So stellten sich die Planer das umgestaltete Neckarufer im Lindenschulviertel vor: Ein Ort zum Ausruhen und ein Treffpunkt. Foto: Ramboli Studio Dreiseitl - Ramboli Studio Dreiseitl

Der Bau der neuen Uferpromenade im Lindenschulviertel verzögert sich abermals. Die Stadtverwaltung muss ein neues Planungsbüro suchen. Weil die Kosten steigen, soll das Projekt abgespeckt werden.

UntertürkheimAuf den Treppen am Neckarufer sitzen, in einem Liegenetz am Wasser entspannen, auf dem neuen Schwimmdeck entspannen oder abends ein Gläschen Untertürkheimer Sommerwein trinken und sich mit Freunden auf dem neu gestalteten Lindenplatz treffen. Dies erhofften sich viele Untertürkheimer vor drei Jahren. In zwei Workshops hatten junge und erwachsene Bürgerinnen und Bürger Ideen zur Umgestaltung des Neckarufers gesammelt, diese bewertet und diskutiert. Als Ergebnis präsentierte das renommierte Planungsbüro Ramboli Studio Dreiseitl ein Konzept, das rundherum Zustimmung fand. Der Bereich an der Schiffsanlegestelle sollte zu einem „Erlebnisort von besonderer Qualität“ werden. Der bestehende Quartiersplatz im Kreuzungsbereich der Lindenschulstraße und der Straße zum Ölhafen soll einen neuen Belag erhalten, Fußgängern, Radlern und Autos gleichermaßen vorbehalten werden. Der Neckardamm wird stark verbreitert. Er wird zur Promenade. Bequeme Sitzmöglichkeiten werden zum Verweilen einladen. Über die lange Sitzstufenanlage gelangen die Besucher einfach ans Wasser und können sich auf die von der Sonne aufgeheizten Stufen auch hinsetzen. Auf Höhe der heutigen Schiffsanlegestelle liegt dann ein Schwimmdeck im Wasser. Es kann auch als Anlegestelle für zwei Schiffe dienen. Über eine Rampe gelangen auch Gehbehinderte oder Eltern mit Kinderwagen ans Wasser. Das Ziel: Untertürkheim soll ein Stadtbezirk am Fluss werden. „Der Lindenplatz soll sich zu einem beliebten Treffpunkt und sozialen Mittelpunkt im Lindenschulviertel und darüber hinaus entwickeln“, heißt es im Masterplan für die Stadt am Fluss.

Die ersten Zeitpläne sahen einen Baubeginn im Jahr 2018 vor. Das umgestaltete Neckarufer sollte die erste umgesetzte Maßnahme im Rahmen des Masterplans für Untertürkheim sein und weitere positive Entwicklungen anstoßen. Doch die Mühlen der Behörden mahlten langsamer, als dies sich die externen Planer vorstellten. Es mussten noch einige Untersuchungen gemacht werden. Der Baubeginn wurde 2018 auf „Herbst 2019“ verschoben. Doch auf Bagger im Lindenschulviertel müssen die Untertürkheimer in diesem Jahr nicht mehr zu warten. „Eine abgestimmte Entwurfsplanung liegt vor und auch die wasserrechtliche Genehmigung wurde jetzt erteilt“, sagt Hermann-Lambert Oediger vom Stadtplanungsamt. Die Statik für die schwimmende Steganlage müsse allerdings nochmals vertieft geprüft werden. Es seien noch Fragen offen. Der eigentliche Knackpunkt ist allerdings, dass das beauftragte Planungsbüro für die Verkehrsanlage im Mai den an sie erteilten Auftrag wieder zurückgegeben habe. Wegen Personalengpässen, heißt es von der Stadt.

„Wir sind gerade dabei, ein Planungsbüro zu suchen, das Kapazitäten frei hat“, so Oediger. Die Auftragslage sei bei den Planungsbüros und den ausführenden Handwerksbetrieben allgemein angespannt. „Für die Umgestaltung im Lindenschulviertel benötigen wir Planer mit speziellem Wissen, was die Situation nochmals zuspitzt“, so Oediger. Die Stadtverwaltung halte zwar am Ziel, 2020 mit den Baumaßnahmen zu beginnen, fest, entscheidend werde aber sein, ein geeignetes Planungsbüro beauftragen zu können.

Abstriche wegen Kostensteigerung

In der Vorlage für die Stadträte weist Umweltbürgermeister Peter Pätzold zudem auf Abstriche hin. 1,41 Millionen Euro waren zu Beginn des Projekts eingeplant. 530 000 Euro Mehrkosten wurden als Nachschlag bewilligt. Der Verband Region Stuttgart schießt 320 000 Euro dazu. Aber die Maßnahmen haben sich im Laufe der Jahre des Stillstands verteuert. Die Mehrkosten, die aufgrund von Baukostensteigerungen und zusätzlichen Honorarausgaben entstanden sind, müssten durch die Reduktion des Standards – beispielsweise bei Bodenbelägen – oder die Verkürzung der Steganlage kompensiert werden, baut Pätzold vor.

Dennoch gehen die Blicke der Stadtplaner weiter. Für die Haushaltsberatungen im Dezember listen sie Projekte auf, die nach 2022 angepackt werden sollen. Dazu zählt das „Grüne Band am alten Neckarlauf“. Die Flächen entlang des Schillerradwegs, die derzeit wegen der Baumaßnahmen im Zuge von Stuttgart 21 genutzt werden, sollen nach Fertigstellung des Bahnprojekts wieder renaturiert werden. Dazu sollten planerische Konzepte vorliegen, um den Rückbau der Baustelleneinrichtungsflächen realisieren zu können, heißt es in der Mitteilungsvorlage der Stadt.