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Plastik ist praktisch, belastet aber auch die Umwelt. Wir zeigen auf, was Verbraucher tun können, um Verpackungsmüll zu vermeiden.

Bad Cannstatt Plastik ist praktisch, vielseitig und bunt. Plastik ist aber auch schädlich für die Umwelt und für die Gesundheit. Der Grund: Plastik verschwindet nicht einfach so, denn es verrottet nicht. Bereits jetzt stapelt sich Plastik auf Mülldeponien, schwimmt in großen Mengen im Meer und hat tödliche Folgen für die Meeresbewohner, die es fressen. Deshalb will die Europäische Union Wattestäbchen, Einweggeschirr und andere Wegwerfprodukte aus Plastik verbieten. Auch in der anstehenden Adventszeit wird Plastikmüll, sei es auf Weihnachtsmärkten oder bei Geschenkverpackungen, in Hülle und Fülle anfallen. Grund genug, zu hinterfragen, wo Plastik im Haushalt vorkommt und ob es möglich ist, darauf zu verzichten.

Zur morgendlichen Routine gehört für die meisten Menschen der Gang ins Bad. Wer sich einmal genauer umschaut, wird feststellen, dass hier fast alle Produkte in Plastik verpackt sind. Angefangen bei Zahnbürste und Zahnpasta über Shampooflaschen bis hin zu zahlreichen Tiegeln und Döschen. Doch wie darauf verzichten? Selbst wenn Deodorant in einer Glasflasche und Zahnpasta in einer Metalltube verpackt sind, die Deckel und Verschlüsse sind aus Plastik. „Man kann die Produkte auch in größeren Packungen kaufen“, sagt Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Stuttgart. Dann fällt zum Beispiel auf 150 Milliliter Zahnpasta nur eine Verschlusskappe und nicht zwei oder drei an. Auch ein Stück Seife, das in Karton verpackt ist, kann eine Alternative zur Duschgelflasche sein. Sogar Shampoo gibt es mittlerweile in Seifenform.

Eine andere Möglichkeit ist, Shampoo, Seife und Waschmittel selbst anzurühren. Anleitungen finden sich dafür zuhauf im Internet. Komplizierter wird es bei Zahnbürsten: Zwar ist ein Griff aus Holz oder Bambus eine Alternative – plastikfreie Borsten sind jedoch Geschmackssache. Manche Hersteller setzen zum Beispiel auf Schweineborsten, was dem einen oder anderen sicher gewöhnungsbedürftig erscheinen mag.

Leichter als bei der Körperpflege lässt sich beim Obst- und Gemüseeinkauf auf Plastik verzichten. Denn dies wird in Supermärkten teilweise unverpackt angeboten. Zum Beispiel Auberginen. Zum Ärgernis der Verbraucher sei das in vielen Supermärkten aber gerade bei Bioware nicht der Fall, sagt Holzäpfel. Der Grund: Damit die Produkte unterschieden werden können, wird Bioware meist extra in Plastikfolie eingeschweißt, so kann die Aubergine aus dem konventionellen Sortiment vom Bioprodukt unterschieden werden. Dass diese Lösung viele Kunden unzufrieden macht, hat auch die Industrie festgestellt. Deshalb werden derzeit Technologien entwickelt, um unverpackte Produkte zu kennzeichnen. „Denkbar sind zum Beispiel Lasergravuren, wie sie teilweise bei Äpfeln eingesetzt werden“, sagt Holzäpfel.

Eine Herausforderung stellt ein Verzicht auf Plastikfolie auch an der Frischetheke dar. Aufgeschnittene Wurst oder Käse können in manchen Supermärkten testweise in Mehrwegschalen gekauft werden. Diese können Verbraucher gegen Pfand bei ihrem Einkauf nutzen. Mitgebrachte Behältnisse sind wegen der Hygienevorschriften an der Kühltheke nicht immer sinnvoll.

Auf Plastikverpackungen verzichtet wird in der Landeshauptstadt bei Schüttgut, einem speziellen Laden im Stuttgarter Westen. Nudeln, Mehl, Gewürze und sogar Waschmittel werden offen angeboten und können selbst abgefüllt werden.

Die tägliche Produktion, Verwendung und Entsorgung von Plastik hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt. Auch in Stuttgart sind beträchtliche Mengen an Kunststoff im Umlauf. 2017 wurden knapp 11 000 Tonnen Verpackungsabfälle im Gelben Sack gesammelt, knapp 40 Prozent davon, also mehr als 4000 Tonnen, waren Kunststoff. In Stuttgart wird Plastikmüll auch über die Wertstoffhöfe und das Wertstoffmobil entsorgt. Insgesamt wurden so im vergangenen Jahr vom Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) circa 78 Tonnen Kunststoff erfasst. Wie viel davon Plastikverpackungen sind, wird statistisch nicht erfasst.

Von Verboten ist Stefan Hertel vom Handelsverband jedoch nicht überzeugt. Die freiwillige Regelung beim Verzicht auf Plastiktüten im Einzelhandel habe gezeigt, dass „Verbote nicht der Königsweg“ sind, sagt er. Wichtiger sei eine Gesamtstrategie für den Ressourcenschutz und noch besseres Recycling. Freiwillige Lösungen hätten ein großes Potenzial – auch weil sie Verbraucher miteinbeziehen, ist Hertel überzeugt. So machen aktuelle Daten für das Jahr 2017 deutlich, dass sich der Plastiktütenverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Milliarden Stück auf 2,4 Milliarden Tüten verringert hat. „Damit ging der Verbrauch von Plastiktragetaschen hierzulande zum zweiten Mal in Folge um ein Drittel zurück“, sagt Hertel. Das zeigt, dass das Verhalten der Konsumenten durchaus etwas Positives bewirken kann.