Quelle: Unbekannt

er Burgholzhof gehört zu Cannstatt wie das Mineralwasser und der Wein. Schon von weitem ist der lang gezogene Bergrücken mit dem markanten Aussichtsturm zu erblicken.

Bad Cannstatt Der Burgholzhof gehört zu Cannstatt wie das Mineralwasser und der Wein. Schon von weitem ist der lang gezogene Bergrücken mit dem markanten Aussichtsturm zu erblicken. Und bereits seit dem 19. Jahrhundert wird der Wolfersberg von den Cannstattern als Naherholungsgebiet genutzt. Auf dem Burgholzhof entstand daher vor 150 Jahren auch Cannstatts erstes „Höhenrestaurant“. Denn die Konzession für die Bewirtschaftung wurde im Jahr 1869 erteilt.

Der aus Endersbach stammende Ökonomierat Aldinger und dessen Familie erhielt die Erlaubnis, Ausflügler auf dem Burgholzhof mit Speis und Trank zu versorgen. Was jetzt schwarz auf weiß vorlag, hatte sich jedoch bereits Jahre zuvor zwanglos eingebürgert. Denn bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam dem damals berühmten Wirtshaus Adler eine Schlüsselrolle zu. Ein cleverer Gastronom namens Weisser war gleichzeitig Besitzer eines umfangreichen Gutes auf der Wolfersberger Heide, wo er alle seine Stammgäste bewirtete.

Aber nach seinem Tod ebbte der Andrang in dieser beliebten Einrichtung ab. Der Grund war, dass sich Weissers Schwiegersohn Zeltmann mehr auf die Landwirtschaft konzentrierte. In diesem Zeitraum erhielt der Burgholzhof auch seinen heutigen Namen. 1837 erhielt das Gut des Adlerwirtes Zeltmann auf der Wolfersberger Heide den Namen Burgholzhof“, heißt es in einer Oberamtsbeschreibung. 15 Jahre später verkaufte Zeltmann das gesamte Anwesen an die königliche Hofdomänenkammer. Der Burgholzhof wurde somit zur Staatsdomäne und an die Familie Aldinger aus Endersbach verpachtet. Die große Zeit von Cannstatts einzigem landwirtschaftlichen Unternehmen in dieser Größe konnte beginnen.

In den nun folgenden Jahren wurde das Gut stetig durch den Zukauf von Flächen vergrößert. Auch das Wohnhaus (1853) wurde ständig ausgebaut; und mit der Erteilung der Konzession 1869 begann die Bewirtschaftung. Gleichzeitig wuchs das Gut. Laut einer Oberamtsbeschreibung aus dem Jahr 1895 maß es 84 Hektar. Rund 54 Hektar davon waren Ackerland, 1,5 Hektar Baumäcker mit 2200 Obstbäumen, 3,2 Hektar Weinberge und sechs Hektar Weide- und Wiesenland. Trotz der Vielfalt lag der Schwerpunkt auf der Milchviehwirtschaft. Für besondere Leistungsfähigkeit wurde die Familie Aldinger 1883 mit dem Staatspreis ausgezeichnet.

1927 brachte schließlich das Ende der Domäne Aldinger. Im März wurde ein Vertrag über den Tausch des Cannstatter Wasens mit dem Burgholzhofgelände unterzeichnet. Fortan marschierten hier die Soldaten der Reichswehr. 1891 wurde der Burgholzhofturm gebaut. Der Cannstatter Verschönerungsverein beauftragte den Oberamtsbaumeister Keppler, für 10 000 Mark einen 25 Meter hohen „Rundumblicker“ zu errichten. Er stand am äußersten Zipfel der Domäne, 358,20 Meter über dem Meeresspiegel und damit auf dem höchsten Punkt Cannstatts. Am 19. September wurde der Turm eingeweiht und war fortan ein beliebtes Ausflugsziel. Bis zur Plattform waren es exakt 100 Stufen. Wer die erklimmen wollte, musste damals jedoch bezahlen. Während des Zweiten Weltkriegs war der Turm geschlossen und auch nach Kriegsende war er nicht immer offen. Ab den 1960er-Jahren war er dann dauerhaft zu.

Erst 1984 wurde auf Betreiben des Vereins „Pro Alt- Cannstatt“ hin der Burgholzhofturm renoviert. Die Kosten: rund 312 000 Mark. Seit 1987 ist der Aussichtsturm für die Öffentlichkeit wieder zugänglich und selbstverständlich taucht das Wahrzeichen unter der Nummer „66“ im Historischen Pfad auf. Seit 1989 sorgen Cannstatter Vereine dafür, dass hungrige und durstige Spaziergänger auf dem Burgholzhof wieder Rast machen und den schönen Blick ins Neckartal genießen können. So, wie es Mitte des 19. Jahrhunderts den Ausflüglern vergönnt war.