Einwegplastik soll in den Unternehmen in Zukunft vermieden werden. Foto: dpa - dpa

Ab 2021 soll EU-weit Einwegplastik verboten werden. Bereits jetzt greifen große Unternehmen in den Neckarvororten die Idee auf und zeigen sich umweltfreundlich. In den Kantinen wird auf Plastik verzichtet.

Bad Cannstatt Plastikmüll ist nahezu überall: In der Umwelt, in den Meeren, in den Mägen von Tieren und sogar in menschlichen Stuhlproben wurde schon Mikroplastik gefunden. Um dem entgegenzuwirken, gibt es einen gesamt-gesellschaftlichen Trend zu mehr Nachhaltigkeit – auch bei deutschen Konzernen. Große Unternehmen wie Vodafone, Siemens oder Sky versuchen in ihren Kantinen weitestgehend auf Einwegplastik wie Kaffeebecher, Geschirr oder Strohhalme zu verzichten. Doch wie sieht es bei den Firmen in den Neckarvororten aus?

Der Cannstatter Automobilzulieferer Mahle versuche „natürlich als Unternehmen nachhaltig zu handeln“, wie Pressesprecherin Margarete Dinger erklärt. In der Kantine gebe es bei Mahle kein Einwegplastik. Geschirr und Becher seien allesamt aus Porzellan. „Generell wollen wir Müll jeglicher Art soweit es geht vermeiden.“

Auch in den Kantinen des pharmazeutischen Großunternehmens Gehe versuche man, „soweit wie möglich“ auf Plastikmüll zu verzichten. „Lediglich Kolleginnen und Kollegen, die ihr Essen zum Mitnehmen bestellen, erhalten dieses im Kunststoffbehälter“, sagt Pressesprecher Dustin Tusch. Dies sei jedoch die „absolute Ausnahme“. Neben dem Einsatz von Porzellangeschirr wird bei Gehe noch auf ein weiteres Material gesetzt. „Bei internen Veranstaltungen, bei denen kein Porzellangeschirr verwendet werden kann, ist die Kantine auf Palmblatt-Geschirr umgestiegen.“

Bei Daimler in Untertürkheim ist man sich seiner Verantwortung durchaus bewusst. „Nachhaltigkeit ist eines der Grundprinzipien der Daimler-Unternehmensstrategie und zugleich ein Maßstab für unseren unternehmerischen Erfolg“, sagt Kathrin Schnurr von der Pressestelle des Unternehmens. Dort arbeite man seit Jahren daran, in den Gastrobetrieben den Einsatz von Einwegplastik zu senken. So habe man zum Beispiel eigene Daimler-Mehrweg-Kaffeebecher in den Kaffee-Shops. In den nächsten Monaten wolle man den kompletten Ausstieg aus Plastik- und Einwegverpackungen einleiten.

Auch bei Porsche „genießt die Nachhaltigkeit eine große Aufmerksamkeit“, wie Pressesprecher Jörg Walz mitteilt. Bei Porsche wird versucht auf Einwegplastik zu verzichten. „In den Kantinen nutzen wir Geschirr und Besteck aus Porzellan und Metall.“ Allerdings ließe sich Plastik bisher nicht komplett vermeiden. In den Selbstbedienungsläden für die Fließbandarbeiter komme teilweise immer noch Besteck – zum Beispiel Kuchengabeln – aus Plastik zum Einsatz. Die Plastikteller wurden jedoch schon durch Pappteller ersetzt. Beim Sportwagenhersteller wolle man in der Zukunft auch „komplett plastikfrei“ sein.

Die Unternehmen greifen damit einer Entwicklung vor, die nicht mehr aufzuhalten ist, da Ende 2018 beschlossen wurde, EU-weit Einwegplastik ab 2021 zu verbieten.

Infos zum EU-weiten Einwegplastik-Verbot ab 2021

Am 19. Dezember haben sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten auf ein Plastik-Verbot geeinigt. Darunter fallen: Teller, Trinkhalme und andere Wegwerfprodukte aus Plastik, die in Zukunft komplett verboten werden. Daneben sollen für eine Reihe von Einmal-Artikeln, die einen gewissen Kunststoffgehalt haben, eine Kennzeichnungspflicht gelten, dazu gehören etwa Feuchttücher. Dabei soll auch auf die negativen Umweltauswirkungen hingewiesen werden. Auch vorgesehen ist, dass sich die Hersteller an den Kosten für die Sammlung und Verwertung der betreffenden Produkte beteiligen. Vor allem für die Kunststoffbranche ist die Einigung bedeutsam und ein harter Einschnitt. Diese machte nach Behördenangaben 2015 einen Umsatz von 340 Milliarden Euro und beschäftigte 1,5 Millionen Menschen. Das Einweg-Plastikverbot soll in Deutschland greifen, sobald die EU-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt ist, das dürfte spätestens 2021 der Fall sein. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie weit das Gesetz tatsächlich greift.