Der Uferweg unterhalb den Otto-Hirsch-Brücken endet am Firmengebäude. Die Weiterführung gestaltet sich schwierig. Foto: Kuhn - Kuhn

Der Neckar soll erlebbar sein. In Hedelfingen sind den Planern die Hände gebunden. Der Wunsch eines Uferweges scheint geplatzt und Aussichtsbalkone auf den Otto-Hirsch-Brücken sind erst später realisierbar.

Hedelfingen - Der Neckar soll eigentlich ein Teil des Alltags der Hedelfinger sein. Bislang haben die Anwohner aber wenig vom Leben am Fluss. Mit dem Masterplan Erlebnisraum Stuttgart soll sich dies ändern. Mittelfristig. „Die Pläne, die ich Ihnen heute vorstelle, werden nicht ganz so ausfallen, wie Sie es erhofft haben“, baute Stadtplaner Werner Maier in der Sitzung des Bezirksbeirats der Diskussion vor. Denn während die Stadt in Untertürkheim, Bad Cannstatt und in Mühlhausen bereits einige Projekte geplant oder sogar in Arbeit hat, sind den Experten im Stadtbezirk Hedelfingen weitgehend die Hände gebunden. Die Stadtplaner wollen in den kommenden drei Jahrzehnten ein grünes Band entlang des Neckars verwirklichen. „Wir haben unsere Anstrengungen zunächst auf die Projekte konzentriert, wo es Freiflächen gibt, und die schnell zu realisieren sind. In Hedelfingen haben wir nur punktuell Möglichkeiten gefunden“, bedauerte Maier. Die Umgestaltung der Otto-Hirsch- und der Otto-Konz-Brücken haben die Stadtplaner deswegen erst nach 2035 terminiert. „Wir wollen dort Aufenthaltsorte schaffen.“ Angedacht ist, auf den Brücken über dem Neckar Aussichtsbalkone einzurichten, um den Schiffsverkehr oder das Geschehen im Hafen beobachten zu können. Die Brücken sollen künftig eine stärkere Bedeutung als Wegeverbindung im Freizeitverkehr zu Fuß und per Rad erhalten. Den Stadtplanern schwebt eine Galerie der Industriekultur vor.

Als zweites Projekt im Stadtbezirk haben die Stadtplaner die rechte Uferseite unterhalb der Hedelfinger Schleuse ins Auge gefasst. Entlang der Schleuse kommt der Neckarradweg an, Fahrradfahrer werden bisher dort auf die Straße geleitet. Künftig könnten sie auch noch einige Meter weiter im unteren Bereich der Schleuse verweilen. Der gegenüberliegende Uferbereich taucht dagegen in den mittelfristigen Planungen der Neckarexperten nicht auf. Zum Leidwesen der Hedelfinger.

Der Bezirksbeirat fordert seit Jahren, dass dort der bestehende Uferweg ausgebaut und vor allem bis zur Schleuse erweitert wird. Beginnend unterhalb der Otto-Hirsch-Brücken verläuft flussaufwärts ein befestigter Pfad am Uferbereich. Im Sommer bieten Bäume Schatten. Unweit des Wassers ist es angenehm kühl und ruhig, Flaneure können brütende oder jagende Wasservögel beobachten. Allerdings endet der Weg jäh an einer Mauer eines erst vor wenigen Jahren errichteten Gebäudes. Oberhalb des Gebäudes beginnt der breite Uferbereich unterhalb der Schleuse, den wiederum Angler gerne zum Verweilen nutzen. „Wenn man einen Steg um das Gebäude bauen würde, hätten die Hedelfinger einen ebenen Spazierweg, der den Anschluss zum Weg entlang der Amstetter Straße bilden würde“, fassten Grünen-Bezirksbeirat Eberhard Schweizer und Horst-Dieter Eifler von den Freien Wählern die konkreten Pläne zusammen, die die Hedelfinger bei einem Neckarworkshop bereits vor sechs Jahren ausgearbeitet haben. Zu teuer und zu schwierig , weil der Steg ein Eingriff in die Bundeswasserstraße wäre, machte Maier wenig Hoffnung.

Auch Hans Eisele und Mario Graunke (beide CDU) bemängelten, dass Hedelfingen „zu schmal wegkomme.“ Der Zeithorizont von zwei oder drei Jahrzehnten sei ein Armutszeugnis. „Dann muss die Stadt planerische Kapazitäten schaffen, damit die Umgestaltung der Otto-Hirsch-Brücken samt Bau der Balkone beispielsweise im Zuge des Ausbaus des Hauptradweges verwirklicht werden kann“, so Graunke. Schließlich, so erinnerte Eisele, hätten die Hedelfinger einst ihre Felder und früheren Spazierwege für den Neckarhafen und für blühende Landschaften geopfert. Im Gegenzug erwarten die Hedelfinger ein Entgegenkommen von der Stadtverwaltung.