Gleich ein Abzweig von der Brunnenstraße weiter gibt es den Hinweis auf Wilhelm Zais, den ersten Cannstatter Industriellen. Quelle: Unbekannt

Wer heute durch die Straßen geht, blickt manchmal mehr aufs Handy als auf die Umgebung. Dabei gibt es vieles zu entdecken, etwa Geschichte und Geschichten, die hautnah vor einem steht und nun auf etwa 35 ergänzenden Schildern in der Altstadt zu entdecken ist, wie Eberhard Köngeter, Vorstand des Maibaum-Vereins, weiß.

Von Iris Frey

Der Vereinsvorstand freut sich, dass das Projekt, das 2005 auf seine Idee hin gestartet wurde, nun fertig ist. Auslöser war ein Buch der Stuttgarter Straßennamen, das die Stadt Stuttgart herausgegeben hat, berichtet Köngeter. Da hat er sich auf die Erkenntnisse zu den Cannstatter Straßennamen konzentriert und die erforderlichen Genehmigungen für das Projekt eingeholt, auch beim Amt für öffentliche Ordnung. Die Beschilderung hat dann das Amt für Abfallwirtschaft ausgeführt.

Waren Straßennamen an Privathäusern angebracht, hat Köngeter die Eigentümer angefragt. „Sie waren alle einverstanden“, sagt er. Dann hat die AWS die Schilder gefertigt. Rund 4000 Euro hat das Projekt gekostet, um die Beschilderung der Straßennamen in der Cannstatter Altstadt zu ergänzen.

„Das Projekt wurde über Spenden finanziert.“ Ein erster großer Schwung an Schildern wurde 2005 montiert, dann wurden noch in diesem Jahr Ergänzungen gemacht.

Jetzt bietet sich ein Gang durch die Cannstatter Geschichte an: Etwa durch die Helfergasse, die so 1885 nach dem früheren Helfer- und Diakonushaus in der Helfergasse Nr. 27 benannt wurde. Zuvor hieß die Gasse Kögelgasse. Nicht unweit in der Helfergasse zweigt die Finstermünzgasse ab. „Finster Münz“ war früher ein dunkles Gewässer, vermutlich ein Hinweis auf den Sulzbach in der Spreuergasse.

Dann geht es zur Brunnenstraße und dort in eine Abzweigung, die „Pfleghof“ heißt. Hier hat Köngeter herausgefunden, dass da das Beginenhaus zu finden war. „Im Stadtplan war ein Kloster eingezeichnet“, so Köngeter. Auch gibt es noch den Hinweis, dass vor 1885 die Straße Klostergasse hieß. Ursprünglich war das Beginenhaus dem Klösterle gleichgesetzt worden. Neuere Erkenntnisse zeigen aber, dass das Haus woanders stand. Darauf verweist dieses Schild. In der Zaisgasse gibt es den Hinweis auf den ersten Industriellen Cannstatts, Wilhelm Zais, der am Neckar erst etwa auf Höhe der Schiffsanlegestelle des Neckar Käpt‘n seine Firma hatte, dann später auf der Mühlgrüninsel, wie Köngeter berichtet. In der Lammgasse Ecke Helfergasse wird auf den Schildern, auch an der Kindertagesstätte Helfergasse, auf den einstigen alemannischen Herzogshof aufmerksam gemacht, den es dort mal gab, der dann in einen karolingischen Königshof übergegangen ist. Ein feudaler Bereich also. Als die Karolinger untergegangen sind, fiel ein Teil des Hofs an das Esslinger Spital und ein Teil an das Konstanzer Domkapitel. Am Esslinger Hof-Schild geht es weiter zur Sulzbachgasse, die auf die Sulzbachquelle verweist. Sie speiste einst die Mühle, die am Marktplatz stand, bevor es das Historische Rathaus dort gab. Geschichten, die entdeckt werden können - ermöglicht durch den Maibaumverein.