Die Eltern aus dem Seilerviertel fordern seit Jahren, dass aus der Theobald-Kerner Straße eine Spielstraße werden soll. Foto: Nagel - Nagel

In einem Pilotprojekt soll laut der SPD-Gemeinderatsfraktion auch die Tehobald-Kerner-Straße im Seilerviertel zu einer temporären Spielstraße umfunktioniert werden.

Bad Cannstatt In vielen Wohnquartieren gibt es wenige bis gar keine Spielmöglichkeiten für Kinder. Dazu zählt auch das Seilerviertel. Schon in den 1990er-Jahren gab es hier die ersten Forderungen seitens der Eltern, aus der Theobald-Kerner-Straße eine Spielstraße zu machen. Um ihrem Wunsch Nachdruck zu verleihen, gingen Eltern sogar auf die Straße – alles umsonst. Die Stadtverwaltung lehnte eine Spielstraße in schöner Regelmäßigkeit ab. Selbst bei Bürgerversammlungen hatten Anwohner aus dem Seilerviertel den damaligen OB Wolfgang Schuster aufgefordert, seinen Worten endlich auch Taten folgen zu lassen. Denn das ehemalige Stadtoberhaupt hatte immer von seiner „kinderfreundlichen Stadt“ geschwärmt. Doch auch öffentliche Kritik blieb ungehört, die Initiative Schöne Straße kämpfte jahrelang vergeblich dafür, die Theobald-Kerner-Straße als verkehrsberuhigten Bereich auszuweisen. Auch ein Antrag der Grünen und der SPD scheiterte 2013.

2016 unternahmen die Sozialedemokraten einen erneuten Anlauf, aus Straßen, die sich dafür eigenen, zumindest eine temporäre Spielstraße zu machen. Zwei (!) Jahre später gab’s die Antwort. Und siehe da, die Stadt scheint ein Einsehen zu haben. Die Verwaltung will ein Pilotprojekt „3x3“ konzipieren, wobei an drei Standorten im Stadtgebiet jeweils drei Veranstaltungen im Sinne von temporären Spielstraßen durchgeführt werden.

„Wir freuen uns, dass die Stadt unsere Anregung aufgreift“, sagt SPD-Stadträtin Marita Gröger. Kinder brauchen in ihrem direkten Wohnumfeld Freiraum, damit sie wieder „vor der Haustür“ Ballspielen, Rad- und Rollschuhfahren oder Gummitwist spielen können. Das ist das Konzept der temporären Spielstraßen: Ein Straßenabschnitt wird für einen Tag oder ein paar Stunden für den Autoverkehr gesperrt und als Spiel- und Begegnungszone genutzt. Dafür braucht es keine aufwendigen Umbauten, auch der zeitliche und finanzielle Aufwand hält sich in Grenzen. Auf die Parkplätze muss nur temporär verzichtet werden.

„Gerade in Stuttgart, wo man sich als kinderfreundlich bezeichnet, muss man unkonventionelle Wege gehen, um den Kindern ein kindgerechtes Wohnumfeld zu bieten“, so Marita Gröger. Dass dies bereits geschehe, zeige doch auch zum Beispiel das bürgerschaftliche Engagement bei Hallo Kinder. „Schön wäre es, dieses Engagement zu würdigen und die bereits vorhandenen Ansätze zu nutzen“, so die Stadträtin. Deshalb schlägt die SPD als eines der Pilotprojekte die Theobald-Kerner-Straße vor. Zumal das Seilerviertel in den kommenden Jahren Spielflächen gut gebrauchen kann, da Eltern ihre Kinder wegen der Großbaustelle für die neue Neckarbrücke nur ungern auf den dortigen Spielplatz lassen.