Aktionen zum Mitmachen sind Bestandteil der Veranstaltung. Bei der RTS Steuerberatungsgesellschaft können Besucher ihre Reaktionszeit testen. Quelle: Unbekannt

Sich informieren, während man gerade frisiert wird oder selbst zur Säge greifen, um einen Handyhalter herzustellen - all das war am Samstag bei der Ausbildungsplatz-Börse der Volksbank Stuttgart möglich. Zahlreiche Interessenten kamen in die Cannstatter Filiale, in der sich Aussteller aus der Region Jugendlichen präsentierten, die noch auf der Suche sind.

Bad CannstattZehn Jahre ist es her. 2009 besuchte Kevin Dima die Azubi-Börse der Volksbank Stuttgart in der Cannstatter Filiale und blieb am Stand der Firma Karl Veyhl hängen. Dort wurde mit einem Geschicklichkeitsspiel für den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik geworben. Die Aufgabe: an einem Waschbecken die Rohre zusammen zu schrauben. Auf Zeit versteht sich. Dima nahm teil, landete auf einem vorderen Platz („erster oder zweiter“) und wurde nach zwei Praktika in dem Betrieb Auszubildender. An diesem Samstagmorgen steht er nun auf der „anderen Seite“ am Stand und berichtet gemeinsam mit zwei Lehrlingen allen interessierten Schülern, welche Fähigkeiten sie mitbringen sollten und was ihm an seinem Beruf so gefällt.

Kevin Dima ist ein gutes Beispiel, warum es sich für die Betriebe und Unternehmen lohnt, den persönlichen Kontakt zu potenziellen Bewerbern zu suchen – und warum es sich auch für die Schulabgänger lohnt, Eigeninitiative zu zeigen und sich Informationen selbst zu Berufen einzuholen, die man vielleicht zunächst nicht in Erwägung gezogen hatte. „Die Ausbildungsplatz-Börse ist deshalb eine Win-win-Situation für alle Beteiligten“, hat auch Helmut Leibner, Regionaldirektor der Volksbank Stuttgart eG, festgestellt. „Sie hat sich als Plattform bewährt – sonst gebe es sie nicht seit 26 Jahren.“

Die Angebotsbreite reicht an diesem Morgen vom klassischen Handwerk (Maler, Friseur, Florist) bis hin zu Dienstleistungsjobs (Versicherungen, Banken, Steuerberater), Vertreter aus dem Berufsfeld Altenpflege oder Ergotherapie werben ebenso wie die Polizei um Nachwuchs. In vielen Fällen werden die Besucher von Azubis selbst darüber informiert, was das Aufgabengebiet umfasst und was auf sie zukommt. Der Vorteil: Das junge Alter ihres Gegenübers senkt in vielen Fällen die Hemmschwelle, Fragen zu stellen. Zwar seien es bis zu ihrem Abschluss noch drei Jahre, aber es sei nicht zu früh, sich Gedanken über die Zeit danach zu machen, betont eine 16-jährige Gymnasiastin aus dem Stuttgarter Westen, die mit ihrer gleichaltrigen Freundin gekommen ist. „Wenn die Leute mich fragen, sage ich meist nur, dass ich etwas Soziales machen will.“

Etwas „Soziales“ – das hat Siegfried Geisinge r vom Evangelischen Verein – Verein für diakonische Arbeit zu bieten. Allerdings merkt er häufig, dass sich die Vorstellung über den Beruf des Altenpflegers bei vielen auf die Formel „satt und sauber“ bringen lässt. Dabei sei der Job viel facettenreicher und werde angesichts der demografischen Entwicklung immer stark gefragt sein. Geisinger nutzt die Gelegenheit, auch dies den Jugendlichen im Gespräch zu vermitteln.

An vielen Ständen können sich die Besucher selbst ausprobieren. Handyhalter werden gezimmert, Reaktionsvermögen oder Geschicklichkeit an Bildschirmen und improvisierten Arbeitsflächen getestet. Am Stand von Maler Maier wird „Air Brush“ angeboten und so greifen viele Anwesende zur Sprayflasche. „Dadurch kommt man leichter ins Gespräch“, sagt Firmenchef Jürgen Maier. Sein überzeugendstes Argument für eine Lehre als Maler und Lackierer ist er allerdings selbst: „Ich habe einfach den geilsten Job der Welt“, sagt er und strahlt über das ganze Gesicht.