Haus St. Damiano II ist kurz vor der Fertigstellung. Foto: Rehberger - Rehberger

In der Winterbacher Straße bietet eine neues Wohnheim Platz für 24 Menschen mit Behinderung. Die ersten Bewohner ziehen am 4. April ein. Beim Tag der offenen Tür herrschte reges Interesse.

Bad CannstattVor zwölf Jahren wurde im Muckensturm das Haus St. Damiano der Stiftung Liebenau eröffnet, für Menschen mit Behinderung und zusätzlich psychischer Beeinträchtigung. Im Vorfeld hatte es Proteste dagegen gegeben. „Es hat vom ersten Tag an keinerlei Probleme gegeben“, berichtet Peter Francisci, der Leiter der Einrichtung. Der Bedarf nach derartigem Betreuungsangebot und Wohnheimen ist enorm. Daher entschied der Gemeinderat, die Stiftung Liebenau mit der Versorgung von Personen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen zu beauftragen. Am Standort Memberg in der Winterbacher Straße wurde dies umgesetzt. „Es gab 150 Anfragen aus ganz Baden-Württemberg für die 24 Plätze“, berichtet Francisci, der auch die Leitung von St. Damiano II, so der offizielle Name, übernimmt.

Baubeginn war im November 2016, im Juli vergangenen Jahres wurde Richtfest gefeiert. Am 4. April ziehen die ersten vier Bewohner ein, sukzessive folgen die anderen Bewohner. Nachbarn, Angehörige und Interessierte nutzten gestern die Gelegenheit, beim Tag der offenen Tür, die neuen Räumlichkeiten in Augenschein zu nehmen und sich Arbeiten und Leben erklären zu lassen. St. Damiano II besteht aus zwei Gebäuden. Sie liegen auf dem Gelände der Kirchengemeinde St. Peter, die ebenfalls baut – eine neue Kirche und eine Kita.

Der Förder- und Betreuungsbereich ist in einem zweigeschossigen Gebäude zur Straße hin untergebracht, durchgängig barrierefrei und rollstuhlgerecht. Gruppen- und Arbeitsräume sind hell und freundlich gestaltet. Die Bewohner bekommen ein individuelles Konzept zur Tagesbewältigung. „Das ist unsere Spezialität“, so Francisci. Es geht darum, für die Bewohner den Tagesablauf so zu gestalten, dass sie entspannt durch den Tag kommen. Viele der Bewohner sind autistisch geprägt, die meisten zwischen 18 und 22 Jahre alt. „Zunächst einmal geht es darum, sich zurechtzufinden, zusammen zu finden, Kontakt aufzubauen und herauszufinden, wo die Belastungsgrenzen liegen“, beschreit der Einrichtungsleiter die ersten Maßnehmen nach dem Einzug. Dazu stehe ein gut gemischtes Team aus jungen und älteren Mitarbeitern, die zum Teil vom Muckensturm kommen, zur Verfügung. Essen wird geliefert, einmal pro Woche wird zusammen eingekauft und gekocht. Mehrmals täglich werden Spaziergänge unternommen. „Das ist für die Wahrnehmung sehr wichtig.“ Es gibt Gruppenräume und eine Werkstatt für kreative Angebote. Der Förderbereich wird bis 17 Uhr genutzt. Der Mehrzweckraum kann daher von Nachbarn für Feierlichkeiten angemietet werden. Abends steht der Raum für die Kirche zur Verfügung. „Wir setzen auf eine gute Kooperation.“

Das L-förmige Wohnhaus hat auf zwei Etagen Wohnräume untergebracht, im Untergeschoss, das einen separaten Zugang über die Argonnenstraße hat, Zimmer für sechs Beschäftigte. In den beiden Etagen des Wohnheims stehen für zwei Zimmer eine Nasszelle zur Verfügung, pro Etage gibt es zwölf Zimmer, Rückzugsmöglichkeiten, einen Pflegebereich. Die Bewohner sind rund um die Uhr betreut. Es gibt Nachtwache und Nachtbereitschaft. Die Bewohner sind alle aus Stuttgart. Zwischen den Gebäuden entsteht noch eine Wiese mit heimischen Obstgehölz. Mit sozialtherapeutischem Wohn- und Beschäftigungsangebot soll zunächst die persönliche Lebenslage der Betroffenen stabilisiert werden, ein späterer Wechsel in eine niederschwelligere Betreuungsform ist möglich. Die Bewohner werden intensiv heilpädagogisch, pflegerisch, medizinisch und therapeutisch begleitet und gefördert.