Einmal im Jahr bleibt das Mineralbad Cannstatt für eine Woche geschlossen, damit Handwerker und Reinigungskräfte eine Grundreinigung sowie eine Inspektion durchführen können. Fotos: Gökalp Quelle: Unbekannt

Die Stammkunden des Mineralbads Cannstatt haben es in dieser Woche nicht weiter als bis zur Gastronomie im Eingangsbereich geschafft. Denn wegen Revisionsarbeiten und der jährlichen Beckengrundreinigung sind die Badehalle und die Sauna-Anlage bis einschließlich Sonntag geschlossen. In einem engen Zeitplan wird die komplette Einrichtung auf das Wintergeschäft vorbereitet. Ab Montag können die Gäste wieder zurück in die Becken.

Von Erdem Gökalp

Traditionell wird das Frühjahr dazu genutzt, eine große Putzaktion in den eigenen vier Wänden auszuführen. Nicht jedoch im Mineralbad Cannstatt. Dort schließt man die gut besuchte warme Jahreszeit damit ab, dass Mitte Oktober alle Becken abgelassen werden und für eine Woche statt Saunagängern und Badegästen Handwerker und Putzkräfte die Hallen in Beschlag nehmen. Sie schrubben die Becken, putzen die Fenster und reinigen die Rohre. „Dass die Becken leer sind, ist eine gute Gelegenheit für uns, eine gründliche Inspektion durchzuführen“, sagt Schwimmbadleiter Sergei Dieser. Wenn beispielsweise eine kaputte Fliese gefunden wird, heißt es, schnell zu sein, denn ihr Zeitplan ist knapp. Einige Stammgäste kommen täglich in das Bad und besonders sie trauern jedem verlorenen Tag hinterher. In insgesamt einer Woche soll daher alles fertig sein. „Wir haben einige Handwerker frühzeitig informiert. Wenn wir etwas zum Reparieren finden, kommen sie sofort, ohne Zeit zu verschwenden“, so Dieser. Auch die Arbeiter vor Ort nutzen jede Minute. Bereits als der letzte Gast Sonntagabend das Bad verlassen hat, hat man noch am selben Tag bis spät in die Nacht das Wasser der Becken abgelassen. Bedeutend zeitaufwendiger ist es, die Becken wieder zu füllen. Dies kann bis zu 30 Stunden dauern. Anschließend muss das Wasser noch auf die richtige Temperatur gebracht werden. Die Becken müssen daher als erstes fertig sein.

Diese werden zunächst mit Dampfstrahlern und anschließend in mühsamer Handarbeit sauber geschrubbt. Ebenfalls wird in das große Becken unter dem Paraboldach eine Hebebühne platziert. Denn die Reinigung der markanten Dachkonstruktion über dem Becken ist ebenfalls nur mit aufwendiger Handarbeit zu machen. „Die Arbeiter müssen jede Reihe der Fenster einzeln abarbeiten.“ Von Außen müssen sie dann mit einem Seil gesichert hochklettern, um die schwierigen Stellen zu erreichen. Das Ergebnis ist ein lupenreiner Blick in den Himmel.

Auch die Sauna im zweiten Obergeschoss wird gründlich gereinigt. Bei der Finnischen Sauna ist jedoch nichts mehr zu retten. „Die Bretter müssen enorme Hitze und teilweise den Schweiß der Besucher aushalten, daher halten sie nicht sehr lange.“ Alle zehn Jahre werden sie ausgetauscht. Die Holzwände und Sitzbänke werden bis auf die metallene Beschichtung darunter abmontiert und mit neuem Holz wieder aufgewertet.

Zuletzt wurde das Mineralbad Cannstatt zwischen 2010 und 2011 saniert. Damals hat es 3,6 Millionen Euro gekostet, um teilweise das komplette Dach zu entfernen und durch die neue Konstruktion zu ersetzen. Kein Wunder also, dass das Glasbauwerk mit Sorgfalt gepflegt wird. Trotz der Reinigungsarbeiten ist das Zentrum für ambulante Rehabilitation und das Café Bürkle weiterhin geöffnet. Falls ein Stammgast den Handwerkern über die Schulter schauen will, kann er das von der Gastronomie aus bei einem Kaffee tun.