Shisha rauchen Foto: dpa - dpa

Vielen Shisha-Bars in Stuttgart drohen Probleme: Vom 15. März an gilt in ein bedingtes Rauchverbot für Wasserpfeifen. Der Grund für den Erlass der Stadt ist farb-, geruch- und geschmacklos – und dennoch brandgefährlich.

Bad Cannstatt Stuttgart Es ist Donnerstagabend. Die „Rebell Lounge“ ist gut gefüllt. Dichter, schwerer Rauch wabert durch die Luft. Das Licht ist gedämpft. Es riecht süßlich, nach dem Aroma von Trauben, nach roten Beeren und exotischen Früchten. Auf mehreren großen Bildschirmen läuft Fußball, Europa League. Immer wieder blubbert es. Es ist das Blubbern von Wasserpfeifen. Denn die Rebell Lounge ist eine der beliebtesten Shisha-Bars in Bad Cannstatt. Shishas, die arabischen Wasserpfeifen, liegen im Trend. Mit ihrem fruchtigen Aroma lösen sie zunehmend die Zigarette als Einstiegsdroge in den Tabakkonsum ab. Laut einer Studie der Krankenkasse DAK aus dem vergangenen Jahr, bei der 7000 Schüler aus sechs Bundesländern befragt wurden, hat jeder zweite Schüler einer zehnten Klasse hat schon einmal Tabak aus einer Shisha geraucht. 15 Prozent der Zehntklässler greifen sogar regelmäßig zur Wasserpfeife. „Für mich ist Shisha rauchen aber nicht mit dem Rauchen einer Zigarette vergleichbar. Es ist etwas, was man mit Freunden macht, ein Anlass, um sich zu treffen, zu spielen, zu reden“, sagt Yusuf Kayseri von der Shisha-Bar „La Mest“ in der Zieglergasse.

Doch nun drohen dem Lokal wie vielen anderen Shisha-Bars in der Landeshauptstadt Probleme. Denn vom 15. März an gilt in Stuttgarter Gaststätten ein bedingtes Rauchverbot für Wasserpfeifen. Der Grund für den Erlass der Stadt ist farb-, geruch- und geschmacklos – und dennoch brandgefährlich. Die Rede ist von Kohlenmonoxid (CO), einem hochgiftigen Gas. Shisha-Tabak wird in einer Wasserpfeife nämlich nicht direkt verbrannt, sondern bei niedrigen Temperaturen mit Hilfe der Wasserpfeifenkohle erhitzt. Bei der Verbrennung der Kohle entsteht CO, das beim Menschen bereits in geringen Mengen Symptome wie Schwindel oder Übelkeit verursacht, in heftigeren Fällen aber auch zu Ohnmacht, Koma oder schlimmstenfalls zum Tod führen kann. Erst Anfang Februar starb in Esslingen eine vierköpfige Familie, weil in ihrem Haus das Abgasrohr einer Gastherme undicht war. Die Feuerwehr stellte eine extrem hohe Kohlenmonoxidbelastung fest.

In den vergangenen Monaten häuften sich zudem Vorfälle, bei denen junge Menschen während oder nach dem Besuch einer Shisha-Bar zusammenbrachen. In Pforzheim, Lörrach, Kaiserslautern, Bremerhaven – immer war der Grund für den Kollaps eine schwere Kohlenmonoxidvergiftung. Für die Stadt Stuttgart war deshalb klar: Es muss sich etwas tun. „Wir haben bereits Ende Dezember den Beschluss gefasst, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Gesundheit der Barsbesucher besser zu schützen“, sagt Karl-Christian Knapp, Sachgebietsleiter Gaststätten beim Ordnungsamt.

