Die AfD-Jugendorganisation Junge Alternative demonstrierte gegen eine Verlängerung der Nutzung der Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Asylbewerber. Quelle: Unbekannt

Bleibt die Lea in Ellwangen über das Frühjahr 2020 hinaus bestehen? Die AfD ging für die Schließung der Einrichtung auf die Straße - eine Bürgerinitiative hielt dagegen.

Ellwangen (dpa/lsw) Können Frauen und Kinder im Dunkeln in Ellwangen noch sicher nach draußen gehen? Auf diese Frage lässt sich der Konflikt zuspitzen, der die Stadt entzweit. In Ellwangen steht eine von acht Landeserstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge (Lea) in Baden-Württemberg. Befürworter und Kritiker der Lea gingen am Samstag auf die Straße: Rund 120 Teilnehmer hatte nach Polizeiangaben eine von der AfD initiierte Demo gegen den Betrieb der Lea über 2020 hinaus. Bis zu 500 Menschen protestierten nach Polizei-Schätzungen gegen die AfD-Demonstration.

Bundesweit bekannt geworden war die Einrichtung im Mai, als Bewohner durch eine Blockade die Abschiebung eines Mannes aus Togo verhinderten. Rund 600 Menschen leben derzeit in der Erstaufnahme und einige eingesessene Ellwangener fühlen sich von ihnen bedroht.

«Meine Enkelkinder dürfen abends nichts mehr alleine raus, weil es zu gefährlich ist», sagt eine Frau, die dem Aufruf der AfD gefolgt ist. Auch sie sei von mutmaßlichen Bewohnern der Einrichtung schon bepöbelt worden, berichtet die Frau. «Fünf Jahre sind genug» ist das Motto der Demo. Das Land hatte die Lea 2015 für zunächst fünf Jahre in der Stadt eingerichtet, derzeit verhandeln Innenministerium und Stadt über einen Betrieb über 2020 hinaus.

Bilder wie in Chemnitz wolle man hier nicht sehen, hatten die Veranstalter der AfD-Demo gleich zu Beginn gesagt. Viele Teilnehmer schwenken Deutschland-Fahnen und skandieren «Merkel muss weg». Als die Veranstalter einen freien Fotografen von der Veranstaltung ausschließen, weil er das Gesicht eines Teilnehmers fotografiert haben soll, rufen sie: «hau ab!». Sie seien nicht gegen Flüchtlinge generell, sondern gegen die Lea, sagen viele.

Mehrere Hundert Ellwangener demonstrieren gegen die Kundgebung der AfD; bei einem «bunten Fest», zu dem Gewerkschaften und Bürgerinitiativen aufgerufen hatten. Sie sind lauter als die Demo der Afd - und mehr. Auf ihren bunten Transparenten steht «damit Menschenrechte nicht verschwinden» oder «Menschenrechte statt rechte Menschen». Ellwangens Oberbürgermeister Karl Hilsenbek (parteilos) spricht ein Grußwort, andere singen oder tanzen auf der Bühne.

«Wir wollen allen klarmachen, dass diese Stadt nicht der AfD gehört», sagt eine Teilnehmerin. Auch sie fühlt sich nicht unsicher und habe viele Bewohner der Einrichtung kennengelernt. «Das sind ganz normale Menschen, wie du und ich», sagt sie.