Grüne, SPD sowie SÖS/Linke/Plus wollen eine Fahrspur weniger auf der König-Karl-Straße. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Ob die Stuttgarter Straßenbahnen AG wie geplant am 22. Mai am Wilhelmsplatz auf Baustelle gehen kann, ist seit gestern offen. Der gemeinsame Antrag von den Grünen, der SPD sowie der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/Plus, zunächst nur den Hochbahnsteig stadtauswärts zu verlängern und für die andere Richtung ihre Alternative zu prüfen, fand eine Mehrheit.

Gute Laune sieht irgendwie anders aus: SSB-Vorstand Wolfgang Arnold und sein Chef-Planer Volker Christiani verließen mit schlechter Laune den Sitzungssaal. Nur wenige Minuten zuvor hatten sie versucht, die Antragssteller davon zu überzeugen, dass ihr Vorschlag an dem viel befahrenen und komplexen Verkehrsknoten nicht funktionieren kann. Denn Grüne, SPD sowie SÖS/Linke/Plus plädieren vehement dafür, eine Fahrspur der König-Karl-Straße zugunsten einer Fußgängerrampe samt Überweg in Richtung König-Karl-Center zu opfern. Gleichzeitig könnte auf der freien Straßenfläche die Hauptradroute 1 über den Wilhelmsplatz geführt werden.

Ein Vorschlag, der beim bürgerlichen Lager - allen voran die Christdemokraten - Kopfschütteln und harsche Kritik hervorrief. „Ihr Antrag mündet in ein Verkehrschaos“, so Beate Bulle-Schmid. Die CDU-Stadträtin sieht langfristig nur eine Möglichkeit für den Wilhelmsplatz: „Die Autos müssen unter die Erde.“

Doch selbst das Argument Wolfgang Arnolds, dass ab Herbst die U 19 in den Regelbetrieb aufgenommen werde und mit der U 16 ab dem kommenden Jahr eine weitere Stadtbahnlinie in Betrieb gehen soll, zeigte keine Wirkung. Im Gegenteil, Björn Peterhoff (Die Grünen) verwies weiter auf das Ziel, dass längerfristig der Individualverkehr um 20 Prozent reduziert werden soll. Zudem wird mit Pförtnerampeln an der Fellbacher Gemarkungsgrenze der Pendlerverkehr reguliert werden. „Das hat mit Sicherheit positive Auswirkungen am Wilhelmsplatz“, so Peterhoff. Man müsse den Platz städtebaulich aufwerten und deshalb in seiner Gesamtheit betrachten. Ein Thema, das bei der Zukunftswerkstatt in den vergangenen eineinhalb Jahren eine tragende Rolle gespielt habe.

Unterstützt wurde Peterhoff von Marita Gröger (SPD), die nicht nur die fehlende 100-prozentige Barrierefreiheit nach dem Haltestellenausbau bemängelte. „Eine Woche vor Baubeginn den Bezirksbeirat zu informieren, ist sehr kurzfristig“, so Gröger. Christoph Ozasek (SÖS/Linke/Plus) war der gleichen Meinung und forderte, die Verkehrsflächen zugunsten von Radfahrern und Passanten neu zu ordnen. Da auch Ralph Schertlen (Die Stadtisten) für eine Fahrspurreduzierung plädierte, erhielt der Antrag mit 11:9 eine knappe Mehrheit. Allerdings mit dem Zusatz, dass die SSB mit der Verlängerung des Hochbahnsteigs stadtauswärts beginnen kann. Stadteinwärts soll sie dagegen den Alternativvorschlag vertieft prüfen.

Ob die SSB wie geplant am 22. Mai mit der Verlängerung des Hochbahnsteigs beginnen wird, steht genauso in den Sternen wie der Termin am 17. Mai im Bezirksbeirat. Eigentlich wollte die städtische Tochter, obwohl das Thema 80-Meter-Züge erst 2020 akut wird, den Wilhelmsplatz im Herbst fix und fertig ausgebaut haben. Denn einen Stadtbahnknoten unter laufendendem Betrieb mit vier Linien ist zwar schwierig aber immer noch einfacher umzubauen, als wenn sechs Stadtbahnen im Minutentakt den Platz kreuzen.