Gegen 17 Uhr war ein Arbeiter auf der Tunnelbaustelle auf eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Große Aufregung herrschte am Dienstag in der Pragsstraße. Wegen eines Bombefundes auf der Baustelle des Rosensteintunnels wurde großräumig abgesperrt sowie Häuser und Firmengebäude evakuiert. Rund 100 Polizisten und mehr als 30 DRK-Mitarbeiter waren - neben dem Bombenräumkommando - mehr als sechs Stunden im Einsatz. Kurz nach Mitternacht war der Spuk vorbei - die 500 Kilogramm schwere US-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg war entschärft.

Schon wieder musste der Kampfmittelbeseitigungsdienst nach Bad Cannstatt ausrücken. Erst am 19. September war auf dem Trainingsgelände des VfB Stuttgart ein 50 Kilogramm schwerer Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt und entschärft worden. Doch kein Vergleich zu der Bombe, die ein Baggerführer am Dienstag gegen 17 Uhr auf der Baustelle für den Rosensteintunnel in der Pragstraße ans Tageslicht befördert hatte. Denn der gefährlich Brocken Metall wog rund 500 Kilogramm - Alarmstufe Rot beim Tiefbauamt. Denn seit Beginn der Arbeiten für die vier Röhren unter dem Rosensteinpark hindurch im Jahr 2014 war dies der erste Bombenfund. Natürlich wurde die Baustelle umgehend geräumt.

Da die Kampfmittelexperten feststellten, dass es sich um eine US-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg mit einer mechanischen Zündung handelte, konnte die Entschärfung planmäßig geschehen. Dass wiederum bedeutete, dass die Polizei in Ruhe planen konnte. „Wir haben zunächst einmal Verstärkung aus Aalen angefordert“, sagt Jens Lauer von der Polizeipressestelle. Denn jetzt galt es, in einem Umkreis von 500 Metern um den Fundort zu evakuieren. Zwar setzte die Polizei Lautsprecher ein, doch das ersparte nicht einen langwierigen Klingelputz. „Wie viele Bürger unterm Strich die Häuser verlassen hatten, können wir nicht sagen“, so Lauer. Doch in dem Sperrgebiet, das bis zur Hunklinge reichte, leben rund 1500 Menschen. Zudem wurden die ansässigen Firmen und Einrichtungen sowie die Wilhelma informiert. Gegen 22.30 Uhr wurden dann auch noch die Besucher eines Konzerts, das im Wizemann-Areal stattfand, evakuiert. „Die Betreuung fand zum Teil in SSB-Bussen durch rund 30 DRK-Mitarbeiter statt“, sagt Lauer, wobei rund 200 Personen Unterschlupf in der Kantine des Polizeipräsidiums fanden.

Dauerte der gesamte Einsatz mehr als sechs Stunden, so war der Spuk kurz nach Mitternacht binnen 15 Minuten vorbei - die Fliegerbombe war entschärft. Doch hätte die dort eigentlich nicht schon längst entfernt sein müssen? Bekanntlich hatte die Stadt im Vorfeld der Grabungen für den Rosensteintunnel im Jahr 2010 das gesamte Umfeld auf Bombenverdachtsfälle absuchen lassen. Der Rosensteinpark war tagelang für die Kampfmittelbeseitiger gesperrt und an einem Sonntag wurde sogar die Wilhelma evakuiert, da eine Bombe in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft entdeckt worden war. Insgesamt wurden damals 2,6 Tonnen Sprengsätze gefunden und entsorgt. Unter anderem 29 Phosphor-, 56 Flammstrahl- und 142 Stabbrandbomben. Zudem fanden sich in den insgesamt 39 untersuchten Bombentrichtern noch etwa 300 Kilogramm Munitionsteile.

„Die Stadt ist extrem penibel beim Thema Bomben“, sagt Christian Buch, Projektleiter für den Rosensteintunnel. Er kann sich noch gut an die Aktion vor sieben Jahren erinnern. „Wir haben damals nicht schlampig gearbeitet“, so Buch. Dass man erst sieben Jahre später auf die Bombe im Baustellebereich gestoßen sei, habe einen guten Grund. Denn damals wurden alle Verdachtsbereiche mit Metalldetektoren abgesucht. An der Pragstraße schlugen sie zwar aus, was aber daran lag, dass dort einmal eine Unterführung lag, in der Metall verarbeitet worden war. Dass sich zudem noch eine Bombe dort befand, konnte folglich niemand ahnen, geschweige denn wissen.