René Hildebrandt. Foto: Rehberger - Rehberger

Nach 20 Jahren Mitgliedschaft ist René Hildebrandt aus der CDU ausgetreten. 19 Jahre lang saß er im Bezirksbeirat. Er vermisst Wertschätzung und ist persönlich enttäuscht. Deshalb trat er aus der Partei aus.

Münster Er ist im Stadtbezirk bekannt wie ein bunter Hund. In Münster kennt quasi jeder René Hildebrandt. Wenn der Gullydeckel vor dem Haus wackelt oder die Müllabfuhr nicht aufgetaucht ist, klingelt sein Telefon. „Ich nehme es auf und leite es weiter“, lacht Hildebrandt. Denn er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kümmerer und Vermittler. „Sein“ Münster liegt ihm schwer am Herzen. Und das wissen die Bewohner. Ihr Anliegen wird gehört. „Ich habe immer versucht, mit allen zu reden, zum Wohle der Bürger und des Stadtbezirkes“, sagt Hildebrandt, der nach 20 Jahren in der CDU, 19 Jahre im Bezirksbeirat, davon zehn Jahre als CDU-Sprecher, und 15 Jahre als Vorsitzender der CDU-Bezirksgruppe jetzt aus der Partei ausgetreten ist. Mit ihm haben noch fünf weitere Mitglieder aus Münster die Partei verlassen.

Das schlägt Wellen im Ort – nicht aber in der Partei. Er hat einen formellen Brief bekommen, in dem der Eingang der Kündigung bestätigt wird und der Kreisverband ihm für die Zukunft alles Gute wünscht. „Das passt ins Bild“, sagt der 45 Jahre alte gelernte Versicherungskaufmann. Immer wieder sei er persönlich enttäuscht worden. „Ich bin immer loyal gewesen und habe alle unterstützt.“ Erst nach eineinhalb Wochen, als er auf Facebook seine Enttäuschung kundtat, gab es Rückmeldungen, auch aus der Partei, wurde um Gespräche gebeten. Bezirksvorsteherin Renate Polinski hat ihm sofort nach Bekanntwerden seines Austrittes und Rücktritt seiner politischen Ämter angerufen. „Sie hat es sehr bedauert und wollte mich überreden, bis zur Kommunalwahl im Bezirksbeirat zu bleiben.“ Da er schon so lange im Gremium sitzt, kann er auch jetzt schon aufhören. Der sehr gut vernetzte Hildebrandt hat seine Duftmarken hinterlassen.

Für den Bezirksbeirat und die Partei hat er viel getan. Hildebrandt hat der Partei Mitglieder rekrutiert, im Kreisverband Stuttgart den Arbeitskreis Familie gegründet und viele Jahre als dessen Sprecher fungiert, im Streit um die Sperrung der Hofener Straße vehement Münsterer Belange vertreten, den politischen Besen und die Herbstempfänge ins Leben gerufen, zu denen auf sein Engagement politische Hochkaräter wie Querdenker Wolfgang Bosbach (inzwischen ehemaliger Bundestagsabgeordneter), EU-Kommissar Günther Oettinger, Kultusministerin Susanne Eisenmann, Justizminister Guido Wolf, Heribert Rech (damals Innenminister) oder Peter Hauk (als Landwirtschaftsminister) in den kleinsten Stuttgarter Stadtbezirk geholt. In seinem Esszimmer fanden die Fraktions- und Vorstandssitzungen statt. „15 Jahre lang erhielt ich keine Unterstützung bei meinen Vorhaben, warum soll ich jetzt noch jemanden unterstützen?“ Als er von Liste zur Regionalwahl gestrichen wurde und nicht darüber informiert wurde, sei dass Fass übergelaufen – und er ausgetreten.

Die vielen positiven Reaktionen, die er seitdem erhält, tun gut. Hildebrandt, vierfacher Familienvater, bleibt für Münster aktiv, „aber nicht mehr auf politischer Ebene“. Er ist noch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Münsterer Vereine, im Vorstand des Historischen Vereins Münster und Beisitzer im Musikverein.