Quelle: Unbekannt

Eine Chance für die Stadterweiterung, die bislang einzigartig ist. Alleine 18,2 Millionen Mark investierte Stuttgart in den Kauf des damals frei werdenden Geländes auf dem Burgholzhof.

Bad CannstattDie weltpolitische Veränderung seit 1989 führte in Deutschland zur Auflösung vieler Militärstandorte. Darunter die Reiter- samt McGee-Kaserne auf dem Hallschlag, das US-Hospital sowie die Robinson-Barracks auf dem Burgholzhof. Rund 10,5 Hektar wurden alleine dort 1993 von den US-Streitkräften freigegeben. Der Rückzug eröffnete der Stadt eine neue Chance für die Stadtentwicklung, die in ihrer Geschichte ihresgleichen sucht – auch bei der Umsetzung. Zur Abwicklung der Entwicklungs-Maßnahmen wurde eine Projektgruppe gebildet. Die Durchführung übernahm ein Konsortium, bestehend aus dem Siedlungswerk, der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebau GmbH und der Landesentwicklungsgesellschaft. Es war für die Stadt, welche die Planungshoheit besitzt, treuhänderisch tätig. 1995 wurde das Areal für 18,2 Millionen Mark vom Bund erworben. Und erstmals in der Städtebaugeschichte der Stadt wurde eine Planungswerkstatt gegründet. Sie bestand aus Bürgermeistern, Stadträten, Architekten, Initiativen und sogar Kirchenmitgliedern. Drei Tage lang wurde im März 1995 im Schwarzwald diskutiert, wie der Burgholzhof bebaut werden soll. Zuvor hatte das Land signalisiert, fünf Millionen Mark Fördermittel zuzuschießen. Bereits zwei Jahre zuvor wurde mit dem Planungsprozess begonnen. Den Städtebauwettbewerb gewann Parvanta und Wohnhaas aus Fellbach in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Architekten Artur Mohl. Auf dieser Grundlage wurde der Bebauungsplan erstellt, der vom Gemeinderat 1996 abgesegnet wurde. Rund 1000 Wohneinheiten sollten im ersten Bauabschnitt entstehen.

Die Erschließung des Gebiets war über die Auerbachstraße geplant. Der ÖPNV-Anschluss sollte über die Busline 57 erfolgen. Zudem sollte ein Stadtbahnlinie (U 12) unterhalb des Burgholzhofs errichtet werden. Im Zuge der Aufsiedlung waren Kindertagesstätten und Läden ebenso geplant, wie eine Grundschule. Vor allem das denkmalgeschützte Ensemble des Alten Gutshofs war dafür vorgesehen.

1996 begann die Stadt, Teile des Gebietes zu veräußern, die Entflechtungsarbeiten wurden erledigt sowie Alt-und Kriegslasten entfernt. Parallel dazu starteten die Abbrucharbeiten der Mannschaftsgebäude. Immerhin 230 000 Kubikmeter umbauter Raum. Das Gewicht des Abbruchmaterials betrug 100 000 Tonnen, was etwa 5000 Lasterfuhren entsprach. Im D-Zug-Tempo ging es weiter, so dass Spatenstich für den Neubau bereits im Dezember 1996 war. 18 Monate lang prägten bis zu 25 Baukräne das Stadtbild, ehe im Juni 1998 die ersten Bewohner von Baubürgermeister Matthias Hahn begrüßt wurden.