Neben den regulären Linienbussen will die SSB ab 2018 auch noch eine Expressbuslinie über den Wilhelmsplatz fahren lassen. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Bereits in diesem Jahr soll ein Expressbus zwischen dem Wilhelmsplatz Bad Cannstatt und der Stuttgarter Innenstadt pendeln. Die Maßnahme soll solange die U 1 entlasten, bis auf dieser Stadtbahnlinie mit 80-Meter-Zügen gefahren werden kann. Das Thema wird in Cannstatt kritisch bewertet, da im Berufsverkehr heute schon der Wilhelmsplatz als überlastet gilt. Das Thema wird heute den Ausschuss für Umwelt und Technik beschäftigen.

Schon heute geht es - vornehmlich im Berufsverkehr - rund um den Wilhelmsplatz ziemlich chaotisch zu. Kein Wunder: Passanten, Radfahrer, Autos und natürlich auch noch Busse und Stadtbahnen müssen an dem verkehrstechnisch wichtigen Knoten „verarbeitet“ werden. Bereits seit Herbst des vergangenen Jahres hat zusätzlich die U 19 den Regelbetrieb aufgenommen und unterstützt die überlastete U 2 zwischen Wilhelmsplatz und Neugereut.

Und ab diesem Jahr wollen die Verantwortlichen der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) neben der U 1 auch noch die U 16 über den Wilhelmsplatz zwischen Fellbach und Weilimdorf fahren lassen. Geplant ist zudem, zu den Stoßzeiten die U 13 in einem engeren Takt einzusetzen. Das Maßnahmenpaket der Stadt, den ÖPNV weiter auszubauen, ist nicht neu, sorgte jedoch in Bad Cannstatt seit März vergangenen Jahres für Stirnrunzeln. Denn damals gab zunächst der SSB-Aufsichtsrat und ein Tag später der Technikausschuss grünes Licht für eine Expressbuslinie zwischen Bad Cannstatt und der Stuttgarter Innenstadt.

Der Grund: Die Stadtbahnlinie U 1 von Bad Cannstatt in die Innenstadt ist im Berufsverkehr überlastet. Bis die Infrastruktur für 80-Meter-Züge, sprich die doppelte Kapazität, jedoch geschaffen ist, werden noch mindestens drei Jahre vergehen. Eine Schnellbuslinie zwischen Bad Cannstatt und der Innenstadt soll deshalb ab Herbst 2018 kurzfristig Abhilfe schaffen und vom Wilhelmsplatz im Uhrzeigersinn eine Schleife durch die Stuttgarter Innenstadt fahren. Zum Einsatz sollen nur Gelenkbusse mit emissionsarmer, innovativer Antriebstechnik kommen.

Kaum vorstellbar, dass auf dem Wilhelmsplatz noch Spielraum für einen Expressbus sein soll. „Das ist durchaus machbar“, gibt sich SSB-Vorstand Wolfgang Arnold optimistisch. Als „Blaupause“ diene der Berliner Platz, auf dem - trotz der vielen Autos - mehr Kapazitäten für den ÖPNV geschaffen werden konnte. Über die B 14 geht die geplante Route zunächst am Charlottenplatz vorbei, über den Wilhelmsplatz in der City zum Rotebühlplatz und über die Theodor-Heuss-Straße zum Hauptbahnhof. Von dort geht es wieder über die Cannstatter Straße zurück. Angestrebt wird ein 5-Minuten-Takt von Montag bis Freitag in den Hauptverkehrszeiten morgens ab 6 Uhr und abends bis 20.30 Uhr.

Die SSB-Experten haben ausgerechnet, dass pro Stunde in jede Richtung bis zu 1100 Fahrgäste befördert werden können. Doch diese Zahl kann nur erreicht werden, wenn unter anderem auf der Cannstatter Straße der Individualverkehr reduziert wird. „Ansonsten funktioniert der Schnellbus nicht“, hatte SSB-Betriebsleiter Nils Himmelmann bereits vor einem Jahr im Technikausschuss betont. Um die Fahrzeit der Linie X 1, so die vorläufige interne Bezeichnung, zu verkürzen, seien durchgängige Bevorrechtigungen, also „grüne Wellen“ und teilweise eigene Fahrspuren notwendig.

Der Ausbau der Strecke inklusive der Anpassung von Ampelanlagen schlage mit zwei Millionen Euro zu Buche, die jährliche Kosten mit geleasten Bussen mit 2,7 Millionen Euro. Aufschluss über noch mögliche Kapazitäten soll der Rahmenplan Wilhelmsplatz geben, für den im Haushalt 100 000 Euro bereit gestellt wurden.