Seinen 50. Geburtstag konnte Zwergflusspferd Hannibal 2016 noch feiern, dann starb das Tier an Altersschwäche. Foto: Wilhelma - Wilhelma

Der vor Jahren angepeilte Bau eines Geheges für Flusspferde rückt näher. Der Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma hat jetzt eine Bauvoranfrage eingereicht.

Bad CannstattDer vor Jahren angepeilte Bau eines Geheges für Flusspferde rückt näher. Der Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma hat jetzt eine Bauvoranfrage eingereicht. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Realisierung und die Rückkehr der Flusspferde nach Stuttgart einzuleiten. Geplant ist ein Gehege für Zwergflusspferde, nicht für Großflusspferde. Die hatte es in der Vergangenheit in Stuttgart auch einmal gegeben. Die flusspferdlose Zeit brach an , als 2016 erst das letzte Zwergflusspferd Hannibal hochbetagt dahinschied, wenige Monate später die Großflusspferdfrau Rosi das Zeitliche segnete und im Herbst 2017 dann der Großflusspferdbulle Mike nach Tschechien umzog.

Nachdem der Fördervereinsvorsitzende Georg Fundel angeklopft hat, wird das Baurechtsamt demnächst klären, wie es um die planungsrechtliche Zulässigkeit des Vorhabens bestellt ist – ob es trotz eines etwaigen Zielkonfliktes mit einer anderen Nutzung der ufernahen Fläche genehmigt werden kann. „Für das Areal gibt es einen noch recht neuen Bebauungsplan“, sagt Rainer Grund, der Vize im Baurechtsamt. Auf dem Gelände befinden sich momentan Baustelleneinrichtungen für den Bau des Rosensteintunnels, für die Zeit danach sind dort ökologische Ausgleichsflächen für den Tunnelbau vorgesehen. Sie müssen nun vielleicht anderswo realisiert werden.

Zweigeteiltes Gehege

Wie die Prüfung der Bauvoranfrage ausgehen wird, ist noch offen. Klar ist aber, dass das Vorhaben bei Weitem nicht so weit geht wie die Vorstellungen, die manche vor Jahren damit verbunden hatten. Manche träumten davon, dass dereinst wieder Flusspferde im Neckar baden könnten wie vor 300 000 Jahren. Die Träume zerschlugen sich, weil der Neckar heute eine Schifffahrtsstraße ist - und das Wasser den Tieren vermutlich zu kalt wäre. Die Pläne, die von dem mit Zooprojekten vertrauten Schweriner Büro mkk-Architekten stammen, sehen anderes vor: ein zweigeteiltes Gehege, das zwar am Neckar liegt, aber ganz knapp davor endet. Es soll zwei Außenbecken und getrennte Boxen in einem mit Erde überdeckten Stallgebäude haben, jede mit Innenbecken. Die Planung passt für Zwergflusspferde, nicht für Großflusspferde, die würden deutlich mehr Platz brauchen.

Von der Neckarböschung ist das geplante Gehege nur durch einen Uferweg getrennt, von dem aus Schaulustige gratis in den Außenbereich des Geheges blicken können - weshalb die Initiatoren und Planer das Außengehege der Wilhelma gleichsam als Schaufenster des zoologisch-botanischen Gartens und als Appetitmacher betrachten. Gerade Zwergflusspferde seien dafür ideal, meint Georg Fundel, an ihnen hätten Betrachter großen Spaß. Zwergflusspferde tauchen nicht ständig ab, sie halten sich zumeist außerhalb des Wassers auf.

Fundel ist sich sicher: „Unser Vorhaben wird das Highlight im Konzept Stadt am Fluss.“ Für die Wilhelma und ihre jährlich rund 1,7 Millionen Besucher ergebe sich eine ganz neue Qualität, wenn nach dem Bau des Rosensteintunnels die Neckartalstraße vor dem Wilhelma-Haupteingang von vier auf zwei Spuren reduziert wird. Das Verkehrschaos dort gehöre der Vergangenheit an. Die Stadt und die Wilhelma rückten näher zum Fluss, wo Passanten und Radfahrer ganz neue Bewegungsmöglichkeiten erhalten.

Abhängig vom Rosensteintunnel

Für den Gehegebau ist nicht nur grünes Licht vom Baurechtsamt vonnöten, sondern auch ein abgestimmter Zeitplan. Voraussichtlich 2021 wird der Rosensteintunnel, der den Straßenknoten am Mineralbad Leuze unter der Wilhelma hindurch mit dem Pragsattel verbindet, fertig werden. Danach verschwinden die Baustelleneinrichtungen in der Nachbarschaft, und das Gelände wird umgestaltet - nach Plänen, die von der Stadtverwaltung entwickelt wurden und in die sich der Wilhelma-Förderverein sozusagen eingeklinkt hat. Was eine große Mehrheit im Rat im vorigen Jahr sehr begrüßte.

Die Umgestaltung sei eine Voraussetzung für den Gehegebau, der voraussichtlich neun bis zwölf Monate in Anspruch nehmen werde, sagt Georg Fundel. Für die Geländebewegungen am Ufer im bereich des sogenannten Neckarknies hat die Verwaltung im Entwurf des Haushalts 2020/2021 insgesamt 10,34 Millionen Euro vorgesehen, die ab 2021 fließen sollen. Letzte Gewissheit, ob es so kommt, gibt es erst nach der dritten Lesung des Haushalts am 20. Dezember.

Der Förderverein als Bauherr will die Anlage später der Wilhelma schenken. Vom Land als Eigentümer und Träger der Wilhelma wird kein Zuschuss kommen. Vereinschef Fundel sucht zwar noch Sponsoren, aber er ist sich sicher, dass man dieses Vorhaben stemmen kann. Der Aufwand dürfte im unteren Millionen-Bereich liegen. Wilhelma-Chef Thomas Kölpin hat Fundel zugesichert, das Gehege werde nicht leer bleiben.

Durch die Zusammenarbeit mit anderen Zoos werde man geeignete Tiere finden, sagt Wilhelma-Sprecher Florian Pointke. Zwergflusspferde seien akut vom Aussterben bedroht. Insofern komme den Zoos eine wichtige Aufgabe zur Sicherung der Art zu. Neue Halter von Zwergflusspferden seien daher immer willkommen. Wann sie in Bad Cannstatt am Neckarufer zu sehen sein sollen, davon hat man beim Förderverein auch schon ziemlich klare Vorstellung: 2025 soll es auf jeden Fall so weit sein.