Das närrische Tribunal – bestehend aus Marcus Zaiß, Oberkübler Stefan Kauderer und Panajotis Delinasakis (vorn v.l.) – verurteilte Schultes Bernd-Marcel Löffler (links neben Büttel Wolfgang Pfeffer stehend) zu einem Viertele Riesling. Foto: Gall - Gall

Bad Cannstatts Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler hat während der Fasnet gearbeitet. Ein Unding für die Narren. Deshalb wurde er von ihnen vor Gericht gestellt.

Bad Cannstatt Bereit zum dritten Mal musste sich Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler am Rosenmontag vor dem närrischen Tribunal verantworten. Der Grund: Seit dem Rathaussturm und der damit verbundenen Entmachtung des Cannstatter Bezirksvorstehers am Schmotzigen Donnerstag haben die Narren das Sagen in Bad Cannstatt. Nun werfen ihm die Kübler vor, trotz Zwangsbeurlaubung in seine Amtsstube zurückgekehrt zu sein. Eine nicht zu vergebende Tat.

Erster Ankläger war Büttel Wolfgang Pfeffer: „Der Schultes hat’s gwogt, in sei Rathaus zrick zu kehre und das muss man dem verwehre!“ Löffler versuchte sich aus einem Fenster des Verwaltungsgebäudes heraus, gegen die Anschuldigungen zu wehren. Er beteuerte, kein schlechtes Gewissen zu haben, weil er etwas Wichtiges vorbereiten musste. Für das närrische Tribunal – das dieses Jahr aus Oberkübler Stefan Kauderer, Marcus Zaiß und Panajotis Delinasakis bestand – war diese Verteidigung allerdings nur heiße Luft. Unter lauten Buhrufen des Publikums wurde Löffler dann vom Büttel mit Handschellen aus dem Gebäude und vor das Gericht gezerrt. Dort wollte er sich noch weiter verteidigen, aber die Richter blieben hart. Der Geheimdienst hatte gesehen, dass in der Amtsstube von Schultes Löffler seit Donnerstag oft das Licht gebrannt hatte. Unwiderlegbare Beweise, die letztendlich auch zur Verurteilung führten. Die Strafe: Dem Angeklagten wurde es verboten sein geliebtes Weizenbier zu trinken. Stattdessen wurde er zu einem Viertele Riesling verdonnert. Er nahm die Strafe nach kurzem Zögern dann auch an. „Ich tret ab! Auf eine glückselige Fasnet“, sagte er nach dem Schuldspruch – wahrscheinlich, um die aufgebrachten Kübler zu besänftigen und sich wieder mit ihnen zu versöhnen.

Nachdem das Tribunal sein Urteil gefällt hatte, verabschiedete der Spielmannszug – die Kapelle der Narren – die Richter und den Angeklagten. Im Anschluss zogen verschiedene Narren- und Musikgruppen bei einem kleinen Rumzug über den Marktplatz und die umliegenden Gassen, spielten auf und neckten die Bevölkerung. Danach wurden dann beim traditionellen Schnurren und Schnitzelbänk mit Einstudiertem die Cannstatter Lokale unsicher gemacht. Morgen endet die Fasnet mit noch ein paar Höhepunkten, wie dem Kleinen Rathaus, dem Geizigrufen und der abschließenden Fasnetsverbrennsäufung der Strohpuppe „Hesekiel“.