Blumen, Grablichter und Kondolenzkarten am Eingang des Geschäfts gedenken an den 53 Jahre alten Friseur. Foto: Uli Nagel - Uli Nagel

Ein 53-jähriger Friseur, der seit Jahren in Bad Cannstatt lebt und arbeitet, wurde am 12. August auf Sizilien getötet. Beim Täter soll es sich um seinen 30 Jahre alten Sohn handeln.

Bad Cannstatt Ein Cannstatter Friseur, der seit einigen Monaten ein Geschäft am Kreisverkehr Schmidener/Teinacher Straße gegenüber dem Ibis-Hotel führt, ist tot. Der 53-Jährige wurde vor einer Woche am 12. August Opfer eines blutigen Familiendramas in seiner Heimat Piazza Armerina, einer kleinen Gemeinde in der Provinz Enna auf Sizilien mit knapp 22 000 Einwohnern. Sein offenbar psychisch kranker Sohn, der laut den italienischen Behörden in ärztlicher Behandlung sein soll, hat seinen Vater beim Einkaufen mit einem Messer erstochen.

An der Tür des unscheinbaren Ladens in Bad Cannstatt klebt seit einigen Tagen ein Zettel mit dem Hinweis, dass der Friseursalon wegen eines Todesfalls geschlossen sei. Auch das zweite Blatt Papier an der Tür mit der Aufschrift „RIP“ lässt nichts von dem Drama erahnen, dass sich vor einer Woche auf Sizilien abgespielt hatte. Erst ein erklärendes Schreiben über den Tathergang, das einige Tage lang zwischen einem Dutzend Trauerkerzen, Blumensträußen und Kondolenzkarten lag, erzählt von der fürchterlichen Tragödie. Allerdings wurde der Zettel mittlerweile wieder entfernt. Das deutsche Konsulat in Messina bestätigte jedoch auf Anfragen unserer Zeitung das Familiendrama und verwies für weitere Informationen auf die lokale Presse.

Vor Jahren Italien verlassen

Laut den italienischen Zeitungen soll sich der 53-Jährige, der vor Jahren Sizilien, seine Frau und seine beiden Kinder verlassen hatte und sich in Deutschland eine neue Existenz aufbauen wollte, auf einem Kurzurlaub in seiner Heimat befunden und auch seine Familie besucht haben. Drei Tage nach seiner Ankunft war er zusammen mit seiner 21 Jahre alten Tochter beim Einkauf am späten Morgen in einer Metzgerei im Stadtzentrum, als sein 30 Jahre alter Sohn plötzlich das volle Geschäft betrat und dabei laut den Namen seines Vaters gebrüllt haben soll. Dann stach er mehrmals mit einem großen Messer auf den 53-Jährigen ein. Während das Opfer blutüberströmt zu Boden sank, floh der Täter samt Waffe. Obwohl die Rettungskräfte nur wenig später eintrafen, konnten sie nur noch den Tod des Friseurs feststellen.

Der Sohn wurde nach einer kurzen Fahndung in seiner eigenen Wohnung festgenommen und die Tatwaffe sichergestellt. Die Untersuchungen zur Tat sind zwar noch im Gange, doch laut dem italienischen Staatsanwalt hat der Festgenommene, der mittlerweile in einem Gefängnis einsitzt, die Tat zugegeben und dabei auch schwere Vorwürfe gegen seinen Vater erhoben. Er habe ihn als Kind und als Teenager misshandelt. Der 30-Jährige ist polizeilich bekannt und leistete schon mehrmals Widerstand gegen Polizeibeamte. Zudem hatte er laut den Behörden psychische Probleme, tobte sich gerne in Verschwörungstheorien aus und galt in der Stadt als Rassist.

Psychische Probleme

Einige Stunden vor der Bluttat an seinem Vater hatte er in Facebook einige gegen Migranten gerichtete Taten veröffentlicht. Sein Zorn richtete sich laut den Presseberichten auch gegen korrupte Polizisten, einen Psychologen und gegen den US-amerikanischen Schauspieler Richard Gere. Der 30-Jährige litt an der Wahnvorstellung, dass sie alle den „Kalergi-Plan“ umzusetzen wollen. Der Plan, der seinen Namen von einem österreichischen Holocaust-Leugner hat, basiert auf der Überzeugung, dass es eine Verschwörung gibt, um die afrikanische und asiatische Einwanderung nach Europa zu fördern. Für sein soziales Profil hatte der 30-Jährige das Pseudonym Apophis Apep als die altägyptische Gottheit gewählt, die das Chaos verkörperte. In seinem langen Schreiben vor dem Mord an seinem Vater nahm der Täter auch die in „viele Bereichen eingedrungenen Freimaurer“, die „korrupten Polizisten“ und die „Richter“ aufs Korn.

Weder die Stuttgarter Staatsanwaltschaft noch die Polizei sind in den Fall involviert. „Obwohl das Opfer aus Bad Cannstatt stammt – die Tat fand in Sizilien statt und wir sind nicht zuständig“, sagt Monika Ackermann von der Pressestelle der Polizei. Zudem sei das Opfer italienischer Staatsbürger. Erst wenn die Staatsanwaltschaft in Sizilien in der Familientragödie doch noch um Hilfe bitten sollte, werden die hiesigen Behörden natürlich ermittelnd unterstützen.

Während auf Sizilien die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, herrscht im Cannstatter Wohnquartier Entsetzen und Fassungslosigkeit über die Bluttat. Der Ermordete, der schon lange in Bad Cannstatt gelebt und gearbeitet hat, galt als freundlich und war sehr beliebt. Viele Anwohner zählten zu seinen Kunden.