des Collegiums ist schon ein Vierteljahrhundert im Weinberg unterwegs.
Alle drei Wengerter haben noch einen Wunsch für die kommenden Wochen: weiterhin warme Tage und kalte Nächte. Denn dann bildet sich das Aroma schön aus. „Viele Trauben sind farblich wunderschön, einigen fehlt aber noch etwas der Geschmack“, sagt Klimek. Läuft alles nach Plan, sollten edle Tropfen entstehen, die sich nicht vor der französischen Konkurrenz verstecken müssen, ist Kurrle überzeugt. „Die Stuttgarter brauchen nicht weit wegfahren, um guten Wein einzukaufen.“