Hier eine erste Aktion mit Trinkners Installation am 8. Mai 2015 bei der Freien Kunstschule Stuttgart. Quelle: Unbekannt

Die Initiative Stolperstein weitet ihre Aktivitäten jetzt auch im künstlerischen Bereich aus, mit dem Projekt Stolperkunst, zu der sie eine Crowdfounding-Aktion ins Leben gerufen hat.

Bad Cannstatt Stolpersteine fordern zum Nachdenken heraus, zum Nachdenken auch über die Frage, was Erinnerung für unsere Gegenwart und Zukunft bedeutet. Nun gibt es eine weiterführende Inititiative. Sie heißt Stolperkunst. Mit StolperKunst greifen nun Künstler diese Fragen auf und erweitern deren Bedeutung. Unter http://www.stolperkunst.de ist nachzulesen, was wir bisher gemacht und in nächster Zeit vorhaben, um mit StolperKunst der Erinnerungskultur neue frische Impulse zu geben.

Hinter der Initiative stehen Rainer Redies von der Stolperstein-Initiative und Harald Stingele sowie Gabriele Hitnermaier und Boris Burgstaller. Nach dem Motto: Kunst belebt Erinnerung. Deshalb haben sich die Stuttgarter Stolperstein-Initiativen mit Kunstinstitutionen und Künstlern verbündet, um mit Stolper-Kunst die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit aufrecht zu erhalten und mit der Gegenwart zu verknüpfen.

So soll die Aufforderung der Stolpersteine aufgegriffen und die Frage damit verknüpft werden, was es uns heute angeht und mit künstlerischen Mitteln beantwortet werden. In einer Zeit wieder auflebender rechter Ideologien wollen die Beteiligten durch neue Ansätze, kritische Auseinandersetzung und kunstübergreifende Aktionen konkrete Stuttgarter Schicksale ins Hier und Jetzt holen: in Ateliers und Galerien, auf Bühnen und in Konzertsäle, in den öffentlichen Raum und in private Wohnungen.

Kunst macht Arbeit

Weil die Kunst Arbeit macht und die Künstler von Honoraren leben, hat sich die Initiative um einen Zuschuss aus dem Innovationsfonds des Wissenschaftsministeriums beworben. „Wir sind zuversichtlich, die beantragten 30 000 Euro zu bekommen“, so die Initiatoren. Doch sie müssen 20 Prozent Eigenanteil aufbringen. Diese 6000 Euro sollen nun durch Crowdfunding geworben werden.

Der Art der künstlerischen Mitwirkung sollen keine Grenzen gesetzt sein. Ob Lesung, Installation, Grafik, Skulptur, Konzert oder Aufführung. „Willkommen ist, was die Erinnerung belebt und zum Nachdenken anregt“, so die Initiatoren. Anlässe können Gedenktage, Stolperstein-Verlegungen, besondere Ereignisse, aber durchaus auch der Alltag sein. Alle Kunst- und Kulturschaffenden sind zur Beteiligung eingeladen.

Einer der Mitwirkenden bei dem Projekt ist Hans-Jürgen Trinkner. Der Diplomand der Freien Kunstschule Stuttgart hat im kommenden Jahr vor, folgendes Projekt vor der Stauffenberg-Gedenkstätte in Stuttgart, welches im Kleinformat vor ein paar Jahren auf dem Cannstatter Marktplatz beim Schaufenster Kultur der Initiative Kulturnetz Bad Cannstatt gezeigt wurde und erstmals bei der Freien Kunstschule am 8. Mai 2015 eine Präsentation erfuhr, aufzustellen.

Kultur des Erinnerns

Vor über 30 Jahren hat Richard von Weizsäcker vor dem Deutschen Bundestag konstatiert: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Weizsäcker sprach auch über das Ausmaß deutscher Schuld und forderte eine Kultur des Erinnerns. Und: „Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen.“ Hans-Jürgen Trinkners Installation „deutscher Urknall“ will diese Rede in den Blick rücken. Sie zeigt vor dem Hintergrund eines 12 Meter breiten Fotodrucks vom zerstörten Reichstag je 25 567 dunkelbraune Automaten-Becher und handliche Travertinsteine. Die Becher sind auf 20 Tableaus appliziert, die 12 Meter mal 15 Meter Fläche einnehmen. Sie lassen „neben der allgemein sinnlich wahrnehmbaren, ja fast schon körperlich spürbaren Imagination von Masse in Uniformität auch die Assoziation der militarisierten Kohorten zu, die zuerst in Reih’ und Glied zum Reichsparteitag und dann auf das ‚Feld der Ehre‘ gezogen sind“ . So beschreibt es Martin R. Handschuh, Rektor der Freien Kunstschule Stuttgart.

Dieses Projekt ist am 8. Mai 2019 geplant. Es steht unter dem Titel „deutscher Urknall – 70 + 30 von 0 auf 100 – eine soziale Kunst-Installation“, zum 8. Mai 2019, in Erinnerung an Richard von Weizsäcker. Standort: Altes Schloss, bei der Staufenberg-Gedenkstätte.

Daneben und lokal auf Bad Cannstatt bezogen steht noch der Wunsch einer Kunststele am Platz der Altenburger Steige (wir berichteten). Doch hierzu gibt es noch kein abschließendes Ergebnis. Um das Projekt kümmert sich Hans-Jürgen Trinkner, der die Stele auch entworfen hat.

Wie gespendet werden kann, dazu gibt es Infos unter https://www.startnext.com/stolperkunst.