Quelle: Unbekannt

Vor drei Jahren ist ein Kookaburra, hierzulande als „Lachender Hans“ bekannt, aus der Wilhelma ausgebüxt. Jetzt tauchte der ursprünglich aus Australien stammende Vogel in Uhlbach auf.

UhlbachÜber diesen Besucher staunte Jörg Krauss nicht schle cht: Am Dienstagabend hat sich in seinem Garten in Uhlbach ein seltener Vogel auf einem Baum niedergelassen. „Er saß eine halbe Stunde ganz ruhig da, hat friedlich geschaut.“ Dass es sich nicht um eine heimische Art handelt, war Krauss schnell klar. Also fotografierte und filmte er mit dem Handy den seltsamen Gast und fragte am nächsten Tag bei den Vogel-Fachleuten in der Wilhelma nach, welche ungewöhnliche Art sich auf sein Stückle am Ortsrand verirrt hat. Auch dort war man erstaunt: Nicht nur, weil es sich um einen ursprünglich aus Australien stammenden Eisvogel Kookaburra – hierzulande auch „Lachender Hans“ oder Jägerliest genannt – handelt. Es ist ganz sicher jener Vogel, der vor drei Jahren aus der Wilhelma ausgebüxt ist. Dank des Videos konnte das Tier von den Experten eindeutig identifiziert werden.

Ab Ende 2011 lebten zwei Kookaburras – „Hansi“ und „Kooki“ – in der Krokodilhalle des Stuttgarter Zoos, konnten dort wie in einer großen Voliere frei umherfliegen. Eigentlich sollten sie für Nachwuchs sorgen, doch es stellte sich später heraus, dass es sich um zwei Männchen handelte. Und die mochten sich nicht, immer wieder gab es Zoff, obwohl sie sich in der weitläufigen Anlage aus dem Weg fliegen konnten. Am 16. Juli 2016 schließlich nutzte ein Vogel die Gelegenheit auszureißen – weder die automatische Glasschiebetür der Krokodilhalle, noch der Pendelkettenvorhang, mit dem diese zusätzlich gesichert wurde, konnten ihn aufhalten. Pfleger hätten beobachtet, dass es eines der Tiere geschafft habe, die Öffnung der Tür abzupassen und dann durch eine Lücke im Pendelvorhang zu fliegen, berichtet Wilhelma-Sprecher Harald Knitter. Früheren Presseberichten zufolge hatte „Kooki“ den Mechanismus der Glastür zum Terrarium, die per Lichtschranke gesteuert öffnet und schließt, offenbar rasch durchschaut: Der schlaue Vogel wurde einmal im Terrarium nebenan bei einem Schaufensterbummel gesichtet – vermutlich auf der Suche nach geeigneten Snacks. Dank fester Fütterungszeiten und dem nachträglich angebrachten Vorhang ließen sich weitere Ausflüge lange Zeit verhindern. Bis zu jenem Tag im Jahr 2016.

Seit seinem Ausbruch fehlte lange Zeit jede Spur von ihn. „Im Februar 2018 wurde dann eine Sichtung gemeldet, wonach sich möglicherweise unser ‚Lachender Hans’ in Uhlbach aufhält“, erzählt Knitter. „Bei der zeitverzögerten einmaligen Meldung bestand aber keine Chance, den Vogel dort wieder einzufangen.“ Dann verlor sich seine Spur wieder. Bis jetzt: „Seit Mitte Juli gibt es mehrere Sichtungen aus dem Gebiet rund um das Ortszentrum von Uhlbach. Das erhöht die Hoffnung, dass er sich dort jetzt regelmäßig aufhält“, sagt Knitter und fügt hinzu: „Wenn sich das bestätigt, werden Tierpfleger ausrücken und versuchen, den Ausreißer wieder einzufangen.“ Der verbliebene Kookaburra sei übrigens von der Krokodilhalle in eine Voliere neben den Geiern und Greifvögeln umgesiedelt worden. „Dort gibt es keine Fluchtmöglichkeit für ihn.“

Der Ornithologe Günther Schleussner, der als Kurator für die Vögel in der Wilhelma zuständig ist, zeigt sich wenig überrascht davon, dass der Vogel so lange in freier Wildbahn überleben konnte. „Kookaburras kommen an der ganzen Ostküste Australiens vor. Daher sind weder Kälte noch Wärme für sie ein Problem. Die wirkliche Umstellung für unseren Vogel war, dass er in der Wilhelma nur mit toten Tieren gefüttert wurde, er draußen allerdings – auf sich allein gestellt – lernen musste, lebende Tiere zu jagen. Aber er kann gut fliegen und seine Instinkte sind intakt.“ Vermutlich habe er Mäuse, Kleinvögel wie Spatzen, Eidechsen oder auch größere Insekten gefangen – davon gebe es in Stuttgart genug. Zudem sei der „Lachende Hans“ in der Natur oft allein unterwegs und brauche keinen Partner. „Bedrohlich sind für ihn nur Fressfeinde wie der Habicht und natürlich der Straßenverkehr. Weil der Vogel diese Gefahren nicht kennt, kann er sich davor nicht so gut schützen“, erläutert Schleussner und stellt nüchtern fest: „Er hat es drei Jahre geschafft. Damit hat er unter Beweis gestellt, dass er gut klar kommt.“

Der Wilhelma ist der „Lachende Hans“ in gewisser Weise dennoch weiterhin verbunden. Für sein kleines Päuschen am Dienstag hat er sich nämlich ausgerechnet den Garten seines früheren „Chefs“ ausgesucht: Jörg Krauss ist Amtsleiter des Finanzministeriums Baden-Württemberg, in dessen Zuständigkeit der zoologisch-botanische Garten Stuttgart fällt.

Markant sind die lachenden Rufe des Vogels, mit denen er sein Revier markiert. Ein Kookaburra kann etwa 40 Zentimeter groß werden, hat einen kräftigen Schnabel, einen gedrungenen Körperbau und kurze Beine mit kleinen, scharfen Krallen. Schnelle Meldungen über den Aufenthaltsort des Tieres nimmt die Wilhelma gern entgegen. Sichtungen können direkt per Mail mit Uhrzeit und genauem Ort an info@wilhelma.de geschickt werden.