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Manche werden in Kartons oder Kisten direkt vor dem Tierheim abgestellt, andere im Wald oder an Rastplätzen zurückgelassen. Ausgesetzte Haustiere sind inzwischen aber kein typisches Sommerferien-Phänomen mehr.

Stuttgart (dpa/lsw) Die Zahl der ausgesetzten Tiere während der Sommerferien geht nach Angaben mehrerer Tierheime im Land seit längerem zurück. Trotzdem stellten die Sommermonate weiter eine erhebliche Herausforderung für die Tierheime dar, sagte die Sprecherin des Deutschen Tierschutzverbunds, Lea Schmitz. Denn die meisten Heime sind chronisch überfüllt. Und während der Ferien sei die Vermittlung von Tieren deutlich schwieriger, heißt es etwa in Karlsruhe. «Im Sommer ist jedes abgegebene Tier meist eins zu viel», sagte Schmitz.

Schlimm sei besonders, wenn Kleintiere in Kisten im Wald abgestellt, Hunde irgendwo angebunden oder Reptilien in Weihern ausgesetzt würden, betont Schmitz. Denn dort würden sie oft nicht früh genug gefunden und stürben. «Solche Fälle sind jedoch zum Glück immer öfter Einzelfälle.»

«Im Sommer ist mehr los im Tierheim», berichtete ein Mitarbeiter des ESSLINGER Tierheims. Doch auch er bestätigt, dass bei weitem nicht so viele Tiere ausgesetzt werden, wie allgemein vermutet wird. «Wir hatten zwar einige Fundkatzen in letzter Zeit. Bei diesen ist aber auch nicht sicher, ob sie ausgesetzt wurden oder nicht», erläuterte er. Es könnten auch Streuner gewesen sein. Wenn Menschen ihre Tiere aufgrund des Urlaubs abgäben, handle es sich meistens um Kleintiere wie Meerschweinchen oder Kanarienvögel. Oft wollten die Besitzer sich die Kosten für eine Tierpension sparen.

Im Tierheim in KARLSRUHE ist im Vergleich zum restlichen Jahr die Zahl der Fundtiere in den Sommerferien nicht gestiegen. «Aber die Vermittlung läuft während der Ferienzeit nur schleppend», sagte eine Mitarbeiterin, so dass das Tierheim dennoch gut gefüllt sei.

Auch Mitarbeiter des KONSTANZER Tierheims stellen schon seit einigen Jahren fest, dass in der Ferienzeit nicht mehr Tiere ausgesetzt werden als sonst - dafür würden mehr Tiere direkt im Tierheim abgegeben. Die meisten Tiere ließen sich in der Bodenseestadt jedoch gut vermitteln, so dass das Heim nicht überfüllt sei.

Im Tierheim in STUTTGART berichtet die Leiterin: Die Vorstellung von ausgesetzten Tieren an Raststätten sei längst veraltet. Es würden das ganze Jahr über Tiere ausgesetzt. In den Sommerferien sei es seit mehreren Jahren teilweise sogar ruhiger. Dennoch wurden erst kürzlich zwei Yorkshire-Terrier in einer Transportbox nahe einer Autoverwertung gefunden. Die Rüden seien vermutlich schon etwas älter, sie trügen keinen Mikrochip oder ein anderes Kennzeichen.

Einen gegenteiligen Eindruck hat das Tierheim HEILBRONN. «Dieses Jahr kamen zum ersten Mal extrem viele Fundhunde zu uns», sagte Silke Anders, die Vorsitzende des Tierschutzvereins. Das Tierheim fand Hunde angekettet an Fahrradständern, angebunden an Rasthöfen und in einem Wald an der Autobahn. Und eine Katzenmutter mit sechs Jungen wurde mit der Begründung abgegeben, dass die Besitzer zwei Monate Urlaub machen wollten.

Der Deutsche Tierschutzbund weist hier auf die Verantwortung von Tierbesitzern hin: Sie sollten frühzeitig planen, wo sie ihre Schützlinge während einer Reise unterbringen können.