Die Pflege des dicht bewachsenen Hanggrundstücks zwischen Württemberg- und Rainstraße ist schwierig. Foto: Elke Hauptmann - Elke Hauptmann

Die Stadt lehnt die vom Untertürkheimer Bezirksbeirat angeregte Beweidung des Waldstücks zwischen Rain- und Württembergstraße mit Schafen und Ziegen ab. Das Grundstück sei zu klein.

Rotenberg Das verbuschte Waldstück zwischen Rainstraße und Württembergstraße in Rotenberg soll mit Ziegen und Schafen beweidet werden, um den Wildwuchs von Hecken und Sträuchern zu minimieren. Anwohner hatten immer wieder den Wunsch geäußert, den mit Bäumen und Büschen bewaldeten Hang intensiver zu pflegen und der Verbuschung Einhalt zu gebieten. Der Bezirksbeirat Untertürkheim befürwortet ein solches Projekt und hatte die Stadtverwaltung im Juli beauftragt, diese Idee zu prüfen. Jetzt kam die offizielle Ablehnung, bedauert Gerald Multerer von den Freien Wählern, die Urheber des Antrags waren.

Der Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes, Volker Schirner, teilt dem Gremium mit, dass die Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU) im August über den Wunsch beraten habe. „Die AGU kam hierbei zu dem Beschluss, dass der Vorschlag abzulehnen ist, da die zu beweidende Fläche zu klein ist und durch eine Beweidung die Schutz- und Ruhezonen für das Wild nicht mehr gesichert sind.“ Schirner verweist auf das Ende 2015 erstellte Pflegeprogramm, mit dem man den unterschiedlichen Interessen von Anwohnern, Naturschützern, Jagdpächtern und Amt gerecht zu werden versuche. Laut dem Konzept ist das rund 7000 Quadratmeter große Hanggrundstück in acht Flächen unterteilt, auf denen Pflegemaßnahmen wie Rückschnitte und Fällungen in unterschiedlichen Zyklen vorgesehen sind. Das Konzept war mehrfach dem Bezirksbeirat vorgestellt worden.

Zufriedenstellend sei der Zustand dennoch nicht, meint Multerer. Die Beweidung könnte eine ökologisch sinnvolle Ergänzung sein, sind er und seine Fraktionskollegin Rose Hoffmann überzeugt. In der Nachbarschaft funktioniere so etwas doch auch: Anfang Juni und Mitte Oktober sind auf den beiden Steppenheiden am Kappelberg 61 „tierische Rasenmäher“ im Einsatz, um zu verhindern, dass unerwünschte Sträucher und Hecken die geschützte Kulturlandschaft langsam überwuchern. Nach Einschätzung der Fellbacher Stadtverwaltung ist der Test erfolgversprechend verlaufen. Den beiden Beweidungsaktionen mit den Burenziegen des Aichwalder Hirten Heiner Negele sollen nun weitere folgen, mit dem in Sachen Kulturlandschaftspflege erfahrenen Ziegenhalter wurde ein Vertrag über zunächst drei Jahre abgeschlossen.

Auch für das Rotenberger Grundstück wurde Interesse bekundet: Gabriele Schäfer, die nur wenige Meter davon entfernt bei den TBU-Sportanlagen im Nebenerwerb eine Alpakazucht betreibt, hätte sich vorstellen können, einige ihrer Tiere dort weiden zu lassen. Die Hanglage sei für die aus den Anden stammenden Alpakas kein Problem und auf die Flächenzuschnitte könnte sie entsprechend reagieren – mit kleinen oder größeren Gruppen von drei bis 15 Tieren. Die Beweidung wäre allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich, räumt sie ein. Wichtig seien zum Beispiel ein stabiler Zaun und ein Unterstand. Schäfer bemüht sich bereits seit längerer Zeit auf der Egelseer Heide um geeignete Weideflächen für ihre Alpakas, steht diesbezüglich in Kontakt mit der Stadt. „Ideal wäre eine Streuobstwiese.“

Alpakas als Alternative

Beweidungsprojekte sind in Stuttgart eher selten. Aber es gibt sie – zum Beispiel im Sillenbucher Eichenhain. Nach Angaben des Regierungspräsidiums Stuttgart wurden in diesem Sommer für ein paar Wochen die Heideflächen des Naturschutzgebietes von Tieren des Schäfers Tibor Wodetzky kurzgehalten. Der Nellinger Schäfer hält übrigens auch die Landschaft am Oeffinger Berg buschfrei. Seine Schafe und Ziegen bleiben dort nicht nur einige Wochen vor Ort, sondern sind gleich mehrere Monate hinter fest installierten Zäunen im Einsatz.