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Bis zum Jahr 2035 soll das Neckarufer zwischen König-Karls-Brücke und Mühlsteg im großen Stil umgestaltet und dadurch attraktiver werden.

Bad Cannstatt Obwohl der Bezirksbeirat Bad Cannstatt sichtlich angetan war, nachdem Johannes Rentsch, beim Stadtplanungsamt für den Landschaftspark Neckar zuständig, und sein Amtskollege und Verkehrsplaner Andreas Hemmerich die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs für das künftige Neckarknie im Detail vorgestellt hatten, gab es auch lange Gesichter. Denn das Zeitfenster für die Umsetzung dauert laut Rentsch bis 2035. Dennoch, so der Tenor im Bürgergremium, kommt nach Jahren des Zögerns und Zauderns endlich Schwung in ein Thema, das von den Stadtverantwortlichen in der Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelt wurde.

Dass die Umsetzung so lange dauert, hat einen Grund: Die drei Teilbereiche des Neckarknies sind fast zehn Hektar groß, gehen von der König-Karls-Brücke bis zum Mühlsteg und beinhalten neben der alten Eisenbahnbrücke auch die schwierige Rillingmauer, an der sich seit Jahren die Stadtgestalter die Zähne ausbeißen. „Eine anspruchsvolle Aufgabe für die Landschaftsarchitekten, die sie jedoch in der Summe gut gelöst haben“, so Rentsch.

Vor allem der Sieger, die Grünewelle Landschaftsarchitektur in Arbeitsgemeinschaft mit silands/Gresz + Kaiser Landschaftsarchitekten, überzeugten mit ihrem flexiblen Konzept die Jury. Offenkundig wird dies daran, dass die AG ohne Erhalt der Alten Brücke plant. „Die Umsetzung ist jedoch auch mit dem 100 Jahre alten Bauwerk möglich“, so der Stadtplaner.

Seilerwasen als flacher Uferpark

Gelungen sei der neue Seilerwasen, der als weite Wiesenfläche sowohl zum Spazierengehen dienen soll, aber auch mit einem Aktivitätsbereich (Sport- und Spielgeräte) ausgestattet wird. Die Hügellandschaft, die einst zur Bundesgartenschau entstand, wird zu einem flachen Uferpark abgetragen, die Flächen rund um den Hochbunker darin integriert. Was aus Sicht des Stadtplanungsamts wichtig ist: Den Radverkehr in diesem Bereich von den Passanten zu trennen. Radler sollen deshalb auf die Überkinger Straße verlagert werden, die zu einem sogenannten Shared Space (gleichberechtigter Verkehrsraum für alle Verkehrsteilnehmer) umgestaltet wird.

Auch das Flussufer in der Neckarvorstadt wird man nicht mehr wiedererkennen. Beton bleibt zwar Beton, doch soll die Rillingmauer etliche Meter zurückverlegt werden. „Gleichzeitig entsteht ein Promenadenweg auf Flussniveau“, sagte Rentsch. Beim Thema Hochwasserschutz gab das Wasserschifffahrtsamt bereits grünes Licht. In diesem Bereich könnten auch Fahrgastschiffe und sogar das Theaterschiff anlegen.

Doch das schönste Konzept in einer Großstadt kann nur greifen, wenn weniger Verkehr fließt und somit Spielraum für Freiflächen entsteht. Zwei Dinge sind hier laut Verkehrsplaner Andreas Hemmerich entscheidend: Die Eröffnung des Rosensteintunnels 2020 sowie der neue Verkehrsstrukturplan für Bad Cannstatt.

80 Prozent weniger Fahrzeuge

Allein in der Pragstraße, wo sich heute täglich fast 60 000 Fahrzeuge am Amazonashaus vorbeiquälen, rechnet die Stadt mit einem Rückgang der Autos und Lastwagen von fast 80 Prozent. In der Folge reduzieren sich die Mengen, die nach Cannstatt einfahren werden“, sagte Andreas Hemmerich. Auf der Rosensteinbrücke (heute 21 000 Fahrzeuge) sind dies 40 Prozent weniger, in der Brückenstraße (12 000) knapp 31 Prozent. Auch in der Schönestraße, wo heute im Dauerstau 20 000 Fahrzeuge registriert werden, macht sich der Rosensteintunnel mit einem Rückgang der Zahlen um fast 33 Prozent bemerkbar. Diese vielbefahrene Straße wird definitiv genauso zurückgebaut wie die Prag- und die Neckartalstraße. Denn diese Maßnahmen sind Bestandteil des Bauprojekts Rosensteintunnel. Ob, wie von einigen Fraktionen gefordert, die Wilhelmsbrücke autofrei wird, steht noch nicht fest. Das wird noch in den kommunalpolitischen Gremien diskutiert werden.

Viel Lob für „eine Flusslandschaft von herausragender Bedeutung“ gab es durch die Bank von den Fraktionen. „Wir finden uns in vielen Facetten des Konzeptes wieder“, sagte Roland Schmid, Fraktionsvorsitzender der CDU, und nahm Bezug auf die Mole. Denn die soll laut dem Siegerentwurf frei zugänglich werden. Eine Idee, für die sich die CDU schon seit Jahren stark macht. Allerdings plädieren die Christdemokraten – wie übrigens auch der SPD-Sprecher Marcel Schlatterer („Das Geld kann besser verwendet werden“) – für den Abriss der Alten Brücke. Gerade deren Erhalt und Umnutzung spielt für die Grünen eine tragende Rolle am neuen Neckarknie. „Die untergehängte Brücke an der neuen S-21-Querung ist zu schmal, nicht attraktiv und reicht für Fußgänger und Radfahrer nicht aus“, argumentiert Hubert Hermes, der ebenfalls viel Lob für die Pläne am Seilerwasen hatte. Auch das Radwegekonzept sei schlüssig. Die Freien Wähler und ihr Sprecher Gerhard Veyhl zeigten sich sehr zufrieden, dass auch der Hochbunker stehen bleibt und mit einem Restaurant, einer Panorama-Terrasse sowie Ausstellungen aufgewertet werden soll. Was ebenfalls gelobt wurde: Laut dem Siegerentwurf soll die Neckartalstraße zwischen Pragstraße und Wilhelmsbrücke von Autos befreit werden.