Im Dezember setzte sich die Sonne häufig gegen Hochnebel durch. Foto: Elke Hauptmann - Elke Hauptmann

Die Meteorologen ziehen Bilanz des Wetters 2019. Es war das drittwärmste Jahr seit den Aufzeichnungen im Jahr 1951. Zudem schien die Sonne überdurchschnittlich lang: 2042 Sonnenstunden. Der Dezember lag im Trend.

UntertürkheimDer letzte Tag des Jahres 2019 war ein Sinnbild für das gesamte Wetterjahr: Jogger in kurzen Hosen und Wanderer mit kurzärmlichen Hemden genossen das sonnige Wetter rund um den Kappelberg und Temperaturen von mehr als zehn Grad Celsius. „Das Jahr 2019 war mit 11,6 Grad Celsius im Schnitt das drittwärmste seit Beginn unserer Wetteraufzeichnungen von 69 Jahren“, sagt Andreas Pfaffenzeller vom Deutschen Wetterdienst (DWD) auf dem Stuttgarter Schnarrenberg. Der Jahreswert liegt damit 2,1 Grad Celsius über dem Mittelwert, der aus den Werten der Jahre 1961 bis 1990 ermittelt wird. Nur 2014 mit 11,8 Grad Celsius und 2018 mit 12,1 Grad Celsius übertrafen das vergangene Jahr.

„Die drei wärmsten Jahre liegen alle in diesem Jahrzehnt“, stellt Pfaffenzeller fest. Für den Meteorologen ist dies ein Indiz für den Klimawandel. Dazu passt auch der warme Dezember. Mit 4,5 Grad Celsius im Schnitt übertrafen die 31 letzten Tage 2019 den Monatsmittelwert um 3,0 Grad Celsius. Der Spitzenwert wurde am 15. Dezember mit 13,9 Grad Celsius erreicht. „Wir verzeichneten mehrere Tage mit Durchschnittstemperaturen von mehr als zehn Grad Celsius und hatten keinen Eistag“, so Pfaffenzeller. Normalerweise gibt es im Dezember sechs der bitterkalten Tage, an denen das Thermometer unter null Grad Celsius bleibt. Im gesamten Jahr 2019 erlebte Stuttgart nur sechs solcher „Bibbertag“. Die Norm sind 19 Eistage.

Dafür wurde den Stuttgartern kräftig eingeheizt: Die Wetterkundler registrierten 62 Sommer- und 18 Heißtage mit Durchschnittstemperaturen von mehr als 30 Grad Celsius. Der Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990 liegt bei 35 Sommer- und fünf Heißtage. Mit 37,2 Grad Celsius Durchschnittstemperatur steht der 25. Juli an der Spitze der heißen Tage.

Auch über tristes Wetter dürfen sich die Stuttgarter nicht beklagen. 2042,1 Stunden lang schien die Sonne. Damit belegt das Jahr 2019 Platz 5 der Rangliste. Noch weiter vorne steht der Dezember 2019. 108,1 Stunden lang – auch am letzten Tag des Jahres – strahlte die Sonne vom meist blauen Himmel. „Das ist fast doppelt so oft wie normal. Der Dezember 2019 schafft es damit auf Platz zwei der Bestenliste“, sagt Pfaffenzeller. Nur der Dezember 2015 bringt es mit 116,2 Stunden auf etwas mehr Sonnenstunden. Mit 7,9 Stunden Sonne am Tag brach der 4. Dezember sogar den Tagesrekord. Er war so sonnig wie kein anderer 4. Dezember seit 1951.

Dennoch mussten die Stuttgarter nicht auf Niederschläge verzichten. Im gesamten Jahr 2019 sammelten die Wetterforscher auf dem Schnarrenberg 652 Liter Niederschlag pro Quadratmeter ein. Das entspricht 98,3 Prozent des Durchschnittes. Nach den trockenen Vorjahren – 2018 kam nur 522,1 Liter Niederschlag zusammen – hatten sich die Agrar- und Forstwirte sowie Gartenbesitzer mehr Nässe erhofft, damit der Grundwasserspiegel wieder etwas aufgefüllt wird. Zumal lokale Starkregenfälle eher das Gegenteil bewirkten: Der Boden konnte das Nass nur ungenügend aufnehmen und die Niederschläge verursachten eher Schäden und Überschwemmungen. Am 31. August fielen 31 Liter Wasser auf dem Schnarrenberg zu Boden. Im Vergleich dazu: Der erste Weihnachtsfeiertag brachte es als regenreichster Dezembertag auf 8,4 Liter. „Auf eine Schneedecke warteten wir im Dezember vergeblich“, so Pfaffenzeller. Sie ist auch in den kommenden Tagen nicht zu erwarten.

Immerhin: Stuttgart blieb im Dezember – viele erinnern sich an Sturm Lothar am zweiten Weihnachtstag vor 20 Jahren – von Windböen verschont. Den stärksten Orkan erlebten die Stuttgarter am 10. März 2019, als Tief Eberhard mit 103 Stundenkilometer übers Neckartal pfiff.