Eine der beiden Schleusenkammern – die rechte stromabwärts gelegen – wird derzeit auf Vordermann gebracht. Foto: Elke Hauptmann - Elke Hauptmann

S eit einigen Wochen liegt eine der beiden Schleusenkammern in Untert ürkheim auf dem Trockenen. Die Arbeiten sind nicht Vorboten der geplanten Verlängerung. Es handelt sich um eine normale Inspektion.

Untertürkheim S eit einigen Wochen liegt eine der beiden Schleusenkammern in Untert ürkheim auf dem Trockenen. In dem Becken, in das normalerweise rund 11 000 Kubikmeter Neckarwasser hinein- oder herausströmen, um für die Neckarschiffe einen Höhenunterschied von 3,65 Metern auszugleichen, sind nur winzige Pfützen zu sehen – sowie Arbeitsgeräte und Gerüste.

Nein, räumt Walter Braun, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Neckar, bedauernd ein, es seien nicht die Vorboten für die seit langem geplante Verlängerung der Schleuse. „Es handelt sich um eine ganz normale Inspektion.“ Eine ganze Serie kleinerer Reparaturarbeiten an den Toren, Antrieben und Dichtungen würden derzeit durchgeführt – „alles, was den Kollegen des Bauhofes auffällt und mit unseren eigenen Mitteln zu leisten ist“. Wie kostenintensiv die Inspektion an der aus dem Jahr 1958 stammenden Schleuse wird, kann Braun nicht sagen. Sie werde aus dem normalen Budget des Amtes bestritten. „Wir arbeiten mit eigener Mannschaft, das Material kommt aus dem Bauhofslager.“ Wie lange die Arbeiten dauern, ließe sich ebenfalls schwer abschätzen, sie sollen aber „so schnell wie möglich“ beendet sein. Die Reparatur beeinträchtige den Schiffsverkehr auf dem Neckar in keiner Weise, meint Braun, denn dieser sei „auch mit einer Schleusenkammer gut ohne Stau zu bewältigen“. Auf dem Neckarabschnitt zwischen Plochingen und Hofen werden über die direkt neben der Untertürkheimer Schleuse gelegenen neuen Fernleitzentrale im Schnitt acht Güterfrachter pro Tag abgefertigt.

Laut Verkehrsexperten könnten auf dem Neckar deutlich mehr Binnenschiffe unterwegs ein – sie prognostizieren ein Anwachsen des Güterverkehrs bis 2030 um fast 40 Prozent in der Region. Doch dafür müsste die Bundeswasserstraße für moderne, bis zu 135 Meter lange Güterschiffe ausgebaut werden. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist diese Maßnahme zwar im „Vordringlichen Bedarf“ enthalten, aber noch immer ist nicht absehbar, wann die Verlängerung der insgesamt 27 Neckarschleusen zwischen Plochingen und Mannheim tatsächlich in Angriff genommen wird. Dabei ist das ambitionierte Vorhaben schon seit 2007 in der konkreten Planung: An jeder Staustufe ist die Verlängerung einer Schleusenkammer vorgesehen.

In Untertürkheim soll – stromabwärts gesehen – die rechte Kammer ausgebaut werden. Jene also, die derzeit repariert wird. Sie ist bislang 12 Meter breit und 110 Meter lang und soll in Richtung Obertürkheim um weitere 30 Meter verlängert werden. Den bisherigen Plänen zufolge wird sie ein neues Oberhaupt erhalten, das ist das Bauteil mit dem Tor oberhalb der Wasserkante. Der alte, schadhafte Kammerwandbeton wird 40 Zentimeter tief abgefräst und erneuert. Die Schleusenkammer erhält eine neue Ausrüstung, bestehend aus Pollern, Steigleitern und Lichtmasten. Das sogenannte Unterhaupt wird ebenfalls umgebaut und erhält ein neues Stemmtor. Die neuen Schleusentore werden mit einer modernen Antriebs- und Elektrotechnik versehen. Auch die Steuerungs- und die Nachrichtentechnik werden modernisiert.

Laut Landesverkehrsministerium soll mit dem Neckarschleusenausbau in diesem Jahr endlich begonnen werden – in Kochendorf. Für dieses Projekt ist im Jahr 2018 das Planfeststellungsverfahren durchgeführt worden. Für andere Neckarschleusen hingegen stehen die Genehmigungsverfahren noch aus. Deshalb kann derzeit keine Reihenfolge benannt werden, welche Schleuse als nächste umgebaut wird. Das Landesverkehrsministerium priorisiert die Staustufen zwischen Mannheim und Heilbronn, da auf diesem Abschnitt das Hauptvolumen transportiert wird. Das Milliardenprojekt wird vom Bund finanziert und voraussichtlich erst 2050 komplett abgeschlossen sein.