Vier Schläge benötigt Oberkübler Steffen Kauderer, bis der Gerstensaft aus dem Fass fließt. Organisatorin Franziska Wager schaut zu. Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Das „Maibaumfescht“ und Wettergott Petrus waren sich in der Vergangenheit nicht immer wohlgesonnen. Und so litt manche Veranstaltung in den Vorjahren unter Regenschauern oder Kälte. Am Sonntag bot sich den Besuchern ein anderes Bild: Bei Temperaturen von bis zu 20 Grad und viel Sonnenschein wurde auf dem Marktplatz bis in den späten Abend hinein gefeiert. Wer noch über ausreichend Reserven verfügte, setzte gestern den Feiermarathon fort.

Organisatorin Franziska Wager hat an diesem Sonntagvormittag wenig Grund zum Klagen. Kein Wölkchen ist am blauen Himmel zu erkennen. An den mit Blumen geschmückten Biertischen haben sich bereits vor der offiziellen Eröffnung um 11 Uhr die ersten Besucher niedergelassen. Um die Lautstärke zu testen, spielt die Gruppe „Spundlochmusig“ auf der überdachten Bühne ein paar Takte der späteren Stücke an. Alles passt, um auf dem Marktplatz in den Wonnemonat hinein zu feiern. „Vor allem das Wetter ist perfekt“, freut sich die Vorsitzende der Trachtengruppe des Kübelesmarktes Bad Cannstatt. „Nach der langen Kälteperiode sind die Leute einfach froh darüber, endlich wieder ausgehen zu können.“

Tradition trifft Moderne, lautet das Motto, unter dem die zweitägige Veranstaltung steht. Jüngere und ältere Besucher sollen gleichermaßen angesprochen werden. Das unterstreichen nicht zuletzt die unterschiedlichen Musikgruppen, die auf der Bühne für Stimmung sorgen und manchen aus dem Publikum zum Tanzen anspornen. Den Fassanstich bei der Eröffnung übernimmt Oberkübler Steffen Kauderer. Die Frage, sein wievielter dies bereits sei, kontert er keck mit den Worten: „Heute ist es mein erster.“ Genauso schlagfertig geht es dann an das 30-Liter-Fass. Nach vier Schlägen fließt der erste Gerstensaft in die Krüge. Freibier ist angesagt. Wer dieses verschmäht, wählt ein Rhabarber-Schorle. Würste, Krautschupfnudeln oder Fleisch werden zum Essen angeboten.

Selbst als die Sonne längst untergegangen ist, wird auf dem Marktplatz noch gefeiert und zu der Musik der fränkischen Folk-Band „Gankino Circus“ getanzt. Nach 22 Uhr klingt der erste Tag des „Maibaumfeschts“ wenige Meter weiter im „Roten Hirsch“ mit einer After-Show-Party aus. Für einige Beteiligte wird es eine kurze Nacht: Um 11 Uhr steht am Montag ein Weißwurstfrühstück auf dem Programm - wenngleich bei deutlich nasseren und kühleren Wetteraussichten. „Wir sind sehr zufrieden mit der Besucherresonanz, das Wetter hat uns voll in die Karten gespielt“, lautet das Fazit von Franziska Wager am ersten Abend.

Altstadt im Zeichen der Kinder

Dem Wonnemonat „gehuldigt“ wurde auch am Samstag beim traditionellen Cannstatter Kindermaienfest, bei dem vor allem die kleinen Bewohner der Sauerwasserstadt im Mittelpunkt standen. Bei der vom Cannstatter Volksfestverein organisierten Veranstaltung durfte der traditionelle Umzug durch die Altstadt ebenso wenig fehlen wie das Aufstellen des Kindermaibaums im Felgerhof. Mit „Sina, der Ersten“ wurde zudem die neue Cannstatter Maienkönigin in Amt und Würden versetzt. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Jugendspielmannszug des Musikvereins Hofen, eine Spielstraße sorgte dafür, dass keine Langeweile aufkam. Veranstalter des Festes war der Maibaumverein Bad Cannstatt.