Weil unklar ist, wie viele Shisha-Bars es in Stuttgart gibt, blieb für die Stadt nur die Option, eine Allgemeinverfügung zu erlassen. Vereinfacht gesagt heißt das: Jede Bar, die Shishas anbietet, muss sich daran halten. Nur, wer in seinem Lokal eine mechanische Be- und Entlüftungsanlage und eine ausreichende Anzahl Kohlenmonoxidwarnmelder eingebaut hat sowie entsprechende Brandschutzmaßnahmen umsetzt, darf weiter Shishas anbieten. Wer sich dagegen die Vorgaben nicht beachtet, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. „Bußgelder werden individuell festgelegt, Zwangsgelder beginnen bei 1000 Euro“, erklärt Knapp und ergänzt: „Wir werden das regelmäßig zusammen mit der Polizei und der Lebensmittelüberwachung kontrollieren und so versuchen, nach und nach alle Bars zu erfassen.“

Geteilte Reaktionen

Die Reaktionen auf das Verbot vonseiten der Betreiber sind laut Knapp unterschiedlich. Das bestätigt sich beim Gang durch Cannstatter Bars. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Stadt so etwas macht. Gerade bei kleineren Bars gefährdet so ein Verbot die Existenz“, sagt Yusuf Kayseri. Emre Dogan, der regelmäßig ins La Mest kommt, stimmt Kayseri zu: „Die Gäste, die in eine Shisha-Bar kommen, wissen, worauf sie sich einlassen.“ In einem weiteren Lokal in der Altstadt fällt das Urteil ganz anders aus. „Ich finde das Gesetz gut. Schließlich geht es um die Gesundheit“, sagt Serhat, ein Gast der Bar. In der Rebell Lounge weist bereits beim Eintreten in die Bar ein Zettel auf der Tür auf mögliche Gefahren hin. „Sie halten sich in einer Gaststätte auf, in der Shishas geraucht werden. Beim Zubereiten und Rauchen von Shishas entsteht Kohlenmonooxid (CO). Hierdurch können erhebliche Gesundheitsgefahren [...] entstehen. Der Aufenthalt in der Gaststätte erfolgt somit auf eigene Gefahr“, steht da.

„Mehrheitlich zeigen die Betreiber Verständnis“, sagt Knapp. „Ihnen ist ja auch daran gelegen, dass in ihrem Lokal niemandem etwas passiert. Das wäre keine gute Werbung.“ Bemängelt werde vor allem, dass den Bars zu wenig Zeit gegeben werde, um die Vorgaben umzusetzen. „Wir verstehen das, können es uns aber nicht leisten, zu warten und zu riskieren, dass in der Zwischenzeit etwas passiert“, betont er. Ein Beispiel vom vergangenen Wochenende gibt Knapp Recht: Am Sonntag brach in Ludwigsburg ein 19-Jähriger nach dem Besuch einer Shisha-Bar zusammen. Er hatte eine Kohlenmonoxidvergiftung.

Shisha – eine jahrhundertealte Tradition

Der Ursprung der Shisha wird in Indien vermutet. Die erste Shisha soll dort aus einer Kokosnuss und einem hineingesteckten Bambusstock gebaut worden sein. Die heutige Form, die klassische arabische Wasserpfeife, entstand wohl im Ägypten des 16. Jahrhunderts.

Um die Shisha entwickelte sich seither eine Gemeinschaftskultur, die bis heute Bestand hat. Die Shisha verbreitete sich im Iran und in weite Teile der arabischen Welt. In vielen arabischen Ländern ist sie ein fester Bestandteil der Kultur. Das gemeinsame Rauchen wurde und wird bis heute als Symbol der Gastfreundschaft angesehen. Seit einigen Jahren liegt das Shisha rauchen auch hierzulande im Trend.

Gerade bei jüngeren Menschen sind die Wasserpfeifen wegen ihres fruchtig-süßen und stark rauchenden speziellen Shisha-Tabaks beliebt. Der besteht aus Tabak als Basis, Aroma für intensiven Geschmack, Molasse beziehungsweise Zuckersirup als Aromaträger und für den Geschmack und mehrkettigem Alkohol für die Rauchentwicklung. Apfel, Banane, Kirsche, Traube, Schokolade, Kokos – die Auswahl der Geschmacksrichtungen scheint dabei (fast) unbegrenzt.