Mit selbst genähten Kleidern im Stile der Biedermeier-Ära gaben die Mitglieder des Casino Club Cannstatt bei der Eröffnungsfeier einen historischen Exkurs in die Entstehungszeit der beiden Brunnen. Foto: Gökalp Quelle: Unbekannt

(erg) - Fast zehn Jahre hat es gedauert bis die Gottlieb-Daimler-Quelle und die Wilhelmsquelle ihren Weg zurück in den Brunnenhof des Kursaals gefunden haben. Bei einer Feier im historischen Stil der Biedermeier-Ära waren am vergangenen Samstag Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler und Bundestagsabgeordnete Karin Maag vor Ort, um die Quellen offiziell wieder einzuweihen.

Olaf Schulze füllte sich sein Glas an der Daimlerquelle mit Mineralwasser, nahm einen Schluck und verzog hustend das Gesicht. Schnell wurde klar: Das Mineralwasser ist nicht für seinen guten Geschmack, sondern für seine heilende Wirkung bekannt. Der Vorsitzende von Pro Alt-Cannstatt führte mit seiner Geschmacksprobe in einen historischen Vortrag ein, den er zur Eröffnungsfeier am Samstag, in einer Bekleidung im Stile der Biedermeier-Ära, dem Publikum vortrug. Dabei gab er auch einen Einblick in die etappenweise Entstehung des Kursaals. „In den 1880er-Jahren wurde der Brunnen vom damaligen Bauträger, dem Brunnenverein, gebaut“, sagte der Historiker. Auftraggeber war damals Wilhelm Graf von Taubenheim.

Die Feier zur Wiedereröffnung des historischen Brunnens ist deswegen etwas Besonderes, weil die Cannstatter knapp zehn Jahre darauf warten mussten. Die beiden Brunnen wurden für längere Zeit bei einem Steinmetz eingelagert, bevor sie dann im Frühjahr an ihren alten Platz hinter dem Kursaal zurückdurften. Die Sanierung war ein langwieriger Prozess: Vor elf Jahren gab der damalige Bäderchef Richard Joos den in die Jahre gekommenen Zustand der beiden Brunnen bekannt. Da die letzte Sanierung knapp 70 Jahre zurücklag, war eine Auffrischung dringend notwendig. Im Jahr 2007 wurde das zwei Millionen Euro teure Projekt dann angegangen. Dafür mussten die Brunnen zunächst ihren traditionellen Ort verlassen und abmontiert werden. Dass es jedoch ein Jahrzehnt gedauert hat, bis das salzige Wasser wieder fließen konnte, hing damit zusammen, dass zunächst die Sanierung des Großen Kursaals abgeschlossen werden musste.

Die Feier am vergangenen Samstag wurde daher mit Vorfreude erwartet. Mitglieder des Casino Club Cannstatt haben in alten Kostüme den historischen Exkurs zur Entstehungszeit der Quellen mit veranschaulicht. Auch ein Cannstatter Chor gab Volkslieder passend zum Thema zum Besten. „Jetzt gang i ans Brünnele, trink aber nit“, hieß es in einem ihrer Lieder. Doch ob nun getrunken wurde oder nicht, mit der Rückkehr der beiden Brunnen ist ein wichtiger Teil Cannstatter und Stuttgarter Geschichte wieder an seinem ursprünglichen Ort.