In der Remscheider Straße türmen sich Möbel wie Matratzen und Schränke auf. Foto: Sebastian Steegmüller - Sebastian Steegmüller

Rund zehn Kubikmeter in der Remscheider Straße illegal abgeladen

Bad Cannstatt Täglich grüßt das Murmeltier. Kurz vor Weihnachten wurde in der Cannstatter Altstadt der Sperrmüll rund drei Wochen zu früh rausgestellt. Der jüngste Vorfall in der Neckarvorstadt ist jedoch noch dreister. Denn dort türmen sich seit vergangener Woche in der Mitte der Remscheider Straße auf einem kleinen Grünstreifen ausgediente Möbel, vor allem etliche Matratzen, auf. Dieses Mal hat jedoch niemand die Vorgabe der Stadt ignoriert, also Sperrmüll frühestens einen Tag vor dem Termin rauszustellen. „Es liegt uns im gesamten Straßenzug einfach kein Auftrag vor“, sagt Axel Tadix vom Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS).

Sogenannter wilder Sperrmüll also. „Das nimmt wirklich konstant zu. Um 100 Abholungen pro Jahr“, schätzt der stellvertretende Betriebsstellenleiter, der für die Disposition von 23 Fahrzeugen zuständig ist. Obwohl sowohl sein Personal als auch die Fahrzeuge ausgelastet sind, werde er im Rahmen der „sauberen Stadt“ umgehend ein Team nach Bad Cannstatt schicken. „Wenn ich nochmals zwei bis drei Tage warte, wächst der Haufen immer weiter an.“

Seine alten Möbel einfach an einer Straßenecke abzustellen, kann richtig teuer werden. Schließlich stellt die Tat eine Ordnungswidrigkeit dar, es drohen Bußgelder im vierstelligen Bereich. Das Problem: Es ist schwer, den Verursacher ausfindig zu machen. Selbst den Müllsheriffs sind die Hände gebunden. „Sie ermitteln in der Regel gegen unbekannt.“ Schließlich würden nur selten Adressen auf den Möbeln stehen, so Tadix, der ein Stück weit auch die Anwohner in die Pflicht nimmt – zumal die Müllsünder aus seiner Sicht oftmals nicht Ortsfremde sind. „Wir sind auf Tipps und Hilfe angewiesen. Es kann doch nicht sein, dass es niemand auffällt, wenn irgendjemand haufenweise Sperrmüll ablädt.“ Das gelte auch bei einer angemeldeten Abholung. „Mal einen Stuhl beim Nachbarn dazuzustellen, ist in Ordnung. Aber gleich die ganze Schrankwand, das geht einfach nicht.“ Denn dann sei die zulässige Menge von drei Kubikmeter Sperrmüll pro Antrag schnell überschritten. Außerdem werde die Planung der AWS deutlich erschwert.

In der Neckarvorstadt ist die Sachlage offenbar aber eine andere. Laut eines Zeugen sollen dort Unbekannte nachts mit einem Transporter aufgekreuzt sein und etliche Möbel zu dem bereits bestehenden Haufen dazugestellt haben. Bedauerlich: Ein Kennzeichen konnte sich der Anwohner nicht merken. „Schade, wenn wir mal einen Müllsünder erwischen würden, könnten wir ein Exempel an ihm statuieren und richtig dagegen vorgehen“, sagt Tadix. Ideal wäre es gewesen, aus sichere Entfernung ein Foto vom Fahrzeug zu machen – beispielsweise von einem Balkon aus. „Ohne weitere Anhaltspunkte haben wir jedoch keine Chance.“

Generell könne der AWS-Betriebsstellenleiter nicht nachvollziehen, dass jemand Sperrmüll einfach so irgendwo wild ablädt. Schließlich biete die Stadt für Kurzentschlossene auch Express-Abholungen an. Für den Sperrmüll in der Remscheider Straße – geschätzt rund zehn Kubik – hätten vier Anträge gereicht. „Das hätte dann 240 Euro gekostet.“

Sperrmüll

Sperrmüll sind haushaltsübliche Gegenstände, die aufgrund ihrer Größe nicht in die Restabfalltonne passen und für die es keine anderen Entsorgungsmöglichkeiten gibt. Haushalte können zweimal pro Jahr die kostenlose Abholung von jeweils bis maximal drei Kubikmeter zur Abholung anmelden. Er wird dann innerhalb von drei bis sechs Wochen abgeholt. Wer seinen Sperrmüll kurzfristig entsorgen muss, kann eine Express-Abholung beantragen.