Die Cannstatter Zeitung berichtete 1929 über die ersten Spuren der Töpfereien. Quelle: Unbekannt

In Bad Cannstatt gibt es zahlreiche römische Spuren. Im Sparrhärmlingweg weisen Schautafeln auf den Fund der 13 Töpferöfen hin vor zehn Jahren, als dort Wohnhäuser neu gebaut wurden.

Bad CannstattIn Bad Cannstatt gibt es nicht nur in den letzten Wochen zahlreiche Ausgrabungen aus der römischen Zeit, auch neu geschaffene römische Erinnerungsstätten. Der ein oder andere bemerkt sie vielleicht beim Vorbeigehen, weiß aber nicht, um was es sich handelt. Jedes Monument hat seine Geschichte. Eberhard Köngeter hat sich in seinem Buch „Cannstatter Geschichts-Breggala“ mit den Erinnerungsstätten befasst, die in den letzten Jahren in privater Initiative im öffentlichen Raum entstanden sind und weist darauf hin. Wir stellen hier ein paar ausgewählte Orte vor. Heute: neue Schautafeln am Sparrhärmlingweg.

Die Schau- und Erinnerungstafeln am Sparrhärmlingweg weisen darauf hin, dass hier vor genau zehn Jahren, im Jahr 2009, Spuren römischer Töpfereien gefunden worden sind. Hintergrund war, dass im Sparrhärmlingweg die ersten Siedlungshäuser von 1929 abgebrochen worden sind und beim Bau der neuen Häuser Töpferöfen aus der Römerzeit entdeckt worden waren. Sofort wurde eine Rettungsgrabung vorgenommen. Durch den Abbruch und die Neubebauung war die großflächige Ausgrabung möglich geworden. So waren auf einer Fläche von rund 4000 Quadratmetern ein ausgedehnter Töpfereibezirk entdeckt worden, der bereits 1929 festgestellt worden war. Bei der Ausgrabung war auch Andreas Thiel vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart vor Ort. So konnten 13 Töpferöfen unterschiedlichster Bauart von den Denkmalschützern erfasst und dokumentiert werden. Sie unterstreichen einmal mehr auch den Bericht in der Cannstatter Zeitung vom 15. Mai 1929 über den einstigen römischen Töpfereibezirk, den es hier gab und der nun das Geheimnis zutage brachte.

Auch das Gebäude eines römischen Lagerdorfs an der nach Westen in Richtung Rhein führenden Fernstraße, wie Köngeter weiß. Im Cannstatter Stadtmuseum wurden die Funde im März 2011 ein halbes Jahr lang in einer umfassenden Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert. Die Schautafeln erinnern nun am Ausgrabungsort an diese Funde.

Im Sparrhärmlingweg 6 hat es übrigens auch römische Funde gegeben: Dort sind ebenfalls im Vorfeld zu Bauarbeiten eines Neubaus im Jahr 2012 die Grundmauern eines römischen Kaufmannshauses entdeckt worden sowie ein großer, mehrschichtiger Holzbohlenbelag, der um 120 nach Christus zur Abdeckung eines sumpfigen Tümpels angelegt worden ist. Außerdem wurde ein rund 30 Meter langer Abschnitt der vom Kastell Cannstatt nach Pforzheim und weiter nach Straßburg führenden Römerstraße entdeckt.

Köngeter hatte sich dabei nach eigenen Angaben gekümmert, dass ein Teil der Oberbelagssteine des Straßenstücks gesichert und abtransportiert werden konnte, bevor der Neubau startete mit Unterstützung der Grabungsleitung, des Leiters des Garten- und Friedhofsamts und des Bauunternehmers. Die Steine seien dann im Jahr 2017 bei einer neuen Platzgestaltung an der Straßeneinmündung Rommelstraße/Altenburger Steige neu verbaut worden.

Weitere Informationen für Interessierte gibt es in „Gschichts-Breggala“ – Vergessene Geschichte und Geschichten wieder hervorgeholt, herausgegeben von Eberhard Köngeter, ISBN 978-3-00-044437-1, 27,80 Euro, 251 Seiten.