Unter der Sonne Brasiliens: Die „Landshut“ vor ihrer Demontage auf dem Flugzeugfriedhof Fortaleza. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Rüdiger Bäßler

Friedrichshafen - Gleich am Morgen um 8 Uhr öffnet das Dornier-Museum am Samstag die Türen und Spendenkassen. „Zahle was du willst“, lautet die Aufforderung an die Besucher. Sie sollen bei einem „Bürgerfest“ zu Zeugen eines historischen Geschehens werden: Im Lauf des Vormittags soll erst der Rumpf der Lufthansa-Maschine „Landshut“, die 1977 von der GSG 9 in Mogadischu befreit wurde, mit einer Antonow AN 124 landen. Gegen 13 Uhr wird dann eine Iljushin 76 erwartet, an Bord die beiden Flügel des schicksalsträchtigen ehemals deutschen Flugzeugs.

Initiative Gabriels

Im letzten Moment vor der Bundestagswahl verwirklicht sich damit ein Versprechen, das der SPD-Außenminister Sigmar Gabriel kurz vor der Sommerpause exklusiv in der „Bild“-Zeitung gegeben hatte. Auf sein Betreiben und in Zusammenarbeit mit der Boulevardzeitung, Mitgliedern der Dornierstiftung sowie der Lufthansa werde die ehemalige „Landshut“, die auf einem Flugzeugfriedhof im brasilianischen Fortaleza in der Hitze dörrte, nach Deutschland gebracht. Ob das Bürgerfest im Zusammenhang mit der Wahl steht, darüber könne er nur „spekulieren“, sagt der parteilose Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand. Verärgert ist er aus einem anderen Grund: Von der Feier hat er erst aus der Zeitung erfahren. Wie anfangs überhaupt vom „Landshut“-Projekt und den hochfliegenden Museumsplänen am Bodensee. Das Stadtoberhaupt sieht sich bedrängt. Während in dieser Woche der Museumsdirektor David Dornier öffentlich verbreitet hatte, er sei „stolz“, dass es seinem Team gelungen sei, „die ‚Landshut‘ nach Hause zu holen“, informierte Brand seinerseits, dass die Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt bereits im vergangenen Jahr bei der Stadt um Zuschüsse gebeten habe, „auch mit einem Hinweis auf das laufende Defizit“. Derzeit laufe im Rathaus eine „ergebnisoffene Prüfung“ des Begehrens, sagt Brand. Die Summe, um die es geht, wird nicht genannt. Auch die Museumsleitung will sich nicht äußern.

Flensburg enttäuscht

Brand verweist auf die „komplexe Unternehmensstruktur“ des Privatmuseums. Das Gebäude gehört offenbar einer Betreibergesellschaft, die Exponate sind aus vielen Richtungen zusammengeliehen. Auch dazu wollte das Museum gestern nichts sagen. Zu den Hinweisen darauf, wie wenig sich Stadt und Museum bisher verstanden, gehört, dass die Dorniers ihre betriebswirtschaftlichen Museumszahlen ausgerechnet von der Kanzlei ermitteln ließen, die im Dienste Albrechts von Brandenstein-Zeppelin steht. Der Zeppelin-Erbe versucht vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen, die kommunal gesteuerte Zeppelin-Stiftung für nichtig erklären zu lassen.

Bisher war Ärger um die „Landshut“ nur aus der Ferne erklungen. Die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange hat im Juli ihr Unverständnis über den Standort Friedrichshafen ausgedrückt. Die Flensburger hatten ein Konzept und eine Finanzierung für eine „Landshut“-Präsentation fertig. Warum der Bodensee das Rennen gewann, verstehe sie nicht, sagte Lange. Beredtes Schweigen herrscht dagegen im Auto- und Technik-Museum in Sinsheim. Schon 2013, sagte noch vor kurzem ein Mitglied der Museumsgeschäftsführung zur „Rhein-Neckar-Zeitung“, habe man intern die Frage nach dem Kauf der „Landshut“ verworfen, die Kosten seien unkalkulierbar. Auf bis zu zwei Millionen Euro taxierten die Sinsheimer den Transport, den Zusammenbau und die Modernisierung der „Landshut“.

Wer trägt die laufenden Kosten?

Eine Museumssprecherin sagte jetzt, es gebe mittlerweile eine Anweisung der Geschäftsführung, zu dem Thema gar nichts mehr zu sagen. Sollen das Außenministerium, der Springer-Verlag und andere, die sich in den Vordergrund stellen, für den Transport, die Restaurierung und die „dauernde Finanzierung“ der Ausstellung zahlen, sagt Brand. Dem Vernehmen nach hat er das in zwei Telefonaten auch dem Außenminister Sigmar Gabriel mitgeteilt. Richtig wütend klingt dieser Satz: „Wir werden es jedenfalls nicht zulassen, dass ein nationales Projekt wie die ,Landshut’ auf die Stadt oder unsere Zeppelin-Stiftung geschoben und die dauerhafte Finanzierung quasi rekommunalisiert wird.“