Aus voller Brust: die Jungen Tenöre in Aktion. Von links Carlos Sanchez, Ilja Martin und Matthias Eger. Foto: Wolfgang List - Wolfgang List

Am Sonntagabend hat der Adventszauber 2019 erreicht, was dem VfB Stuttgart an diesem Tag nicht vergönnt war, der Sprung an die „Tabellenspitze“. Denn noch nie war die Begeisterung im Publikum so groß wie bei der sechsten Auflage des Adventszaubers in der Cannstatter Stadtkirche.

Bad CannstattAm Sonntagabend hat der Adventszauber 2019 erreicht, was dem VfB Stuttgart an diesem Tag nicht vergönnt war, der Sprung an die „Tabellenspitze“. Denn noch nie war die Begeisterung im Publikum so groß wie bei der sechsten Auflage des Adventszaubers in der Cannstatter Stadtkirche. Mit stehenden Ovationen, lautstarken „Bravo“- und „Zugabe“-Rufen wurden die musikalischen Darbietungen der Jungen Tenöre, des Startrompeters Kevin Pabst und des grandiosen Pianisten Florian Schäfer honoriert.

Seit elf Jahren gibt es den Adventszauber der Cannstatter/Untertürkheimer Zeitung – seit sechs Jahren ist die Veranstaltung in der Cannstatter Stadtkirche zu Gast. Um für eine stimmungsvolle Atmosphäre und den passenden Klang zu sorgen, waren die Techniker schon seit Mittag im Einsatz. Der Altar- und Chorraum wurde in verschieden farbige Lichter getaucht, wodurch eine festliche Atmosphäre entstand. Schon vor 17.30 Uhr standen die Besucher vor dem Kirchenportal Schlange, in freudiger Erwartung der strahlenden Klänge, so das Motto der diesjährigen Veranstaltung. „Ich hoffe, Sie haben einen schönen ersten Advent und werden nach dem Konzert beim Verlassen der Kirche strahlen“, begrüßte CZ-/UZ-Geschäftsführer Sigfried Baumann die Besucher in der voll besetzten Kirche.

Noch nie war beim Adventszauber so viel Live-Charakter geboten, wie in diesem Jahr. Nur ganz wenige rhythmische Zuspielungen kamen vom Band. Stattdessen wurden die Jungen Tenöre Ilja Martin, Carlos Sanchez und Matthias Eger von dem Pianisten Florian Schäfer am Flügel begleitet, der auch die meisten Arrangements geschrieben hat. Schäfer, der nicht nur sein Instrument exzellent beherrscht, hat sich in der Musikszene auch als Produzent einen Namen gemacht. Mit von der Partie war außerdem Startrompeter Kevin Pabst aus Lörrach. Der 28-Jährige ist kein Unbekannter, überzeugte schon im Vorjahr mit seinem Können. Er nahm die Zuhörer mit auf eine musikalische Weltreise, wobei er sich nicht nur als begnadeter Trompeter erwies, sondern mit dem Armstrong-Titel „What a wonderful World“ auch auf dem Flügelhorn überzeugte.

Tradition und Moderne wurden beim musikalischen Programm vereint: Die Jungen Tenöre, Trompeter Kevin Pabst und der Pianist Florian Schäfer begeisterten die Zuschauer gleich zu Beginn mit „Tochter Zion“. Klassisch wurde es auch bei Stücken des italienischen Opernstars Luciano Pavarotti: Die Jungen Tenöre interpretierten „La donna e mobile“ und „O sole mio“. In die Vereinigten Staaten von Amerika ging es musikalisch mit Weihnachtsliedern wie „Rudolph the red nosed reindeer“ sowie „Santa Claus is coming to town“. Mit „Feliz Navidad“ führte die Reise weiter nach Spanien. Für Gänsehaut sorgte Matthias Eger mit einer gefühlvollen Interpretation des Liedes „Maria durch ein Dornwald ging“.

Gegründet wurden die Jungen Tenöre im Rahmen der Sendung Herzblatt, wie Sigfried Baumann dem Publikum verriet. Damals suchte man Sänger für die Titelmelodie der Sendung. Da alle drei überzeugten und sich gut verstanden, entschied sich die Jury für alle drei, das war die Geburtsstunde der Jungen Tenöre. Im Lauf der Jahre änderte sich allerdings die Besetzung. Heute treten Ilja, Carlos und Matthias – letzterer ist etwa drei Jahren dabei – unter demselben Namen auf.

Als begnadeter Entertainer erwies sich Kevin Pabst, der sich freute, „in diesem Jahr wieder in der Cannstatter Stadtkirche zu Gast sein zu dürfen“. Er legte sogar seine Trompete aus der Hand, um sich als Sänger zu beweisen. Pabst stimmte ein Gospel-Medley an. Die Zuhörer ließen sich nicht lange bitten, sangen und klatschten mit – genau wie beim darauffolgenden „Amacing Grace“. Krönender Abschluss war das bekannte Weihnachtslied „O du fröhliche“, das die Musiker gemeinsam mit dem Publikum zum Besten gaben. Schließlich war am Sonntag der erste Advent. Übrigens: Textblätter des Liedes waren zuvor an das Publikum verteilt worden, da Schwaben im Allgemeinen immer nur die erste Strophe kennen.

Der Adventszauber hat mittlerweile Tradition: Viele Besucher waren bereits in den vergangenen Jahren dabei. So wie Ursula Sontag und Gudrun Baumann aus Esslingen. „Beim Trompetenspiel ging es mir durch Mark und Bein“, sagte Sontag. Die beiden hatten einen stimmungsvollen Abend mit besinnlicher Musik erwartet und wurden nicht enttäuscht, wie sie sagten. „Wir kommen im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder“, sagte Gudrun Baumann. Zum ersten Mal in der Stadtkirche war Irma Österreicher aus Wernau. „Ein Adventskonzert in einer Kirche, passender könnte es ja nicht sein“, sagte sie begeistert.

Gut gelaunt gaben die Jungen Tenöre, Kevin Pabst und Florian Schäfer nach dem Konzert Autogramme. Die außergewöhnliche Stimmung kam auch bei den Musikern an. „Gleich nach dem zweiten Titel haben wir gemerkt, dass da etwas vom Publikum zurückkommt, das hat uns sehr gefreut, weil das nicht immer so ist“, sagte Matthias Eger. Die Jungen Tenöre sind stark gefragt und bis Mitte nächsten Jahres in Deutschland und Österreich auf Tour. Und wer weiß – vielleicht kommen die Tenöre, Florian Schäfer und Kevin Pabst auch mal wieder nach Bad Cannstatt. Die Klänge, mit denen sie an diesem Abend das Publikum begeistert haben, werden noch eine Weile in der Erinnerung der Zuhörer strahlen. So verwunderte es auch nicht, dass der gelungene Adventszauber am Sonntagabend noch weit nach Konzertende Gesprächsthema in der Marktstraße war.