Der Maler Hermann Geiger in seinem Atelier. Foto: Nachlass Geiger (z) - Nachlass Geiger (z)

Hermann Geiger hat 50 Jahre in Bad Cannstatt gelebt und elf Jahre die Galerie Kunsthöfle geleitet. Jetzt zeigt die Galerie Wiedmann eine Werkschau über den Künstler, der von 1904 bis 1989 lebte und auch Träger des Bundesverdienstkreuzes ist.

Bad Cannstatt Die Galerie Wiedmann erinnert in ihrer kommenden Ausstellung an das Canstatter Urgestein Hermann Geiger. Mehr als 50 Jahre lebte er in Bad Cannstatt, wie Galeristin Dorothea Schwertzel-Thoma feststellt. Elf Jahre lang leitete er die Galerie Kunsthöfle in Bad Cannstatt. Jetzt sind die Werke des Künstlers Hermann Geiger ausgestellt, der von 1904 bis 1989 lebte und 1984 das Bundesverdienstkreuz bekommen hat.

Geiger ist 1904 in Stuttgart geboren. Er hat von 1935 bis 1939 an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert. Verheiratet und mit drei Kindern, arbeitete Geiger während dieser Zeit nachts bei der Post, um die Familie zu ernähren, so die Galerie Wiedmann. Es dauerte allerdings noch viele Jahre bis er seinen Traum verwirklichen konnte. Im Jahr 1939 wurde seine künstlerische Entwicklung durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Geiger wurde eingezogen. Bei einem Angriff auf seinen damaligen Wohnort verbrannte sein gesamtes Frühwerk. Erst im Jahr 1950 hatte Geiger wieder die Möglichkeit, sich auf sein künstlerisches Schaffen zu konzentrieren.

Von 1971 bis 1983 leitete er die Galerie Kunsthöfle in Bad Cannstatt neben seiner Künstlertätigkeit. Er unterstützte und fördere andere Künstler. Das weiß auch die ehemalige Leiterin der Galerie Kunsthöfle, Irene Schmid, die Geiger kannte und seine Arbeiten schätzte. „Er hat es auf seine Art gut gemacht“, sagt sie über seine Leitung. Schon als Kind war Geiger von der Galerie Kunsthöfle beeindruckt. Zusammen mit Kunsthöfle-Gründer Hermann Metzger veranstaltete er später erfolgreiche Ausstellungen und Veranstaltungen und übernahm nach dessen Tode die Leitung des Kunsthöfles.

Die Galerie Kunsthöfle war 1931 als Freilichtgalerie gegründet worden. Sie verlagerte unter Geiger 1973 ihren Standort zunächst in die Räume der Stadtteilbücherei, weil sie einer Neuplanung am Wilhelmsplatz weichen musste. Ein Gemeinderatsbeschluss ermöglichte, dass es in die Räume der Stadtteilbücherei ziehen konnte, später zog es ins Amtsgericht und ins Bezirksrathaus. 1983 übernahm Willy Wiedmann die Leitung, danach Irene Schmid und heute hat sie Helge Bathelt.

Die Cannstatter Galerie Wiedmann zeigt erstmals die Entwicklungslinie der Arbeiten und gibt Einblicke in zentrale Schaffensphasen des Werkes. So ist Geigers grafisches und malerisches Schaffen zu sehen. Es sind Bilder aus dem Leben in der Nachkriegszeit, sakrale Gemälde, Landschaften, Porträts und Akte bis hin zu den skurrilen Figuren seines Spätwerkes. „Der Mensch, seine figürliche Hülle und sein seelisches Inneres, besteht dabei stets als zentrales Kernthema, welchem er sich immer wieder widmet, um es künstlerisch neu zu bearbeiten. In Stift- und Kohlezeichnungen, Öl- und Acrylmalereien sowie zahlreichen Arbeiten in Mischtechniken gibt er seine Ergebnisse in einer eindrucksvollen Sensibilität und einem faszinierenden, künstlerischen Können wieder“, erklärt Lara Eva Seeliger, die sich kunsthistorisch mit dem Nachlass befasst.

Ein Teil der vielschichtigen Sammlung wurde bereits in Ausstellungen in Deutschland wie in Wiesbaden, Baden-Baden und München sowie auch im außereuropäischen Umfeld wie den USA gezeigt. Nun kehren die Werke des Cannstatter Ehrenbürgers und Künstlers zurück an seine Wirkungsstätte.

Das vielschichtige Themenspektrum Geigers Werkes ist, wie Seeliger erklärt, von einem ständigen Austausch geprägt. Bestimmte Motive verarbeitet er immer wieder neu. Geprägt von Verhältnissen, Szenen, und Bildern des Krieges erfasst Geiger sein Umfeld in einer direkten und ungeschönten Darstellung. Das Leid der Menschen spiegelt sich in seinem Frühwerk in einer dokumentarischen Nüchternheit wieder, hat Seeliger festgestellt. Hier entwickelt sich mit der Knappheit an Materialien ein experimenteller, künstlerisch produktiver Umgang mit verfügbaren Materialien. Neben solch erzählenden Darstellungen, gibt es Charakter- und Körperstudien, die einen breiten Raum einnehmen.

Durch Drucktechniken und verschiedene Mischtechniken erzielt Geiger zahlreiche monochrome oder farbenreiche Kunstwerke. Das Streben nach einer intensiven Leuchtkraft der Farbe, die sich von scharfen Konturen begrenzt sieht, entwickelt sich dabei im Laufe der Jahre – so prägten diese vor allem aber die späten Jahre Geigers, stellt die kunsthistorische Expertin fest.

Die Ausstellung mit der Retrospektive zu Hermann Geigers Werk wird am Donnerstag, 17. Januar, um 19 Uhr mit musikalischer Begleitung in der Galerie Wiedmann, Tuchmachergasse 6, eröffnet. Die Ausstellung ist bis 28. Februar zu sehen. Begrüßung durch Nicole Geiger und Yasmin Borain. Ausstellungseröffnung durch Lara Eva Seeliger von der Nachlassverwaltung Geiger.