Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Die Tage und Wochen vor Weihnachten sind für gemeinnützige Organisationen eine Zeit, in der sie von der Spendenbereitschaft der Menschen profitieren. Diese Wohltätigkeit nutzen aber auch viele Betrüger aus, um sich daran zu bereichern. Experten von der Verbraucherzentrale warnen vor spontanem Spenden und raten, sich zu informieren, bevor man den Geldbeutel zückt.

Die Zahlen sind beeindruckend: Laut der GfK-Studie „Bilanz des Helfens“, die jährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrats durchgeführt wird, spendeten rund 22,1 Millionen Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr etwa 5,3 Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das zwar etwa 600 000 Menschen weniger als 2015, doch dieses Jahr war nun einmal durch die Erdbeben in Nepal und die große Flüchtlingswanderung geprägt.

Traditionell öffnen die Bürger im Dezember ihren Geldbeutel, wobei 2016 das Spendenvolumen mit rund 1,2 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau erreichte und 15 Prozent über dem Vorjahresmonat lag. „Für dieses deutliche Plus sorgte vor allem die Gruppe der über 70-Jährigen“, sagt Daniela Felser, Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats.

1,2 Milliarden Euro allein zur Adventszeit ist eine gewaltige Summe, die natürlich Begehrlichkeiten weckt - leider auch bei kriminellen Elementen. So behaupteten in den vergangenen Jahren Betrüger, die in der Stuttgarter City mit Büchsen unterwegs waren, für die Vesperkirche Geld zu sammeln. Die dortigen Verantwortlichen wussten von ihrem „Gönnern“ überhaupt nichts und warnten unwissende Passanten davor. Doch wie können die auf der Straße erkennen,

ob es sich um einen seriösen Spendenaufruf handelt? „Ein Blick auf die Büchse hilft schon weiter“, sagt Rechtsexperte Erich Nolte von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ist die nicht verplombt, dann sollte man besser kein Geld in den Schlitz stecken. Als bedenkenlos nennt der Jurist beispielsweise die Rettungshundestaffeln vom DRK oder Johanniter. Wer ganz sicher gehen will, der soll sich auch noch entsprechende Ausweise zeigen lassen. „Fragen über die Einrichtung und wohin das Geld fließen soll, helfen ebenfalls weiter“, sagt Erich Nolte. Denn je sparsamer die Infos seien, um so mehr Misstrauen sei angebracht. „Das gilt vor allem bei telefonischen Spendenaufrufen“, so der Experte. Gerade unseriöse Organisationen arbeiten hier mit mitleiderregenden und gefühlsbetonten Geschichten. Vorsichtig bei Spenden sollten Bürger

unbedingt an der Haustür sein. Waren von Behinderten werden in der Regel direkt in den Werkstätten verkauft und nicht an der Haustür oder gar am Telefon. Postkarten von sogenannten Mund- und Fußkünstlern werden meist von einem kommerziellen Verlag angeboten und nicht von einer karitativen Organisation.

Doch egal ob auf der Straße, am Telefon, an der Haustür oder per Brief, Verbraucher sollten sich nie unter Druck setzen lassen und sich vielmehr informieren. „Eine wichtige Orientierung im Spendendschungel bietet auf jeden Fall das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen“, rät Erich Nolte. Denn nur Organisationen, die sich freiwillig und umfassend von dem unabhängigen Institut prüfen lassen, ihr Geld transparent verwalten und zum größten Teil dem Verwendungszweck zukommen lassen, erhalten das sogenannte Spendensiegel für ein Jahr.

Weiter Infos und eine Liste mit allen Einrichtungen, die das Spendensiegel haben, findet man unter www.dzi.de.

Das muss beim Spenden beachtet werden

Niemals unter Druck setzen lassen, weder durch Werber an der Haustür noch auf der Straße. Denn Spenden und Fördermöglichkeiten sind freiwillige Leistungen.

Spenden sollten auf wenige Organisationen konzentriert werden. Das erleichtert die Überprüfung und mindert den Werbe- und Verwaltungsaufwand. Wer vielen Hilfswerken spendet, wird als „aktiver Spender“ registriert und erhält mehr Werbung.

Misstrauen gegen übertriebenen und dringlichen Spendenaufrufen ist angebracht. Seriöse Hilfswerke haben für Not- und Katastrophenfälle vorgesorgt und können die erste Hilfe ohne Rücksicht auf den Spendeneingang starten. Die Spenden sind dann wichtig, um weitergehende Maßnahmen zu finanzieren und die „Katastrophenkasse“ wieder aufzufüllen.

Die Zahl der Spendenorganisationen und die Intensität der Spendenwerbung nehmen ständig zu. Umso überlegter und weniger impulsiv sollten die Spender entscheiden, für was sie spenden wollen.

Unbedingt im Internet über die jeweilige Organisation informieren. Man kann sich die Jahresberichte, Projektbeschreibungen oder Veröffentlichungen zuschicken lassen.

Bei Fördermitgliedschaften gilt in der Regel nicht das Haustürwiderrufsgesetz, das heißt, es gibt kein gesetzliches Rücktrittsrecht. Verpflichten sollte man sich keinesfalls leichtfertig zur Zahlung eines monatlichen Förderbeitrags. Der Spender sollte sich über die in der Satzung festgelegten Kündigungsfristen informieren.

Geldspenden sind in der Regel besser als Sachspenden. Der Grund dafür: Geldmittel können von den Hilfswerken sehr viel flexibler und dadurch effizienter eingesetzt werden als Sachspenden. Sachspenden sind insbesondere dann empfehlenswert, wenn seriöse Organisationen gezielt darum bitten. Zweckgebundene Spenden sollten die Ausnahme bleiben. Denn sie engen den Entscheidungsspielraum der Hilfswerke ein und verursachen zusätzlichen Verwaltungs- und Werbeaufwand.