Die Tiere des Stadtteilbauernhofs werden von den Teilnehmern der Waldheimferien gefüttert. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Im Ferienwaldheim auf dem Cannstatter Stadtteilbauernhof genießen Kinder mit und ohne Behinderung die Zeit mit Basteln, Tiere füttern und vielen Angeboten. Es werden von Jahr zu Jahr mehr Kinder.

Bad CannstattSie meckern laut und unüberhörbar, die Ziegen auf dem Stadtteilbauernhof. Und gerne nehmen sie das angebotene Futter von den Kindern an diesem sonnigen Nachmittag. Waldheimferien ganz besonderer Art, die dieses Jahr mehr als 116 Kinder, davon 28 mit Behinderung mit 38 Betreuen pro Woche genießen. In den letzten drei Sommerferienwochen dürfen sie in den Wannenäckern bei dem inklusiven Waldheim der Offenen Hilfen der Diakonie Stetten mitmachen. Lena ist sieben Jahre alt und schon das dritte Mal dabei. „Ich mag die Pferde am liebsten“, sagt sie. Auch das Holzpferd, auf dem Mädchen Reiten üben, während die beiden echten Pferde Tjörn und Mareike mit den Schafen nebenan grasen.

Die achtjährige Lucia, dieses Jahr das erste Mal dabei, hat gerne Flaggen gemalt, berichtet sie. Und der 13-jährigen Dina, die seit vielen Jahren zum Ferienwaldheim auf den Stadtteilbauernhof kommt, gefielen die Ausflüge am besten, etwa ins Schwimmbad nach Zuffenhausen. „Mir gefällt hier die Atmosphäre“, sagt sie. Michael Spenninger, von allen „Der Spenninger“ genannt, erzählt aus seiner Gruppenleiter-Tätigkeit: „Ich bin bei den Schwarzen Wölfen“. Der Name passte gut, denn Schurkengruppen sei das Motto diese Woche. Er studiert Kultur und Medienbildung in Ludwigsburg und hilft hier in den Semesterferien seit acht Jahren, wo er über das Freiwillige Soziale Jahr zu den Offenen Hilfen kam. „Ich freue mich, zu sehen, wie es mit und ohne Handicaps funktioniert, dass sich die Kinder integrieren und unterstützen.“

Der Leiter des Waldheims, Thomas Sereke, freut sich ebenfalls, wie hier die Kinder mit und ohne Behinderung mehr Sozialkompetenz lernen, Rücksicht und Empathie. „Je früher die Kinder die Erfahrung machen, desto leichter gelingt die Inklusion“, sagt Pressesprecher Steffen Wilhelm von der Diakonie Stetten. Viele Kinder, die hier noch teilnehmen, möchten auch gerne Mitarbeiter werden. Das können sie. Wenn sie 15 Jahre alt sind, können sie ein Praktikum machen und mit 16 Jahren dann einsteigen. Zudem hat das Waldheim auch geschultes Personal. „Die Mitarbeiter sind geschult auf Epilepsie, Inklusion, Spielpädagogik und Deeskalationsmanagement“, berichtet Sereke, der seit zehn Jahren bei der Diakonie Stetten bei den Offenen Hilfen arbeitet. Vor acht Jahren übernahm er die Leitung des Ferienwaldheims.

Mit den 76 Übungsleitern erstellt er das Programm von Tierpflege und Füttern über Sport, Kreativangebote wie Basteln, Werken, Hüttenbau bis zu Entspannung mit Traumreise und Hörspiel, Musik und Rhythmik. Behinderung ist für die Kinder kein Thema, erklärt Sereke. Wenn es Fragen gebe, werden sie geklärt. Es sei ein buntes Miteinander. Auch beim nachmittäglichen Treffen zur Wahl der Angebote. Gestern gab es Hüttenbau, Gips- und Papptellermasken, Wikingerschach, Hörspiel und ein Tanzprojekt. Eine bunte Hüpfburg lockte, die auch bei Kindern im Rollstuhl für Entspannung sorgte. Zudem sind auch Flüchtlingskinder hier. „Diejenigen, denen noch Sprachkenntnisse fehlen, helfen Symbolkarten, die die Mitarbeiter für die Menschen mit Behinderungen auch gezeigt bekommen“, so Sereke. Die Kinder machten gerne mit, auch die Schwarzen Wölfe riefen fröhlich ihr Erkennungszeichen beim Nachmittagstreff. „Von Jahr zu Jahr werden mehr Kinder angemeldet“, freut sich der Waldheimleiter.