Die Leiterin der Stadtteilbibliothek, Annette Hauser, weiht die neue Sammelbox von Karoline Becker und Yvonne Hummel (von rechts) ein. Foto: Müller Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Seit vier Jahren sind Untertürkheim, Obertürkheim und Hedelfingen ein gemeinsamer Fairtrade-Stadtbezirk. Damit das auch so bleibt, müssen die strengen Kriterien des Gütesiegels erfüllt werden. Neueste Idee der Steuerungsgruppe in Untertürkheim: An verschiedenen Stellen im Stadtbezirk werden Sammelboxen für alte Handys aufgestellt - für den guten Zweck. Die wertvollen Materialien wie Gold, Silber und Kupfer werden im Projekt „Handy-Aktion“ recycelt und damit wichtige Aufbauhilfe in Ländern der Dritten Welt geleistet.

Laut Schätzungen gibt es 104 Millionen ungenutzte Handys in Deutschland. Im Schnitt wird jedes Gerät nur 18 Monate benutzt. So kommen jährlich mindestens 5000 Tonnen Müll zusammen. Dieser „Elektroschrott ist in Wirklichkeit eine wichtige Rohstoffquelle“, sagt der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne), der Schirmherr der „Handy-Aktion“. Seit 2012 läuft das Projekt des Landes zusammen mit den Landeskirchen und weiteren renommierten Hilfsorganisationen. Nun auch in Untertürkheim.

„Die Idee kam spontan in einer Sitzung der Fairtrade-Steuerungsgruppe“, erklärt die stellvertretende Bezirksvorsteherin Yvonne Hummel. Angespornt von Aktionen in anderen Stadtbezirken „wollten wir uns auch an der Aktion beteiligen“, sagt Initiatorin Karoline Becker. Die Idee ist relativ simpel. Die Menschen werfen ihre ausgedienten Handys in die Sammelboxen, diese werden dann kostenlos vom Aktionspartner, der Deutschen Telekom, wenn möglich repariert und wieder verkauft oder die Rohstoffe recycelt und dem Produktionskreislauf zugeführt. Denn in den Geräten werden wertvolle Stoffe wie Gold, Silber oder auch Kupfer verbaut. Rohstoffe, die auf dem Weltmarkt nach wie vor sehr begehrt sind und große Gewinne erzielen. Sozusagen Schätze, die ungenutzt in den Schubladen oder Kommoden vor sich hin dümpeln. „Der Gewinn geht an verschiedene Hilfsprojekte“, sagt Becker. In erster Linie geht es um Aktionen in Ländern der Dritten Welt. „Unter anderem im Kongo“, hat sie sich informiert. Das afrikanische Land wurde bewusst ausgewählt. Schließlich stammt ein Großteil der natürlichen Rohstoffe für die neuen Handys aus dem Kongo.

Zunächst einmal an vier Standorten werden die Handy-Boxen im Stadtbezirk aufgestellt. Der Startschuss fiel nun in der Stadtteilbibliothek in der Strümpfelbacher Straße 45. „Das passt perfekt zu unseren Nachhaltigkeitstagen, die wir gerade durchführen“, freut sich die Leiterin, Annette Hauser. Die Sammelboxen werden zudem im Bezirksrathaus, im Jugendhaus Café Ratz sowie in der Luginslandschule aufgestellt. Zudem „rufen wir im Rahmen des Schulfestes zu einer großen Sammelaktion auf“, sagt Becker, die dort Religionslehrerin ist. Bereits zuvor wurden auch verschiedene gezielte Sammelaktionen in anderen Schulen oder auch Vereinen durchgeführt.

Es soll aber nicht nur bei den Boxen bleiben. „Wir stehen in Kontakt mit den Organisatoren der Aktion“, sagen Becker und Hummel. Neben einem Informationsstand beim Fest der Luginslandschule sind in dem Zusammenhang auch verschiedene weitere Aktionen mit den Experten geplant. Unter anderem könnte das Thema auch im Unterricht in den Schulen behandelt werden. Sie hofft auf eine große Resonanz: Denn zum einen könnten somit wichtige Rohstoffe recycelt werden, zum anderen Hilfsprojekte in der Dritten Welt unterstützt werden - ganz im Sinne des Fairtrade.

www.handy-aktion.de