Ein Knopfdruck reicht, damit an der Beskidenstraße die Rotphase länger dauert. Foto:Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Mit einer Zuflussdosierung stadteinwärts an der Ampel Beskidenstraße soll der Schleichverkehr vom Wohngebiet Espan ferngehalten werden. Darüber waren sich die Fraktionen im Ausschuss für Umwelt und Technik bereits vor vier Wochen einig. Doch wann die Stadt hierfür grünes Licht gibt, darüber konnte das Stadtplanungsamt gestern den Stadträten keine Auskunft geben.

Mit der Eröffnung der Radspuren auf der Alten B 14 vor vier Jahren nahm aus Sicht der Espan-Bewohner das Unglück seinen Lauf. Eine Spur weniger bei der gleichen Fahrzeugzahl, dass es seitdem zu üblen Staus auf der Nürnberger Straße kommt, ist klar. Die Folgen: Die Berufspendler aus dem Remstal meiden das Chaos, biegen an der Karpatenstraße rechts ab und fahren durchs Wohngebiet.

Der Aufschrei dort war groß, zumal eine Verkehrszählung ergeben hatte, dass in der Oberen Waiblinger Straße pro Stunde rund 500 Autos gezählt wurden, die dort nichts verloren hatten. Um das zu verhindern, präsentierte das Stadtplanungsamt dem Bezirksbeirat im Februar 2017 drei Maßnahmen: eine Durchfahrtssperre am Morstattweg, ein Durchfahrtsverbot stadteinwärts in der Oberen Waiblinger Straße sowie eine Pförtnerampel auf Höhe der Beskidenstraße.

Das Durchfahrtsverbot - obwohl laut den Verkehrsexperten beim Stadtplanungsamt die beste und einfachste Lösung - wurde abgelehnt. Die Begründung des Bezirksbeirats: Es geht zu Lasten der Anwohner. Einig war sich das Gremium, dass auf jeden Fall die Stadt zügig das Thema Pförtnerampel angehen und es mit Nachdruck in Fellbach kommunizieren muss. Ohne Gegenstimme wurde der gemeinsame Antrag der CDU und SPD befürwortet, sowohl an der Karpatenstraße als auch am Kleinen Ostring Pförtnerampeln zu installieren. Ein Durchfahrtsverbot in der Oberen Waiblinger Straße soll es nicht geben, stattdessen sollen Durchfahrtssperren von der Nürnberger Straße in die Masuren und Obere Waiblinger Straße errichtet werden.

Verkehrsströme untersuchen

Mittlerweile haben sich auch die Fellbacher zu Wort gemeldet und ihren Unmut über die geplante Pförtnerampel - auch gegenüber OB Fritz Kuhn - geäußert. Im Mai war dann zu vernehmen, dass zunächst eine großräumige Untersuchung der Verkehrsströme gemacht werden soll, die unter anderem nicht nur die täglichen Pendlerströme im Nord-Osten der Landeshauptstadt erfasst, sondern auch feststellt, welche Konsequenzen eine Pförtnerampel an der Karpatenstraße auf die anderen Zufahrtsstraßen - etwa den Kleinen Ostenring - haben könnte.

Eine schallende Ohrfeige für die Espanbewohner - die sich allerdings seit 10. Oktober wieder Hoffnung machen. Damals sagte Stadtplaner Andreas Hemmerich im Bezirksbeirat, dass eine sofortige Drosselung der Grünphase an der Beskidenstraße möglich wäre. Und zwar so, dass im morgendlichen Berufsverkehr nur maximal 900 Fahrzeuge pro Stunde und nicht 1030 die Ampel passieren können. Der Bezirksbeirat stimmte dafür, wie auch der Technikausschuss einen Tag später.

Offenbar waren die Mitglieder beider Gremien der Meinung, dass die Verantwortlichen in der Integrierte Verkehrsleitzentrale die entsprechenden Knöpfe bereits betätigt hatten. Erstaunen gab‘s bei den Fraktionen deshalb gestern im Technikausschuss, als Andreas Hemmerich dies verneinte. Und da der dafür zuständige Bürgermeister Martin Schairer nicht anwesend war, gab es keine Aufklärung über das warum.

Die großräumige Untersuchung des Zuflussverkehrs im Nord-Osten der Landeshauptstadt, das Gutachten soll 2018 erstellt werden und kostet 100 000 Euro, ist laut dem Ausschuss auf jeden Fall sinnvoll. Zumal es sich laut Beate Bulle-Schmid (CDU) um ein komplexes Thema mit Auswirkungen auf viele Cannstatter Verkehrsknoten (Augsburger Platz/Wilhelmsplatz) und Straßen (Schmidener Straße) handelt. Auch Björn Peterhoff von den Grünen glaubt nicht, dass sich die Verkehrsprobleme nur mit Pförtnerampeln lösen lassen. In diesem Zusammenhang fordert die SPD, den ÖPNV stärker einzubinden. Michael Conz dagegen plädiert beim Thema Verkehr für ein restriktiveres Vorgehen gegen Fellbach und zudem für den Bau des Nord-Ost-Rings. Ein Thema, das in der Landeshauptstadt mindestens genauso lange diskutiert wird, wie die Pförtnerampeln.