(red) - Im Wohnheim der Diakonie Stetten in Bad Cannstatt fand ein Podiumsgespräch zur Bundestagswahl 2017 statt. Kandidaten der drei großen Parteien im Bundestag diskutierten zu Fragestellungen aus dem Bereich der Behindertenhilfe. Jürgen Lutz, freiberuflicher Dozent in der politischen Erwachsenenbildung, moderierte die Veranstaltung in einfacher Sprache.

Die Diakonie Stetten setzt sich für die Teilhabe von Menschen mit einer geistigen Behinderung am gesellschaftlichen Leben ein und will ihnen deshalb mit einer Veranstaltungsreihe die Möglichkeit geben, die Kandidaten ihrer Wahlkreise kennen zu lernen und Fragen an sie zu richten. Rund 40 Bewohnerinnen und Bewohner sowie Cannstatter Bürgerinnen und Bürger nutzten das Angebot und kamen mit Michael Jantzer (SPD), Anna Christmann (Grüne) sowie Johanna Tiarks von den Linken ins Gespräch. Die CDU hatte keine Möglichkeit, einen Vertreter zu schicken, gab im Vorfeld jedoch ein Statement zu den wichtigsten Wahlprüfsteinen aus dem Bereich der Behindertenhilfe ab.

Jürgen Lutz verdeutlichte in einfacher Sprache, was genau die Bundestagswahl ist, wie diese abläuft und was Demokratie bedeutet: „Wir bestimmen alle mit und wählen indirekt den Bundestag.“ Pfarrer Rainer Hinzen, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Stetten, ermutigte die Bewohnerinnen und Bewohner mit den Politikern ins Gespräch zu kommen: „In einer Demokratie darf man seine Meinung sagen und auch in der Diakonie Stetten führen wir viele Gespräche mit Politikern.“

Anschließend diskutierten die Bundestagskandidaten mit Pfarrer Rainer Hinzen zu Themen aus dem Bereich der Behindertenhilfe. So standen vor allem Fragen zum neuen Bundesteilhabegesetz, zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und zum Ziel der Kostendämpfung, zu Inklusion und Assistenz sowie zu bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum im Mittelpunkt. „Ich kandidiere für die Grünen, weil ich mich für Demokratie einsetzen möchte. Ich finde zum Beispiel gut, dass die Menschen in der Schweiz zu Themen direkt anstimmen können“, sagte Anna Christmann, die im Wissenschaftsministerium arbeitet. Johanna Tiarks, die selbst seit vielen Jahren im Pflegebereich arbeitet, verdeutlichte während des Gesprächs, dass sie selbst vielfältige Erfahrungen gemacht hat: „Mir ist immer wieder aufgefallen, dass Mitarbeitende in Pflegeberufen nicht das bekommen, was sie eigentlich sollten“. Michael Jantzer arbeitet als Ingenieur bei Bosch und ihm ist wichtig, „dass in der Politik Menschen mitreden, die Berufserfahrung haben, denn Politik muss sich auf Menschen konzentrieren“.

Kostendämpfung auf der einen Seite oder Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention auf der anderen? Beides sind Ziele des neuen Bundesteilhabegesetzes. Anna Christmann sieht gute Ansätze des Bundesteilhabegesetzes, „aber auch noch wichtige Aspekte, die fehlen“. Michael Jantzer sprach sich dafür aus, „besser hinzuschauen, wie das Geld verteilt wird“. Außerdem müsse mehr Geld ins System gebracht werden, um Pflegekräfte besser zu bezahlen. Johanna Tiarks sprach sich dafür aus, die Pflegeberufe insgesamt attraktiver zu gestalten: „Die Leute arbeiten im Durchschnitt nur zwölf Jahre in diesen Berufen, weil sie nicht die Zeit und Möglichkeit haben, sich intensiv um die Menschen zu kümmern. Eigentlich wollen sie etwas bewegen“.